Das Schweizer Unternehmen RealUnit ermöglicht den Anlegern ein Investment in Sachwerte wie Dividendenaktien, Edelmetalle, Immobilien und Bitcoin. Das erinnert stark an die zahlreichen Gesellschaften, allen voran Strategy (vormals MicroStrategy), die Bitcoin auf die eigene Bilanz kaufen und dadurch an der Börse imposante Entwicklungen zeigen. Im Gegensatz zu Strategy, Metaplanet & Co. kann in RealUnit auch über ihren Aktientoken auf der Blockchain investiert werden. Dies ermöglicht die Verwahrung und Weitergabe von Anteilen von Wallet zu Wallet, ohne dass ein Intermediär involviert wäre.
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Die Investmentgesellschaft RealUnit ist aber wahrscheinlich auch in der Schweiz weniger bekannt als Strategy. Dies hat verschiedene Gründe: Einerseits arbeitet das Unternehmen, weil es keinen Hebel einsetzt, weniger spekulativ und daher auch weniger spektakulär bezüglich Kursbewegung. Der Schutz der anvertrauten Gelder gewichtet das Unternehmen höher, als eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften. Zum anderen bewegt sich RealUnit mit einer Marktkapitalisierung von rund 48 Millionen Franken in einer viel kleineren Dimension. Zuletzt wurde Mitte Juni 2025 in einer Kapitalerhöhung 7,2 Millionen neue Mittel eingesammelt. Alle bisher durchgeführten acht Kapitalerhöhungen waren erfolgreich.
Am Ursprung war Karl Reichmuth
Die Grundidee geht auf Karl Reichmuth, Gründer der Privatbank Reichmuth & Co. in Luzern, zurück. Der Bankier war überzeugt, dass Fiat-Währungen langfristig scheitern würden. Eine Anlagestrategie mit dem Namen RealUnit sollte eine mit Realwerten gedeckte Parallelwährung werden und einen langfristigen Vermögenserhalt gewährleisten, die erstens den Erhalt der Kaufkraft und zweitens den Vermögenserhalt in Krisenzeiten sichert. Auf lange Frist wird ein Wachstum im Rahmen des Schweizer Bruttoinlandprodukts angestrebt.
RealUnit wurde als Strategie 2000 entwickelt und mit einer Million Franken aus dem Privatvermögen von Reichmuth zehn Jahre lang getestet. Aufgrund des guten Abschneidens während der Finanzkrise wurde 2010 ein Fonds gegründet, um Familie und Freunde ebenfalls partizipieren zu lassen. Im Juni 2017 wurde das Kapital in eine Investmentgesellschaft überführt, deren Anteile von Privatanlegern erworben werden können. Dies ist einerseits möglich als Inhaberaktie, die an der BX Swiss gehandelt wird, andererseits kann in tokenisierte Anteile, die auf der Blockchain hinterlegt sind, investiert werden. Rund 20 Prozent der Aktionäre sind gemäss CEO Dani Stüssi über Token an RealUnit beteiligt, gemessen am Volumen seien es aber nur etwa 8 Prozent.
«Investieren in das, was Menschen brauchen»
Hauptmotivation für die Gründung war es, ein Investmentvehikel anzubieten, das eine Diversifikation über verschiedene Anlageklassen erlaubt, um eine Werterhaltung zu sichern. Gemäss Website waren per Ende März fast 44 Prozent in physische Edelmetalle investiert, knapp 30 Prozent in Unternehmensbeteiligungen in Firmen mit krisenresistenten Geschäftsmodellen. «Wir investieren in das, was Menschen brauchen und verlässlich Dividende abwirft – in Ernährung, etwa Emmi und Bell, in Energie, beispielsweise BKW, oder in Infrastruktur wie Holcim und Swisscom», führt Stüssi aus. Weiter legt RealUnit in Bargeld, alternative Anlagen und Bitcoin an.
