Der Postfinance-Chef Beat Röthlisberger kämpft für die Aufhebung des Kreditverbots. Statt Gelder in der Höhe von 25 Milliarden Franken in ausländische Anleihen zu stecken, will er die Mittel lieber den Schweizer KMU zuführen. «Das schulden wir dem Werkplatz Schweiz», sagt Röthlisberger in einem NZZ-Interview (Abo).
Die Politik solle die Frage in einem «sauberen politischen Prozess» diskutieren, schlägt er vor. «Dann schauen wir, ob dieser eine Mehrheit findet oder nicht.» Um den nötigen politischen Sukkurs zu bekommen, scheint er bereit für Konzessionen. Er sagte, dass es ihm nicht um das Hypothekengeschäft gehe. «Da gibt es bereits genügend Angebote im Markt.»
Er will die Bilanz für Firmenfinanzierungen einsetzen. Er kenne das Dilemma der Unternehmen, wenn sie nicht an die nötigen Finanzierungen kommen, um sich weiterentwickeln zu können. «Wir wären rasch bereit, um hier etwas zu ändern», sagte er.
Konkret schwebt ihm vor, dass Postfinance neben der Finanzierung von Liquidität sich auch an Konsortialkrediten für «etwas grössere Firmen beteiligen» könnte, wie er sagt. Den Lead würde Röthlisberger dabei der UBS oder der ZKB überlassen.
Mit dem Fokus auf ungedeckte Firmenkredite scheint Postfinance der Inlandbanken-Lobby entgegenzukommen, die keine Lust auf eine weitere Konkurrenz im Hypothekengeschäft hat.
Um linke und konservative Kreise ins Boot zu holen, stellt er sich auch klar gegen eine Privatisierung der Post. «Wir sind sehr stolz, zur Post zu gehören», sagt Röthlisberger im Interview. «Würden wir das nicht mehr, würde das auf der Seite der Kunden wie der Mitarbeiter einen enormen Schaden verursachen, und zwar ohne dass genau klar wäre, was im Falle einer Privatisierung überhaupt besser wäre.»
Wer soll für den PLB bezahlen
Auch zum Public Liquidity Backstop (PLB) äussert sich der frühere Chef der BLKB. Als systemrelevante Bank würde auch Postfinance im Krisenfall von der staatlichen Liquiditätsversicherung profitieren. «Im Grunde genommen» sei der PLB eine Art von Versicherung, vor allem für die Kunden von grossen Banken.
Zur heiklen Frage, wie viel die Banken für die Versicherung bezahlen sollen, meint Röthlisberger: «Wir sind bereit, einen vernünftigen Teil dazu beizutragen. Aufgrund der Grössenverteilung unter den systemrelevanten Banken gehen wir jedoch davon aus, dass die UBS den grössten Teil dieser Abgeltung übernehmen wird.» Worte, die man an der Bahnhofstrasse 45 nicht gerne hören wird. Die UBS und mit ihr die Bankiervereinigung zeigte sich bisher sehr zurückhaltend bei der Frage nach der Finanzierung des PLB.