Streit ums Eigenkapital
Die Schweizer Grossbank sollte eine Verlagerung ihres Hauptsitzes ernsthaft in Betracht ziehen, meint ein bekannter Bankenanalyst. «Eingetrübtes Verhältnis» zwischen UBS und dem Bundesrat wird zum Thema.
31. März 2025 • Beat Schmid

Hinter den Kulissen mag es gewaltig rumpeln, doch offiziell gibt sich die UBS-Spitze handzahm. So auch letzten Freitag in der Arena-Sendung des Schweizer Fernsehens. «Wir haben eine sehr enge Beziehung zu unserem Heimatland und haben sicherlich keine Pläne, die Schweiz zu verlassen», sagte Markus Ronner, Compliance- und Governance-Chef der Bank, in die laufenden Kameras.

Mantrahaft warnte er davor, dass die Wettbewerbsfähigkeit der UBS leiden könnte, falls das Institut gezwungen würde, zusätzlich über 40 Milliarden Dollar an Eigenkapital vorzuhalten. «Die UBS gehört bereits heute zu den bestkapitalisierten Banken der Welt», meinte er.

Dass die UBS in ihrer Lobbyarbeit gerne über die Bande spielt, kommt nicht überall gut an. Im Hintergrund baut die Bank eine gewaltige Drohkulisse auf, doch in den offiziellen Verlautbarungen hört man nichts davon. So wurde die Drohung eines Wegzugs ins Ausland letzte Woche gross von Bloomberg gespielt, nachdem dieses Szenario bereits früher schon herumgereicht wurde.

Bankenanalyst Stefan Stalmann von Autonomous Research findet nun, dass die Bank stärker zum Wegzugszenario stehen sollte. «Eine Verlagerung des Hauptsitzes ist derzeit nicht Plan A, aber es wäre aus unserer Sicht klug, sie von Plan D auf Plan B hochzustufen», schrieb er in einer Notiz Ende letzter Woche, aus der zuerst Bloomberg zitierte.

Zweitbeste Alternativen

Sollte sich UBS tatsächlich für eine Verlagerung entscheiden, wäre New York laut Autonomous die plausibelste Alternative. Dort hat UBS bereits eine starke Präsenz und betrachtet die USA als wichtigen Wachstumsmarkt. London oder ein EU-Finanzzentrum gelten als «zweitbeste Alternativen», da sie grosse Finanzmärkte mit regulatorischer Erfahrung für komplexe Banken sind.

Klar ist aber auch: Ein Umzug würde erhebliche Risiken mit sich bringen. Der Bank würden schwer kalkulierbare Kosten entstehen, und sie müsste damit rechnen, Hunderte Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen zu verlieren.

Eingetrübte Verhältnis

Derweil wird in den Medien das eingetrübte Verhältnis zwischen dem Bundesrat und der UBS zum Thema. Nachdem bereits die «NZZ am Sonntag» einen grösseren Beitrag dazu schrieb, lieferte die «Financial Times» am Montag nach. Unter dem Titel «Is UBS’s ‘deal of the century’ starting to sour?» beleuchtet die Finanzzeitung die Spannungen zwischen der UBS-Führung und Finanzministerin Karin Keller-Sutter.

Zwei Jahre nach der CS-Übernahme stehen sich die Bank und die Regierung in der Frage neuer Kapitalvorgaben «unversöhnlich» gegenüber. Während das Finanzministerium darauf beharrt, dass es Gespräche mit UBS auf höchster Ebene gibt, betont es zugleich, dass diese nicht als Verhandlungen missverstanden werden dürften.

Laut der «Financial Times» hat sich der erhoffte «Jahrhundertdeal» für die UBS zunehmend als zweischneidiges Schwert erwiesen. Die Integration der CS brachte zwar einen bilanztechnischen Gewinn von 29 Milliarden Dollar, doch die regulatorischen Konsequenzen und der politische Druck setzen dem Institut «stark» zu.

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