GAM ist an der Börse noch 26 Millionen Franken wert. Die Aktie des Vermögensverwalters kostet noch 17 Rappen - schlimmer geht es kaum. Für den neuen Chef muss die Kursentwicklung frustrierend sein. Seit er im vergangenen Oktober das Ruder übernommen hat, haben die Papiere 60 Prozent verloren. «Wir machen gute Fortschritte», sagt Elmar Zumbühl in einem Interview mit der Londoner Finanzzeitung Financial News.
Anfang Oktober ernannte der Verwaltungsrat den ehemaligen Risikochef per sofort zum CEO des Vermögensverwalters mit Sitz im Zürcher Prime Tower. Eigentlich war Randel Freeman für den Posten vorgesehen. Doch der erfahrene Hedge-Fund-Manager hatte wegen «unvorhergesehener familiärer Umstände» abgesagt. Zumbühl war früher bei Julius Bär und wechselte 2010 zu GAM.
Den angeschlagenen Vermögensverwalter wieder auf Kurs zu bringen, ist kein Spaziergang. Das Unternehmen steckt seit Jahren in der Krise. Auslöser der Probleme war der Skandal um den ehemaligen Starhändler Tim Haywood. Viele Anleger begannen, ihre Gelder abzuziehen - der Mittelabfluss hält bis heute an. Auch im ersten Halbjahr 2024 musste GAM Nettoabflüsse hinnehmen.
Ein Turnaround, keine Krise
«Wir befinden uns in einem Turnaround, nicht in einer Krise», fasst Zumbühl die aktuelle Situation zusammen. «Wir kommen mit der Umsetzung unserer Turnaround-Strategie gut voran, sind aber noch nicht am Ziel.» Es sei klar, dass die Probleme nicht über Nacht gelöst werden könnten.
GAM verzeichnete im ersten Halbjahr einen Vorsteuerverlust von 33,2 Millionen Franken gegenüber 22,5 Millionen Franken in der Vorjahresperiode. Die Nettoabflüsse beliefen sich auf 1,8 Milliarden Franken, eine leichte Verbesserung gegenüber den 2,2 Milliarden Franken, welche die Kunden im ersten Halbjahr 2023 abgezogen hatten. Die verwalteten Vermögen gingen im Jahresvergleich um 13 Prozent auf noch 19 Milliarden Franken zurück.
Durch Personalabbau und weitere Kostensenkungen konnte der Aufwand im ersten Halbjahr um 20 Prozent reduziert werden. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2026 die Gewinnschwelle zu erreichen. Neben den Skandalen um Haywood und seine Verstrickungen mit dem Lieferkettenfinanzierer Greensill sorgte zuletzt ein schier endloses Tauziehen um die Vorherrschaft bei GAM für Unruhe.
Ein Übernahmeangebot des britischen Vermögensverwalters Liontrust wurde von der aktivistischen Investorengruppe NewGAMe um den Telekom-Milliardär Xavier Niel erfolgreich abgewehrt, die vor knapp einem Jahr die Kontrolle übernehmen konnte und dem Unternehmen mit einer Kapitalspritze unter die Arme griff.
GAM soll GAM bleiben
Laut Zumbühl ist NewGAMe der richtige Ankeraktionär für GAM. «An der ausserordentlichen Generalversammlung im letzten September haben 99 Prozent der Aktionäre für den neuen Verwaltungsrat gestimmt und ihm ein klares Mandat für den Turnaround erteilt», sagt er. Seit Zumbühl am Ruder ist, hat das Unternehmen mehrere Neueinstellungen vorgenommen. Er stellte einen Sales Manager für Japan und Australien ein. Im Januar stiess Paul Markham von Newton Investment Management als Leiter des globalen Growth-Aktien-Teams zu GAM. Daniel Durrer, der GAM nach vielen Jahren im Jahr 2022 verlassen hatte, kehrte im Mai als Leiter des Schweizer Marktes zurück.
Freeman, der sich als CEO-Kandidat zurückgezogen hatte, kehrte ebenfalls im Juli zurück, um gemeinsam die Entwicklung des alternativen Geschäfts von GAM zu leiten - ein Bereich, in dem der Vermögensverwalter wachsen will. Geplant sind Büros in Miami und Paris. Als nächster Schritt steht eine Bezugsrechtsemission an, die 100 Millionen Franken einbringen soll. Dann wird NewGAMe die Mehrheit übernehmen.
«GAM ist zurück und attraktiv», sagt Zumbühl. An der Marke will der CEO übrigens festhalten. «Wir haben nicht vor, unsere Marke zu ändern», sagte er gegenüber Financial News. «Unser Brank ist weltweit sehr bekannt, nicht nur in unserem Heimmarkt, wo wir unseren Hauptsitz haben. Je weiter man sich von der Schweiz oder von Grossbritannien entfernt, desto bekannter ist GAM.»