Zwar halten sich die Gerüchte hartnäckig, dass es zur Fusion der beiden Privatbanken kommt. Viel wahrscheinlicher ist, dass Giorgio Paradelli neuer Bär-Chef wird. Auch für Sabine Keller-Busse zeichnet sich eine attraktive Rolle ab.
7. Juni 2024 • Beat Schmid

Die Aktien von Julius Bär und EFG International reagierten prompt, als Inside Paradeplatz gestern die Übernahmegerüchte neu anheizte. Bereits diesen Freitag nach Börsenschluss könnte der Deal bekannt gegeben werden. Der Artikel zitiert auch unser Medium, das vor drei Tagen einen Artikel publiziert hatte, wonach eine Übernahme definitiv vom Tisch sei. Der Grund: Letzte Woche gab es zwei meldepflichtige Aktienverkäufe von zwei EFG-Managern. Während Übernahmeverhandlungen gilt eine Handelssperre für eigene Aktien. Die beiden Banken müssen also zum Zeitpunkt der Transaktionen die Verhandlungen bereits abgebrochen haben.

Grundsätzlich ist immer alles möglich, wir bleiben aber bei unserer Einschätzung, dass es in absehbarer Zeit zu keiner Transaktion kommen wird. Ein möglicher Grund, warum die Gerüchte immer wieder aufflammen, ist, dass EFG-CEO Giorgio Pradelli ein Kandidat für den vakanten Chefposten bei Julius Bär ist. Er sei einer von zwei Anwärtern, die noch im Rennen seien, heisst es aus informierten Kreisen. Bis Ende Juni will die Bank ihren neuen Chef präsentieren. Die letzten Verhandlungsrunden laufen demnach bereits.

Auf den ersten Blick macht ein Wechsel von EFG zu Julius Bär für Paradelli wenig Sinn. Sein Gehalt kann er kaum aufbessern: 2023 verdiente er 5,48 Millionen Franken. Philipp Rickenbacher, Ex-CEO von Julius Bär, kassierte 2022 insgesamt 6,03 Millionen Franken. Im Vorjahr waren es 6,53 Millionen Franken. Zudem ist der Bär-Job komplexer und stressiger. Als CEO müsste er sich um über 7000 Mitarbeitende kümmern, bei EFG sind es etwas mehr als 3000. Der Job bei Bär ist zudem ein Schleudersitz. In den letzten Jahren gab es viele CEO-Wechsel. Das Absturzrisiko ist gross.

Es ist die Eitelkeit

Ein möglicher Grund für den Wechsel: Eitelkeit, vor der kaum ein CEO gefeit ist. Auch Paradelli soll darunter leiden, sagen Insider. Konzernchef von Julius Bär zu sein, verspricht trotz Benko-Debakel immer noch deutlich mehr Prestige. Unter anderem residiert man in einem schönen Büro an der Bahnhofstrasse und nicht irgendwo am Bleicherweg.

Paradelli würde einige Einstellungskriterien erfüllen. Er kennt das Private-Banking-Geschäft und hat gezeigt, dass er Geld anziehen und den Börsenkurs nach oben treiben kann. Grössere Compliance-Flops hat er sich auch nicht geleistet. Was will ein Bank-Verwaltungsrat mehr?

Apropos Verwaltungsrat. Romeo Lacher, der den Nominationsprozess leitet, dürfte selber nicht mehr lange Präsident von Julius Bär bleiben. Insider gehen davon aus, dass er nächstes oder spätestens übernächstes Jahr abtreten wird. Gute Chancen auf die Nachfolge werden UBS-Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse eingeräumt. Da ihre Chancen auf den CEO-Posten bei der UBS eher schwinden, käme ihr das Bär-Präsidium gerade recht. Für sie wäre es der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel. Zudem könnte sie ihr VR-Mandat bei der Zürich-Versicherung behalten.

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