Rächerin der CS-Aktionäre
Der Verein, der sich für mehr Transparenz bei Schweizer Unternehmen einsetzt, steht ohne Präsidentin da. Vermeldet wird das nicht.
10. Januar 2025 • Beat Schmid

Wie aus dem Handelsregister hervorgeht, ist Gisèle Vlietstra Anfang Jahr als Präsidentin des Vorstands des umstrittenen «Schweizerischen Anlegerschutzvereins» zurückgetreten. Ihre Einzelunterschriftsberechtigung ist erloschen. Die Berechtigung wurde auf Vorstandsmitglied Arik Röschke übertragen, bisheriger Sekretär des Vorstandes.

Der Verein, der sich nach eigenen Angaben für Transparenz und gute Corporate Governance auf dem Schweizer Kapitalmarkt einsetzt, hat den Wechsel an der Vereinsspitze bisher nicht kommuniziert. Auch auf der Website findet sich kein Hinweis darauf. Die dort einsehbaren Statuten weisen Vlietstra weiterhin als Präsidentin des Vereins aus. Auch Arik Röschke wird weiterhin als Generalsekretär des Vereins bezeichnet.

Der Verein entstand 2021 im Zusammenhang mit einem heftigen Aktionärsstreit um das Burgdorfer Solarunternehmen Meyer Burger. Vlietstra gehörte zur Investorengruppe Sentis und war mit dem in Monaco wohnhaften Financier Urs Fähndrich verbunden, der kurzzeitig im Verwaltungsrat von Meyer Burger sass. Nach seinem Ausscheiden wurde der Verein ins Leben gerufen. Der Sekretär des Vereins, Arik Röschke, ist eng mit Fähndrich verbunden und sitzt mit ihm im Verwaltungsrat der Gold Partners AG und der Coarus AG. Fähndrich ist in verschiedenen Rechtsfällen engagiert, unter anderem in Zusammenhang mit einem Batterie-Startup.

In den Blick der Öffentlichkeit geriet der Anlegerschutzverein nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Im Juni 2023 gab er bekannt, dass er eine Klage für die Aktionäre der CS koordinieren werde. Ein Jahr später kündigte der Verein eine Kooperation mit der Westschweizer Geschädigtenorganisation Legal Pass an. Seither gab es kaum noch Verlautbarungen in Sachen Credit Suisse. Der Anlegerschutzverein vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von 1500 Aktionärinnen und Aktionären.

Nach Monaco abgesetzt?

Im Sommer machte tippinpoint publik, dass sich die Präsidentin des Vereins, Gisèle Vlietstra, mutmasslich ins Steuerparadies Monaco abgesetzt hat. In der jüngsten Handelsregistermeldung von Januar 2025 ist zwar noch Gross bei Einsiedeln als Wohnort angegeben, doch dort scheint sie schon seit längerer Zeit nicht mehr zu leben. Im Fürstentum am Mittelmeer ist sie ins Vermietungsgeschäft von Ferienwohnungen eingestiegen. Auf ihrem Linkedin-Profil gibt sie Monaco als Wohnort an.

Laut der «Handelszeitung» soll Vlietstra früher in Spitzenpositionen bei Milliardenkonzernen wie Johnson & Johnson und Procter & Gamble gearbeitet haben und über ein «stattliches Vermögen» verfügen. Ihr Aktienpaket von Meyer Burger soll einst 20 Millionen Franken wert gewesen sein.

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