Folgen der Fusion
Nach dem Wegfall der Credit Suisse könnte es bis zu sieben Jahre dauern, bis ein anderes Institut der neuen Megabank Paroli bieten kann – so lange könnten die Wettbewerbshüter die Margen einfrieren.
29. August 2023 • Beat Schmid

Im Firmenkundengeschäft ist der Wettbewerb nach der Übernahme der CS durch die UBS nicht mehr gegeben. Bei ungedeckten oder syndizierten Krediten oder bei Handelsfinanzierungen verfügt die neue UBS über sehr hohe Marktanteile. Dies könnte dazu führen, dass die Grossbank in diesen Bereichen höhere Margen durchsetzen kann.

Die Weko hat nun eine Untersuchung eingeleitet, um abzuklären, ob mit geeigneten Auflagen eine Marktverzerrung verhindert werden kann. Gemäss Recherchen könnte eine Variante sein, bei den Kreditmargen anzusetzen. Dazu müsste die Weko die historischen Margen der UBS und der Credit Suisse in diesem Geschäft analysieren. Danach könnte sie der neuen UBS auferlegen, dass sich die Kreditmargen nur innerhalb einer vorgegebenen Bandbreite bewegen dürfen.

Die Auflage würde so lange gelten, bis eine Konkurrenzbank in der Lage ist, Schweizer Firmenkunden die gleichen Geschäfte anzubieten. Branchenkenner gehen davon aus, dass es bis zu sieben Jahre dauern könnte, bis der Markt wieder spielt und eine Bank das Kreditvolumen der verschwundenen Credit Suisse bewältigen und eine vergleichbare Dienstleistungstiefe anbieten kann.

Springen BNP Paribas oder Commerzbank in die Bresche

Da es sich um ein lukratives Geschäft handelt, ist davon auszugehen, dass Banken in das Geschäft einsteigen werden. Kandidaten könnten die französische BNP Paribas oder die deutsche Commerzbank sein. Unter den Schweizer Instituten kommen allenfalls Raiffeisen oder die Zürcher Kantonalbank infrage.

Wie geht es weiter? «Wir werden Ende September unsere Stellungnahme bei der Finma einreichen», kündigte Ducrey gestern gegenüber der «Handelszeitung» (Abo) an. Ob und welche Auflagen die Weko der Finma empfehlen wird, wollte Ducrey nicht sagen. Bei Bankenfusionen kann die Weko selbst keine Auflagen verhängen. Sie kann lediglich Empfehlungen an die Finanzmarktaufsicht abgeben, die diese dann umsetzen kann oder auch nicht.

Die Weko dürfte sich auch Gedanken über den Retailmarkt machen. Theoretisch könnte sie auch die Abspaltung von Teilen der CS Schweiz oder einzelner Filialstandorte verlangen. Ob sich die Finma darauf einlässt, ist eine andere Frage. Die Behörde hat die Monsterübernahme wochenlang begleitet und auch abgesegnet. Sie wird deshalb keine allzu grossen Auflagen machen, sonst würde sie sich selbst desavouieren.

MEHR ZUM THEMA


10’000, 25’000 Stellen? Die UBS wird voraussichtlich keine konkreten Zahlen nennen

Die UBS wird diffus bleiben, wenn sie diese Wochen den grössten Stellenabbau in der Schweizer Bankgeschichte ankündigen wird. Lieber spricht sie von Kosten.
28. August 2023

Wie die Credit Suisse an die UBS verhökert wurde

Die UBS wollte den Marktpreis zahlen, doch SNB-Chef Thomas Jordan hielt eine Milliarde Franken für angemessen. Axel Lehmann wird als «Brian der Finanzindustrie» verspottet.
25. August 2023

UBS will CS Schweiz integrieren und die legendäre Marke sterben lassen

Laut einem Agenturbericht sind die Würfel gefallen: Die UBS will die CS Schweiz komplett schlucken und die Marke aufgeben. Die Bank kann auf die Unterstützung der Finanzministerin zählen.
24. August 2023

Die potenziell heiklen Nebenämter von Sergio Ermotti und Lukas Gähwiler

Mit der grossen Bankenfusion haben die beiden UBS-Chefs plötzlich viel mehr zu tun – an ihren Nebenmandaten wollen sie aber nichts ändern. Ethos will nun eine «detaillierte Analyse» vornehmen.
23. August 2023