Obwohl Gold die dominierende Anlage ist, gibt es auch Vorbehalte. Aus Sicht von RealUnit hat sich das Edelmetall in der Vergangenheit oft als Sicherheit gegen wirtschaftliche und politische Verwerfungen bewährt. Im Zusammenhang mit der Deckung einer Währung stelle sich jedoch die Frage, ob es sinnvoll sei, eine Währung ausschliesslich mit einem einzigen Gut zu decken, das keinen Bezug zur realen Wirtschaft habe.
Krypto machte Ende März nur 3,6 Prozent des Vermögens aus. Quartalsweise werden nur indikative Angaben zur Vermögensaufteilung gemacht. Ein von der Revision abgenommener Bericht erfolgt halbjährlich – jener per Ende Juni ist noch nicht publiziert. Der Bitcoin wurde 2022 in die Allokation von RealUnit aufgenommen. Stüssi wollte nach eigenen Angaben schon 2019 als Bankangestellter die Finanzindustrie überzeugen, dass die Verwahrung von Bitcoin ein spannendes Geschäftsmodell wäre, sei aber «brutal abgeschossen» worden.
RealUnit verfolgt eine Dualstrategie: Je nachdem, wo eine grössere Nachfrage herrscht – Aktie oder Token – können die Ressourcen alloziert werden. «Vor der Rettung der Credit Suisse ist die Nachfrage nach Token sprunghaft angestiegen, weil die Zweifel am Finanzsystem zunahmen und der Vorteil der dezentralen Aufbewahrung erkannt wurde», sagt Stüssi.
Einstiegstür für Kryptowelt
Die Investmentgesellschaft zieht gemäss Stüssi nicht die «typischen Kryptoinvestoren an, die auf schnellen Gewinn aus sind». Die Aktionäre seien eher konservativ und langfristig orientiert. Sie wollten sich vor Extremszenarien wie Wirtschafts- und Börseneinbrüchen schützen und den Wert ihres Vermögens erhalten.
Und so sieht auch die Investorengemeinde aus. Dani Stüssi beschreibt den durchschnittlichen Anleger folgendermassen: «Um die 50-jährig, eher männlich, viel Lebenserfahrung und nicht besonders techaffin.» Unter den Kunden befänden sich zudem überraschend viele Deutsche. Der CEO von RealUnit bezeichnet sein Produkt als «ideales Einstiegsmittel für die Blockchainwelt». Es sei nicht reine Spekulation wie viele andere Token, sondern eher ein besserer Stablecoin – auch wenn der RealUnit das regulatorisch nicht sei. Für hiesige Anleger gibt es noch kaum Stablecoins in Franken, und die verbreiteten Dollar-Stablecoins verlieren wegen der Schwäche des Greenbacks für Schweizer kontinuierlich an Wert.
Stablecoins keine Konkurrenz
Stüssi räumt ein, dass ein Stablecoin noch ein fehlendes Puzzleteil in der DLT-Welt sei. Würde sich ein Franken-Stablecoin in der Schweiz etablieren, wäre er aus Sicht des RealUnit-CEO aber kein Konkurrent für sein Unternehmen, denn «niemand hat eine vergleichbare Sachwertstrategie». Stablecoins bilden den Wert der nachgebildeten Fiat-Währung ab, der RealUnit verfolgt eine Werterhaltungsstrategie.
Den ersten Token lancierte das Unternehmen im Jahr 2020. Das sei aber eher eine Testphase gewesen, räumt Stüssi ein. Der Ethereum-basierte RealUnit-Token in der heutigen Form kam im Jahr 2022 in den Handel und kann über die Plattform des Tokenisierungsexperten Aktionariat gehandelt werden. In diesem Jahr ist der Tokenhandel über die Plattformen Honesto und Taurus hinzugekommen. Auf Honesto sei der Handel gut angelaufen, bei Taurus eher schleppend. Das könnte gemäss Stüssi auch mit der Sprachbarriere zu tun haben. Taurus ist in Genf domiziliert. Ob der Token dereinst auf der BX Digital, die im Herbst startet, gehandelt werden soll, ist noch offen.
