Eskalation in der Finma/Moonshot-Affäre
Ein Finma-Beauftragter hat einer jungen Event-Gastronomin unter Druck die Schlüssel zu einem Berner Restaurant abgenommen. Die Eröffnung fiel ins Wasser. Nun öffnet Juliette Bülowius trotzdem die Türen.
28. November 2024 • Beat Schmid

Sie hat angekündigt, sich zu wehren. Jetzt macht Juliette Bülowius ernst und eröffnet am Freitag an der Berner Schauplatzgasse das Pop-up-Restaurant Supernova. «Alles ist bereit für die Eröffnung am Freitag», sagt sie. Um 18 Uhr wird sie die Türen öffnen.

Damit widersetzt sie sich der Finma beziehungsweise dem von ihr eingesetzten Untersuchungsbeauftragten. Der Zürcher Anwalt Thomas Leder hat Ende September die Geschäfte der Plattform Moonshot und der Wohnungsvermietung Le Bijou übernommen und in dieser Funktion auch die Liegenschaft an der Schauplatzgasse geschlossen.

Das Haus an prominenter Lage in Bern gehört zum Portfolio von Le Bijou und befand sich im Umbau. Die Zürcher Event-Gastronomin Juliette Bülowius plante, darin ein Restaurant mit Bar und Social Club zu eröffnen. Ursprünglich sollte der Pop-up-Betrieb Anfang November mit einer Party starten. Doch der Finma-Beauftragte verhinderte dies. Er setzte die junge Köchin massiv unter Druck und nahm ihr kurz vor der Eröffnung die Schlüssel ab.

Nachdem der Fall Anfang letzter Woche von tippinpoint publik gemacht wurde, sah sich die Finma gezwungen, dazu Stellung zu nehmen. Sie teilte mit, dass zwischen der Wirtin und «einer vom Enforcementverfahren direkt betroffenen natürlichen Person» ein Untermietverhältnis bestehe. Es bestünden «konkrete Anhaltspunkte», dass das Untermietverhältnis «unrechtmässig zustande gekommen sein könnte», schrieb die Behörde.

Recherchen zufolge hat Bülowius den Mietvertrag mit der Einzelfirma von Madeleine Hübner abgeschlossen. Sie und ihr Mann Alexander Hübner sind Hauptprotagonisten in der Finma-Affäre rund um Moonshot. Die Gastronomin erklärte gegenüber dieser Publikation, der Vertrag sei gültig. Sie habe ihn von mehreren Anwälten prüfen lassen. Eine Finma-Sprecherin will die aktuelle Entwicklung nicht kommentieren.

Finma rudert zurück

Ende letzter Woche ruderte die Finma zurück und liess die zuvor eingestellten Aktivitäten der Wohnungsvermietung Le Bijou wieder zu. Unter anderem wurden die Rechnungen wieder bezahlt. Buchungen von Wohnungen über die Buchungsplattform des Luxus-Airbnb sind seither wieder möglich.

Die Untersuchungsbeauftragten der Finma müssen laut einer Finma-Sprecherin «immer verhältnismässig vorgehen, wobei der Schutz der Gläubiger- und Anlegerinteressen im Zentrum steht». Was verhältnismässig sei, hänge wiederum «von der konkreten Sachlage ab, die sich – aus Sicht der Betroffenen erleichternd oder erschwerend - verändern kann».

Juliette Bülowius pocht auf die Erfüllung ihres Mietvertrages und eröffnet deshalb das Restaurant. Die Schlüssel hat ihr der Untersuchungsbeauftragte bis heute nicht zurückgegeben. Bülowius hat sich andere Schlüssel besorgt und arbeitet nun mit Hochdruck an den Vorbereitungen für die Eröffnung am Freitag. Das Personal, dem sie wegen der Schliessung absagen musste, stehe bereit, sagt sie.

Die Finma fuhr vor rund zwei Monaten ein. Sie eröffnete eine Vorabklärung gegen die Finma Moonshot, die Investitionen in Privatmarktanlagen vermittelt. Mit Moonshot sind weitere Firmen verbunden. Unter anderem Le Bijou, die sogenannte Serviced Apartments in verschiedenen Städten vermietet.

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