Vogel, friss oder stirb
Die Grossbank will Geschäfte von CS-Kunden «repricen» und/oder kündigen. Angesichts des noch ausstehenden Weko-Entscheids überrascht das Vorpreschen der Bank.
19. Februar 2024 • Beat Schmid

Es waren heikle, bisher kaum wahrgenommene Aussagen, die UBS-Chef Sergio Ermotti am Analysten-Call vom 6. Februar machte. Zu den Folgen der Übernahme der Credit Suisse sagte er: Kurzfristig werde es zwar schwierig sein, die Spitzenrenditen zu erreichen, die die UBS in der Vergangenheit erzielt habe, aber sein Ziel sei es, die Lücke innerhalb eines vernünftigen Zeitraums zu schliessen. «Dies erfordert eine Neubewertung und/oder den Ausstieg aus Engagements mit niedrigen Renditen».

Laut englischem Transkript sagte er: «While in the short-term it will be difficult to produce the best-in-class returns that UBS had previously, our aim is to narrow the gap in a reasonable timeframe. This will require repricing and/or exiting low returning exposures. We will also remain disciplined to ensure that pricing reflects the underlying risk and value of the advice, products and services we provide.»

«As we do this, we will expect to capture gross inflows in GWM and P&C as we prioritize relationships where we provide more holistic client coverage. As I said, we assume that our actions to improve capital efficiency will result in a lower growth trajectory through 2025, a necessary trade-off to create long-term value.»

Heikler Zeitpunkt

Damit sagt der UBS-Chef genau das, was CS-Kunden, Vertreter von Branchenverbänden und Wirtschaftspolitiker befürchtet hatten: Dass die UBS die Übernahme der Credit Suisse nutzt, um Konditionen für CS-Kunden zu verschlechtern und/oder sich von ihnen zu trennen. Ermotti nennt explizit die Bereiche Global Wealth Management und das Schweizer Firmen- und Privatkundengeschäft (P&C).

Ermottis Aussagen sind erstaunlich, weil sie zu einem Zeitpunkt gemacht werden, wo der Entscheid über allfällige Auflagen der Weko noch nicht bekannt ist. Die Weko hat nach der Monster-Übernahme eine umfassende Untersuchung des Schweizer Geschäfts von UBS und Credit Suisse durchgeführt. Der Bericht liegt seit Oktober bei der Finma, die entscheiden muss, ob und welche Auflagen sie umsetzen will.

Wunde Punkte

Die wunden Punkte sind jedoch seit längerem bekannt: Die kombinierte Grossbank hat im Geschäft mit Schweizer Firmenkunden und institutionellen Anlegern in gewissen Segmenten eine enorm starke Marktstellung. Kenner des Finanzplatzes schätzen den Marktanteil bei ungedeckten Firmenkrediten auf 70 Prozent. Ähnlich hoch ist der Marktanteil bei Handelsfinanzierungen und Bankgarantien für Unternehmen. Aber auch im sogenannten Global-Custody-Geschäft, also der Verwahrung von Wertpapieren, kommen zum Beispiel viele Pensionskassen nicht an der UBS vorbei.

Weniger dominant ist die neue UBS im Hypothekengeschäft und bei den Kundeneinlagen, wo sie auf 27 respektive 26 Prozent kommt. Dennoch dürfte die UBS auch hier die Daumenschrauben anziehen, wie die Aussagen von Ermotti zeigen. Im Analysten-Call sagte er, die UBS bevorzuge gegenüber der Credit Suisse Kundenbeziehungen, «bei denen wir eine ganzheitlichere Kundenbetreuung anbieten» (more holistic client coverage). Mit anderen Worten: Kunden, die bei der CS nur eine Hypothek aufgenommen haben, sonst aber keine Geschäfte mit der Bank machen, dürften es schwer haben in der neuen Bank.

Aus Schweizer Optik irrelevant sind allfällige Veränderungen der Konditionen im Wealth Management (GWA).

Im Hintergrund geht es Ermotti um eine verbessere Kapitaleffizienz der Bank. Zum einen ist die UBS dabei, die sogenannten Non-Core-Assets abzubauen. Andererseits will sie aber auch in den Kerngeschäften eine bessere Rendite auf den risikogewichteten Aktiven erzielen, wie Ermotti in der Telefonkonferenz sagte. Kapitaleffizienz und Profitabilität der Credit Suisse seien in den vergangenen Jahren durch Geschäfte beeinträchtigt worden, die nicht in einem gesunden Verhältnis zu den zugrunde liegenden Risiken gestanden hätten.

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