Der Markt für Hypotheken spielt nicht mehr wie auch schon. Das gefallene Zinsniveau bedeutet nämlich nicht, dass die Banken nun grosszügiger Hypotheken vergeben, sagt Adrian Wenger, Hypothekenexperte beim VZ Vermögenszentrum, im Gespräch. Eher das Gegenteil sei der Fall: «Viele Eigenheim-Interessierte beklagen sich, dass die Banken bei der Vergabe von Hypotheken die Bremse angezogen haben.»
«Das Kapital ist knapper geworden», sagt Wenger. Laut dem Experten gibt es dafür zwei Hauptgründe. Zum einen mache sich der Wegfall der Credit Suisse im Markt spürbar, die bis zuletzt sehr aktiv im Hypothekengeschäft war. Die UBS, die das Kreditbuch der Bank übernommen hat, sitze nun auf zu vielen Hypotheken und bremse daher im Neugeschäft.
Dann schlage auch das auf Anfang Jahr neu eingeführte Eigenkapitalregime unter Basel III durch, sagt Wenger. Unter dem neuen Regime müssen Banken riskantere Finanzierungen mit mehr Eigenkapital unterlegen, was für die Banken Zusatzkosten verursache, sagt Wenger. Diese würden zum Teil via höhere Margen auf die Kunden überwälzt, sagt der Hypotheken-Experte des VZ Vermögenszentrums.
Banken haben Basel III verschlafen
Obwohl die Einführung seit über einem Jahr der Branche bekannt war, haben sich einige Hypothekengeber kaum um die Folgen gekümmert. Laut Wenger müssen gerade Banken, die einen hohen Anteil an älteren Liegenschaften im Portfolio haben, ihre Hypothekarforderungen nun mit mehr Eigenkapital absichern. Dadurch haben sie weniger Mittel für neue Finanzierungen.
Die Situation dürfte sich nicht so schnell entspannen, ist Wenger überzeugt. Während der letzten Tiefzinsphase haben viele alternative Hypothekenanbieter wie Versicherungen und Pensionskassen den Hypo-Markt aufgewirbelt. Derzeit scheint dies nicht der Fall zu sein. Laut Wenger liegt das auch daran, dass Pensionskassen und zum Teil auch Versicherungen der Vertriebskanal fehlt, um Hypotheken vergeben zu können. «Die meisten Vermittler, die während der Negativzinsphase wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, haben Personal abgebaut oder ganz geschlossen», sagt Wenger.