Dekotierung
Bereits Anfang Juni geht der Siechgang an der Börse zu Ende. Zudem erhält der angeschlagene Stahlkocher einen Aufschub für die Veröffentlichung der Jahresergebnisse.
5. März 2025 • Beat Schmid

Die Aktien des angeschlagenen Innerschweizer Stahlkochers Swiss Steel werden am 5. Juni zum letzten Mal gehandelt. Das gab das Unternehmen am Mittwoch bekannt. Im Februar entschieden die Aktionäre des vom Amag-Erben Martin Haefner kontrollierten Unternehmens, die Aktien von der Börse zu nehmen.

Das Unternehmen liess keine Zeit verstreichen. In einem sehr schnellen Verfahren genehmigte die SIX das Dekotierungsgesuch. Die Aktien sind ab dem 6. Juni 2025 nicht mehr an der SIX Swiss Exchange handelbar. Unmittelbar danach hätten alle verbleibenden Aktionärinnen und Aktionäre die Möglichkeit, die Aktien über die ausserbörsliche Handelsplattform LPZ-X der Privatbank Lienhardt & Partner zu handeln, teilt Swiss Steel mit.

Pikant ist: Im Zusammenhang mit der Dekotierung hat die SIX das Unternehmen zudem von der Pflicht zur «fristgerechten Veröffentlichung» der Jahresergebnisse befreit. Wann der Geschäftsbericht für das Jahr 2024 veröffentlicht wird, ist nicht bekannt. Die Swiss Steel Group werde diesen gemäss den «geltenden Vorschriften» publizieren. Der genaue Veröffentlichungstermin werde zu gegebener Zeit auf der Website des Unternehmens bekannt gegeben.

Es ist davon auszugehen, dass die Zahlen fürs abgelaufene Jahr tiefrot ausfallen werden. Wie tippinpoint bereits im Februar schrieb, dürfte bald nach der Dekotierung die nächste Kapitalerhöhung anstehen. Der Grund sind die Schulden, die der Stahlkonzern bei einem Bankenkonsortium offen hat. Es geht um einen ausstehenden Kredit von 220 Millionen Franken, der dieses Jahr ausläuft.

Banken machen Druck

Die Bankengruppe, unter anderem mit UBS/CS und J.P. Morgan, soll im Hintergrund Druck machen. Daher dürfte Grossaktionär Martin Haefner noch einmal frisches Eigenkapital in das Unternehmen pumpen müssen, so Quellen aus der Finanzbranche. Das müsse nicht unbedingt eine klassische Kapitalerhöhung sein, sondern könne auch in Form eines Darlehens geschehen, das später in Aktien gewandelt werde.

Für dekotierte Gesellschaften sind Mittelbeschaffungen günstiger, da Kosten für den Emissionsprospekt und andere Bankgebühren in Millionenhöhe wegfallen. Zudem: Wenn Swiss Steel nicht mehr an der Börse ist, erfährt die Öffentlichkeit nie die genauen Konditionen.



Die letzte Kapitalerhöhung wurde im April 2024 durchgeführt. Damals kam es zu einem heftigen Zerwürfnis zwischen Peter Spuhler und Martin Haefner. Der Ostschweizer Bahnindustrielle wollte nur frisches Geld einschiessen, wenn sein Sanierungsplan – inklusive Absetzung des Verwaltungsratspräsidenten – umgesetzt würde. Dafür wollte Haefner nicht Hand bieten. Er vertraute der bestehenden Führungscrew und musste die Kapitalerhöhung von 300 Millionen Euro allein stemmen.

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