Die Finma lässt sich mit der wettbewerbsrechtlichen Beurteilung der Fusion von UBS und Credit Suisse viel Zeit. Seit Oktober letzten Jahres liegt eine Untersuchung der Wettbewerbskommission (Weko) auf dem Tisch. Das Bankengesetz sieht vor, dass bei einer Zusammenlegung von zwei Banken nicht die Weko, sondern die Finma über Auflagen entscheiden kann.
UBS-Chef Sergio Ermotti äusserte sich am Analysten-Call vom 6. Februar zu den Auswirkungen der Übernahme der Credit Suisse: Kurzfristig werde es zwar schwierig sein, die Spitzenrenditen zu erreichen, die die UBS in der Vergangenheit erzielt habe, aber sein Ziel sei es, die Lücke innert nützlicher Frist zu schliessen. «Dies erfordert eine Neubewertung und/oder den Ausstieg aus Engagements mit niedrigen Renditen».
Der UBS-Chef sprach aus, was Vertreter der Realwirtschaft schon immer befürchtet hatten: Dass die UBS die Übernahme der Credit Suisse nutzt, um die Konditionen für CS-Kunden zu verschlechtern und/oder sich von ihnen zu trennen. Ermotti nannte explizit die Bereiche Global Wealth Management und das Schweizer Firmen- und Privatkundengeschäft (P&C).
Wie reagiert die Weko auf diese Aussagen Ermottis? Tippinpoint hat bei Olivier Schaller, dem für das Dossier zuständigen Vizedirektor der Weko, nachgefragt. Er sagt, die Wettbewerbsbehörde habe die Aussagen von «Herrn Ermotti zur Kenntnis genommen». Er wolle diese Aussagen nicht direkt kommentieren oder bewerten.
«Wir möchten aber erwähnt haben, dass die UBS, soweit sie durch den Zusammenschluss in einzelnen Märkten eine marktbeherrschende Stellung einnehmen sollte, der kartellrechtlichen Verhaltenskontrolle untersteht.»
Und weiter sagte der Wettbewerbsrechtler: «Wenn sich der Verdacht ergibt, dass sich die UBS in Märkten mit einer marktbeherrschenden Stellung missbräuchlich verhält, kann die Weko dazu Verfahren lancieren.» Damit macht der Weko-Vizedirektor klar, dass die Behörde trotz des Vorrangs der Finma den Markt sehr wohl im Auge behält und jederzeit bereit ist, ein Verfahren einzuleiten.
«Kompetitives Element» wurde begrüsst
Schaller präzisiert, dass der erfolgte Zusammenschluss für Schweizer Unternehmen «Herausforderungen» mit sich bringen könnte, weil sie «bei (gewissen) Finanzdienstleistungen mit einer starken Marktstellung der UBS konfrontiert sind und ihnen die Credit Suisse als ehemalige Hauptkonkurrentin der UBS auf dem Finanzplatz Schweiz nicht mehr als Alternative zur Verfügung steht».
Viele Industriekunden hätten das «kompetitive Element» zwischen den beiden Grossbanken begrüsst. Nach der Fusion der beiden letzten Schweizer Grossbanken dürfte der «Wettbewerbsdruck» auf die UBS «zumindest in gewissen Märkten» abnehmen. «Dies kann einen Einfluss auf Preise, Auswahl, Qualität etc. von Bankdienstleistungen haben», warnt Schaller.
Im Geschäft mit Schweizer Firmenkunden und institutionellen Anlegern hat die kombinierte Grossbank in gewissen Segmenten eine starke Marktstellung. Kenner des Finanzplatzes schätzen den Marktanteil bei ungedeckten Firmenkrediten auf 70 Prozent. Ähnlich hoch ist der Marktanteil bei Handelsfinanzierungen und Bankgarantien für Unternehmen. Aber auch im sogenannten Global-Custody-Geschäft, also der Verwahrung von Wertpapieren, kommen beispielsweise viele Pensionskassen nicht an der kombinierten Grossbank vorbei.