Hauser & Wirth bläst ein steifer Wind ins Gesicht. Britische Ermittlungsbehörden werfen der renommierten Galerie vor, gegen Sanktionsbestimmungen im Zusammenhang mit Russland verstossen zu haben. Konkret geht es um den Verkauf einer Arbeit auf Papier des US-Künstlers George Condo an einen russischen Kunstsammler im Jahr 2022.
Laut den britischen Steuer- und Zollbehörden (HM Revenue and Customs) wird dem Londoner Ableger der Galerie vorgeworfen, das Werk Escape from Humanity einem russischen Käufer zugänglich gemacht zu haben.
Die Schweizer Galerie mit zwei Standorten in Grossbritannien (London und Somerset) soll das Werk zwischen April und Dezember 2022 bereitgestellt haben. Laut den Ermittlern wurde die Arbeit zwischen August und Dezember desselben Jahres über ein Logistikunternehmen verschifft. Empfänger des Werkes soll Alexander Popov sein, Leiter der Popov Art Foundation bei Moskau. Popov selbst steht nicht auf der Sanktionsliste und wird keiner strafbaren Handlung beschuldigt.
«Halten rechtliche Verpflichtungen ein»
«Unsere britische Galerie wurde wegen eines Einzelfalls angeklagt, in dem ein Kunstwerk einer nicht sanktionierten Person mit Bezug zu Russland zugänglich gemacht wurde», teilte ein Sprecher gegenüber britischen Medien mit. «Wir halten uns strikt an alle rechtlichen Verpflichtungen, einschliesslich der Sanktionsbestimmungen. Da das Verfahren läuft, können wir keine weiteren Kommentare abgeben – ausser, dass wir die Anklage entschieden anfechten und uns nicht schuldig bekennen werden.»
Ebenfalls angeklagt ist das Kunsttransportunternehmen Artay Rauchwerger Solomons. Die Speditionsfirma ist inzwischen nicht mehr aktiv und befindet sich in einem Liquidationsverfahren.
Bis zu zehn Jahren Haft
Grossbritannien hatte im April 2022 den Export von Luxusgütern – darunter Autos, Schmuck, Kunstwerke und Antiquitäten im Wert von über 250 britischen Pfund – nach Russland verboten. Ein Verstoss gegen diese Bestimmungen gilt als Straftat und kann für Unternehmen mit unbegrenzten Geldbussen, für Einzelpersonen mit bis zu zehn Jahren Haft geahndet werden.
Der Fall gegen Hauser & Wirth und die Transportfirma wurde nun an ein Gericht zur Vorbereitung einer Hauptverhandlung weitergeleitet, die am 16. Dezember stattfinden soll. Laut Medienberichten handelt es sich um die erste Strafverfolgung auf Grundlage dieses Sanktionsgesetzes.
Inzwischen wurde bekannt, dass der Künstler George Condo die Galerie verlassen hat, die ihn seit 2019 vertreten hatte. Ob sein Abgang mit den aktuellen Vorwürfen in Zusammenhang steht, ist nicht bekannt.
Im Oktober wurde zudem publik, dass die britische Tochtergesellschaft von Hauser & Wirth im vergangenen Jahr einen Rückgang des Vorsteuergewinns um 87 Prozent verzeichnete. Ausserdem haben die Iwan und Manuela Wirth im Zuge steuerlicher Änderungen ihren Wohnsitz von London in die Schweiz verlegt.

