Privatebanking
Die Ausgangslage, externe Kandidatinnen und Kandidaten für eine CEO-Position zu finden, war schon schwieriger. Das hat auch mit dem Zusammenbruch der Credit Suisse zu tun.
2. Februar 2024 • Beat Schmid

Julius Bär hat die letzten beiden Male auf einen internen Kandidaten gesetzt – und ist zweimal auf die Nase gefallen. Unter Boris Collardi manövrierte sich die Privatbank in riesige Geldwäscherei-Skandale. Unter Philipp Rickenbacher, der über 20 Jahre bei der Bank war, stürzte sich Julius Bär ins Abenteuer Private Debt und scheiterte kläglich.

Nun soll ein externer Kandidat oder eine externe Kandidatin die Bank wieder auf Kurs bringen, wie Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher am Donnerstag betonte. Die Suche hat bereits begonnen. Das Lohnpaket ist attraktiv: In guten Zeiten verdiente ein Bär-CEO zwischen 6 und 7 Millionen Franken. Dazu kommt der Gestaltungsspielraum, den man als CEO ausfüllen kann. In Whatsapp-Kanälen kursieren bereits die ersten Kandidatenlisten. Es sind bekannte Namen darauf.

Sabine Keller-Busse: Sie hat bei der UBS Karriere gemacht. Sie hat viele Bereiche gesehen und galt lange als Topkandidatin für den CEO-Posten. Wäre die Credit Suisse nicht zusammengebrochen und Sergio Ermotti nicht zurückgekehrt, hätte sie gute Chancen gehabt, den bei Chairman Colm Kelleher in Ungnade gefallenen Ralph Hamers zu ersetzen. Mit der neuen Ausgangslage wird es für sie schon aus Altersgründen schwierig, in zwei oder drei Jahren wieder in die Kränze zu kommen. In diesem Jahr wird sie 59 Jahre alt. Wenn CEO, dann jetzt.

Iqbal Khan: Ganz nach oben zieht es auch Iqbal Khan, der 2019 unter grossem Getöse von der Credit Suisse zur UBS wechselte und seither von einigen Beobachtern als Kronfavorit schlechthin für die Nachfolge von Sergio Ermotti gehandelt wird. Ob er dereinst alle «Boxen ticken» wird, ist allerdings unsicher. Die Spygate-Affäre hat auch ihn belastet, hinzu kommt seine nicht restlos geklärte Rolle im Greensill-Skandal. Obwohl die Finma nie gegen ihn ermittelte, bleiben entscheidende Berichte im Zusammenhang mit den Lieferketten-Fonds unter Verschluss. Dennoch: Mit seinem Renommee als Chef des riesigen UBS-Private-Bankings wäre er ein Gewinn, um Julius Bär international noch stärker zu verankern. Es könnte ihn reizen, endlich CEO zu werden und nicht mehr Teil des riesigen Räderwerks einer Grossbank zu sein.

Claudio de Sanctis: Der ehemalige Europachef der Credit Suisse kletterte die Karriereleiter bei der Deutschen Bank hoch, zu der er 2018 wechselte. Im vergangenen Jahr stieg der 51-jährige Italiener ins Topmanagement der Grossbank auf. Als Chef des Privatkundengeschäfts ist er Mitglied der Konzernleitung. Er gilt als starke Führungspersönlichkeit, kommt aber mit seiner als schroff beschriebenen Art nicht bei allen an.

André Helfenstein: Er wäre die klassische (Deutsch-)Schweizer Lösung. Bei der Credit Suisse war und ist er für den Heimmarkt verantwortlich. Seine Abteilung war immer die Perle im Konzern, die solide Erträge erwirtschaftete – auch als die Credit Suisse längst in der Krise steckte. Während mehrerer Jahre betreute er zudem vermögende Privatkunden in der Region Zürich. Er wäre sicher schnell zu haben und nicht die schlechteste Lösung, um Julius Bär wieder zu einer soliden No-Thrills-Bank zu machen, was ja eigentlich das erklärte Ziel ist. Allerdings müsste Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher über seinen Schatten springen, der sich mit Helfenstein nicht besonders gut verstehen soll, wie CS-Kenner wissen.

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