UBS
Es lässt sich nicht mehr wegdiskutieren: Das Global Wealth Management kämpft auf allen Ebenen mit grossen Problemen. Eine Analyse der Zahlen zeigt: Die Schwäche ist nicht auf die CS-Integration zurückzuführen.
9. Februar 2024 • Beat Schmid

Die Börse reagierte hart, als Sergio Ermotti die Zahlen für das letzte Quartal bekannt gab. Die Aktie verlor an zwei aufeinander folgenden Tagen rund 5 Prozent – ein heftiger Absturz, den es in diesem Ausmass seit den turbulenten Tagen im März des vergangenen Jahres nicht mehr gegeben hat.

Vor allem die Leistung der globalen Vermögensverwaltung, Ermottis Rennpferd im Stall, fällt unbefriedigend aus. «Das Ergebnis im globalen Wealth Management ist enttäuschend», sagte Vontobel-Analyst Andreas Venditti diese Woche gegenüber der «Finanz und Wirtschaft». Der Vorsteuergewinn im Global Wealth Management brach im vierten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal um 62 Prozent auf 381 Millionen Dollar ein.

«Viel schlimmer» sei, schreibt ein Journalist der Zeitung, dass «die Kosten aus dem Ruder laufen». Diese stiegen um knapp 5 Prozent auf 5,07 Milliarden Dollar. Die «FuW» ist hart in ihrer Kritik, die direkt auf den Spartenchef zielt: Iqbal Khan müsse nun zeigen, dass er die Kosten «rasch in den Griff» bekomme. «Sonst dürften sich seine Chancen verschlechtern, Ermottis UBS-Thron zu übernehmen», schrieb die Zeitung.

Hausgemachte Probleme

Das schlechte Ergebnis lässt sich mit der Übernahme der Credit Suisse und diversen Einmaleffekten wie einer Wertberichtigung auf der SIX-Position erklären. Aber längst nicht nur: Schaut man durch den Zahlenwald auf die Ertragsströme und die Vorsteuergewinne, werden hausgemachte Probleme deutlich, die mit der Übernahme der Credit Suisse wenig bis nichts zu tun haben.

Am deutlichsten zeigen sich die Probleme in der Region Americas, wo die Credit Suisse im Private Banking kaum aktiv war. Der Vorsteuergewinn sank im vierten Quartal 2023 auf 102 Millionen Dollar. Vor einem Jahr hatte die Sparte noch einen Vorsteuergewinn von 375 Millionen Dollar erwirtschaftet. Und ein Jahr zuvor waren es 470 Millionen gewesen. Ein Minus von 78 Prozent in zwei Jahren. Gleichzeitig kletterten die Vergütungen für die auf Provisionsbasis bezahlten Berater in die Höhe.

Obwohl die sogenannten Advisors unter dem Strich weniger Gewinn ablieferten, konnten sie ihre Bezüge um 100 Millionen auf 1,1 Milliarden Dollar steigern. Das hat zum Teil mit dem Incentive-Modell zu tun, das Berater belohnt, die dem Unternehmen neue Gelder zuführen. Doch Neugelder sind nur ein Versprechen auf zukünftige Gewinne, mehr nicht. Die Cost-Income-Ratio kletterte auf unhaltbare 96,1 Prozent.

Lichtblick Heimmarkt

Auch im wichtigen Asiengeschäft schrumpfen die Vorsteuergewinne seit zwei Jahren. Von knapp 200 Millionen Dollar im vierten Quartal 2021 auf 178 Millionen (im Q4 2022) auf heute noch 97 Millionen Dollar. Ein Minus von 51 Prozent. Die Cost-Income-Ratio stieg in diesem Zeitraum um fast 20 Prozentpunkte auf 87,7 Prozent.

Und auch in der Region EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika), wo die UBS nach Americas die zweithöchsten Erträge erzielt, zeigen die ausgewiesenen Zahlen nach unten. Allerdings sind Vergleiche schwierig, weil die Bank das Geschäft mit Finanzintermediären aus der EMEA-Region in die Schweiz verlagert hat.

So bleibt am Ende nur die Schweiz, wo die Zahlen im Global Wealth Management stimmen. Im Heimmarkt profitierte die UBS allerdings stark von der Übernahme der Credit Suisse. Der Gewinn vor Steuern verdoppelte sich auf 341 Millionen Dollar. Zwar wurden die Zahlen nie separat veröffentlicht, doch gemäss Insidern erzielte die CS im Private Banking in der Schweiz einen Ertrag von rund 200 Millionen Franken pro Quartal und einen Vorsteuergewinn von 80 Millionen Franken. Mehr als die Hälfte des Wachstums, das die UBS im Heimmarkt ausweist, dürfte also von der Credit Suisse stammen. Der Rest entfällt auf die Umplatzierung des Intermediärgeschäfts.

Es lässt sich nicht wegdiskutieren: Das Global Wealth Management kämpft auf allen Ebenen mit grossen Problemen. Iqbal Kahn muss «delivern», wie man neudeutsch sagt.

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