Rund 900 Millionen Dollar nimmt die UBS in die Hand, um ein Altlastenproblem der Credit Suisse zu lösen. Das Debakel mit den Supply-Chain-Fonds ist eng mit dem Chef der Vermögensverwaltungssparte verbunden.
20. Juni 2024 • Beat Schmid

Die UBS kommt bei der Bereinigung der Altlasten der Credit Suisse zügig voran. Diese Woche gab sie bekannt, dass sie die Anteile an den Greensill-Fonds zu 90 Prozent des Nettoinventarwerts (NAV) vom 25. Februar 2021 übernimmt. Viele vermögende Kunden, die in die Lieferkettenfonds investiert haben, dürften aufatmen. Dafür lässt die Bank 900 Millionen Dollar springen.

Kein Trost ist das für den früheren CS-Chef Thomas Gottstein, der wegen der Greensill-Fonds ein Enforcement-Verfahren der Finma am Hals hat, das weiterhin am Laufen ist, wie man aus seinem Umfeld hört. Eine gute Nachricht hingegen ist die Rückkaufaktion für Iqbal Khan, der noch bis Ende Juni alleiniger Chef der Sparte Global Wealth Management (GWM) ist.

Es besteht die Chance, dass die unappetitliche Geschichte mit den Greensill-Fonds langsam in Vergessenheit gerät. Als Khan 2019 mit viel Brimborium (Spygate) von der Credit Suisse zur UBS wechselte, waren die Fonds der Renner im Asset Management und Wealth Management der Credit Suisse, das Khan leitete. Unter seiner Führung wurden die Produkte entwickelt, bewilligt und vertrieben, die später das Ende der CS einläuteten.

Greensill war bonusrelevant für Iqbal Khan

Zwar gab es schon damals kritische Stimmen in der Bank, die auf Konstruktionsfehler der Fonds hinwiesen. Doch der Erfolg der Produkte liess die Kritiker verstummen. Als Khan Mitte 2019 von der CS zur UBS wechselte, steckten 8,2 Milliarden Dollar in den Fonds. Als sie im Frühjahr 2021 geschlossen wurden, lag das Volumen bei 10 Milliarden.

Die hohen Volumina in den margenstarken Produkten dürften für Khan bonusrelevant gewesen sein. Bei seinem Wechsel musste die UBS Millionen an Kompensationszahlungen für gesperrte Bonusanteile leisten.

Mit der Übernahme der Credit Suisse wurden auch die Greensill-Probleme in die Bank integriert. Nun lässt die UBS 900 Millionen Dollar springen, um das Problem aus der Welt zu schaffen (ob es dabei bleibt, wird sich zeigen). Ein finanzieller Flop dieser Grössenordnung, der letztlich von den Kunden und den Aktionären bezahlt wird, müsste eigentlich Konsequenzen haben.

Iqbal Khan ist das einzige ehemalige CS-Geschäftsleitungsmitglied in der UBS-Konzernleitung. Muss er wegen des 900-Milionen-Abschreibers nun frühere Boni zurückgeben? Wohl kaum. Für ein Clawback dürfte es bald fünf Jahre nach seinem Wechsel zur UBS zu spät sein.

Khan geht nach Asien

Auf die Frage, ob Khan angesichts des Greensill-Skandals und der Probleme bei der CS Wealth Management der richtige Mann sei, antwortete UBS-CEO Sergio Ermotti im Herbst 2023 in den Tamedia-Zeitungen, er habe «grosses Vertrauen» in Khan. «Zudem hat keine Behörde festgestellt, dass er für die Greensill-Probleme der CS verantwortlich ist.»

Inzwischen musste Khan die Macht abgeben. Sergio Ermotti hat im Rahmen der kürzlich angekündigten Umstrukturierung der Konzernleitung überraschend eine Co-Leitung im Global Wealth Management eingeführt. Künftig muss sich Khan mit Rob Karofsky abstimmen, der auch die Region Americas übernommen hat, die zuvor von Khan und Naureen Hassan geleitet wurde. Khan wechselt zum 1. Juli nach Asien, wo er die Region Asien-Pazifik leiten wird.

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