Die UBS kommt langsam unter Zeitdruck. Will sie sich in die Diskussion um die neuen Eigenkapitalregeln einbringen, muss sie bis zum 29. September ihre Antworten auf den Tisch legen. Bis dann läuft die Vernehmlassung zu den Anpassungen, die die UBS wiederholt als «extrem» bezeichnet hat.
An einer Banken-Konferenz in London sagte UBS-Finanzchef Todd Tuckner, dass die Grossbank sämtliche Handlungsoptionen prüfe. «Alle Gegenmassnahmen werden in Betracht gezogen, einschliesslich der Kosten und der jeweiligen Vor- und Nachteile», so Tuckner gemäss einem Reuters-Bericht. Konkreter wurde er nicht. Noch sei es zu früh, um zu sagen, wie die Bank reagieren werde, da die Regeln noch diskutiert würden. Definitive Entscheidungen dürften ohnehin erst fallen, wenn klar ist, wie das Parlament entscheidet.
Das grösste Ärgernis für die UBS ist der volle Kapitalabzug der ausländischen Tochtergesellschaften im Stammhaus der UBS. Hinzu kommt eine Verschärfung der Vorschriften, was als Eigenkapital angerechnet werden darf und was nicht. Grundsätzlich soll nur noch Kapital zählen, das bei Verlusten tatsächlich verwertet werden kann. Nicht mehr angerechnet werden sollen etwa latente Steuergutschriften oder aktivierte Software.
«USA fundamental für unsere Wachstumsstrategie»
Der Effekt der neuen Regeln: Sie verteuern bilanzlastige Auslandsexpansionen. Besonders betroffen ist die UBS, da sie im Unterschied zu allen anderen systemrelevanten Banken in der Schweiz umfangreiche Aktivitäten im Ausland unterhält. Die neuen Vorgaben stehen damit quer zu den strategischen Zielen der Bank. Auch Tuckner betonte dies in London, indem er die Bedeutung der USA hervorhob. Der grösste Wealth-Markt der Welt sei «fundamental für unsere Wachstumsstrategie» und «ein Kernbestandteil dessen, was uns ausmacht», sagte er.
Das Boulevardblatt New York Post liess am Wochenende eine Bombe platzen und berichtete, dass die UBS einen Umzug in die USA erwäge, um den neuen Schweizer Kapitalvorschriften zu entgehen. Es habe Gespräche mit dem US-Finanzministerium gegeben. Offiziell betonen UBS-Führungskräfte jedoch immer wieder, dass der Sitz in der Schweiz bleiben soll.
Wie die Geschichte den Weg in die Zeitung fand, ist unklar. Auffällig war hingegen, dass die UBS nicht sofort reagierte und damit die Story ins Leere laufen liess. Stattdessen entstand ein Riesenwirbel. Wenn es die Idee war, mit dem Bericht Druck aufs Parlament auszuüben, dann war es ein Schuss in den Ofen: Am Montag versenkte der Ständerat eine Motion von FDP-Politiker Beat Walti, die eine Verzögerung der Kapitalfrage verlangt hätte.