Unternehmen müssen selbst für Liquidität sorgen
«Der Handel mit tokenisierten Firmenanteilen bietet viele Vorteile auch in der Administration, etwa bei der Kommunikation, der Durchführung von Generalversammlungen und bei der Dividendenzahlung», sagt Stüssi. Die digitalen Handelsplätze seien eine grosse Chance für Unternehmen, die zu klein seien für eine Kotierung an einer traditionellen Börse, aber trotzdem eine Handelbarkeit anstrebten.
Der RealUnit-CEO führt jedoch Gründe an, wieso tokenisierte Unternehmensbeteiligungen in der Schweiz bisher meist keine Erfolgsgeschichte sind: «Der Handel auf einem digitalen Handelsplatz generiert selbst nicht mehr Liquidität, für Nachfrage muss das Unternehmen selbst sorgen.» Zudem hätten viele Jungfirmen über die Tokenisierung Risikokapital gesucht – und verbrannt. Nach der Kapitalaufnahme sei es dann aber vorbei gewesen mit dem Tokenhandel.
Die Vision des Unternehmensgründers Reichmuth besteht weiter: RealUnit soll dereinst zum Zahlungsmittel werden. «Es braucht aber viel höhere Volumina, bis man zum Geld wird», räumt Stüssi ein. Die Token könnten aber schon heute für Zahlungen von Wallet zu Wallet verschoben werden. Der RealUnit-Token habe viel mit dem Bitcoin gemeinsam und teile auch die Grundphilosophie, das bessere Geld zu werden, das den Wert des Vermögens erhalte, zensurresistent sei und keine Intermediäre brauche. Im Gegensatz zum Bitcoin ist der Schweizer Token jedoch mit Sachwerten hinterlegt. Gemäss RealUnit-Website bringt das «mehr Stabilität und einen Anker zur realen Wirtschaft».
Im historischen Vergleich:
Short cuts: News aus der digitalen Welt
Bitcoin Suisse wieder in den Schwarzen Zahlen
Der Kryptodienstleister Bitcoin Suisse hat 2024 vom Rally der Kryptowährungen profitieren können und die Scharte von 2023 ausgewetzt. Nach einem Verlust von 13 Millionen Franken im Jahr zuvor, fiel für 2024 ein Gewinn von 16 Millionen Franken an. Das teilte das Unternehmen an der Generalversammlung von dieser Woche mit. Der Umsatz sei im vergangenen Jahr um 56 Prozent gestiegen. In den Jahren 2020 und 2021 wies das Unternehmen einen deutlich höheren Gewinn aus. Bitcoin Suisse habe 2024 die Bemühungen intensiviert, die Position als einer der «globalen Marktführer» im Bereich Kryptodienstleistungen zu stärken. So sei das Dienstleistungsportfolio im Bereich Krypto-Vermögenswerte durch die Integration neuer Token und Blockchains in Handel, Verwahrung und Staking erweitert worden. Zudem legte Bitcoin Suisse 2024 mit der Gründung und Zulassung der Tochtergesellschaft BTCS (Middle East) den Grundstein für die Auslandexpansion. Für 2025 liege der Fokus nun auf der weiteren internationalen Expansion.
Auch Ripple will die US-Banklizenz
Der Kryptodienstleister hat diese Woche eine Banklizenz beim Office of the Comptroller of the Currency (OCC) beantragt. Zudem habe Ripple über Standard Custody ein Master-Konto bei der Notenbank Federal Reserve beantragt. Das würde es dem Finanzdienstleister erlauben, direkt auf die Federal Reserve zuzugreifen, anstatt den Umweg über zwischengeschaltete Banken gehen zu müssen. Die Lizenz würde es Ripple erlauben, in den gesamten USA Kryptodienste unter staatlicher Aufsicht anzubieten und die Reserven für den eigenen Stablecoin RLUSD direkt bei der US-Notenbank zu hinterlegen. Würden die Genehmigungen erteilt, hätte das Unternehmen, das jahrelang im Clinch lag mit dem Regulator, viel Glaubwürdigkeit und Vertrauen gewonnen. Im Stablecoin-Markt hinkt Ripple gemessen am Volumen noch deutlich hinter den Marktgrössen Tether und Circle her. Auch Circle hat eine Banklizenz beantragt.