Steigende Zinsen
Es ist fast wie ein Naturgesetz: Steigen die Zinsen, sprudeln die Gewinne der Banken. Warum sich für Sparerinnen und Sparer jetzt der Blick auf das sogenannte Einlagen-Beta ihrer Hausbank lohnt.
26. Januar 2023 • Beat Schmid

Darauf haben alle Banken gewartet: Dass die Notenbanken die Zinsen erhöhen. Denn steigende Zinsen erhöhen automatisch die Margen und die Gewinne. Wie gross die Wirkung ist, konnte man diese Woche beim Abschluss der Union Bancaire Privée (UBP) sehen, die als eine der ersten Schweizer Banken ihre Zahlen für 2022 vorlegte. Das Zinsen-Nettoergebnis explodierte um 55 Prozent auf 320 Millionen Franken.

Das Zinsengeschäft wird wieder zur soliden Ertragssäule. Davon werden alle Banken profitieren. Wie sehr das Geschäft einschenkt, kann man auch in den USA beobachten, wo die grossen Wallstreet-Banken ihre Zahlen fürs vierte Quartal vorgelegt haben. Die Zinserträge konnten die Ausfälle im Investmentbanking zum Teil mehr als kompensieren.

Jefferies schätzt, dass der Nettozinsertrag von J.P. Morgan im Jahr 2023 75 Milliarden Dollar betragen könnte, 22 Milliarden mehr als im Jahr 2021, als die Zinsen noch tief waren. Der Nettozinsertrag der Bank of America könnte 60 Milliarden Dollar erreichen, was einem Anstieg von 17 Milliarden in zwei Jahren entsprechen würde.

Einlagen-Beta wird wichtige Kennzahl

Warum ist das so? Was treibt die Gewinne der Banken? Eine Erklärung liefert das sogenannte Einlagen-Beta – das ist der Anteil der Zinserhöhungen, der an die Kundinnen und Kunden weitergegeben wird. In früheren Zyklen lag das Einlagen-Beta bei etwa 50 Prozent, was bedeutet, dass eine Zinserhöhung der Notenbank um 2 Prozentpunkte zu einer Erhöhung des Zinssatzes für die Einleger um 1 Prozentpunkt führen würde.

Bei den meisten Kreditgebern liegt die Einlagenquote derzeit jedoch bei weniger als der Hälfte dieses historischen Niveaus. Der Leitzins der Schweizerischen Nationalbank (SNB) beträgt aktuell 1 Prozent. Doch kaum eine Bank verzinst derzeit die Sparkonten mit einem halben Prozent. Bei der UBS liegt diese Quote bei einem Zehntel. Sie zahlt auf dem Sparkonto also einen Zins von 0,1 Prozent. Bei der CS sind es ab Februar 0,25 Prozent. Die Bank kommt somit auf eine Quote von 25 Prozent. Je tiefer diese Quote, umso besser ist das für die Bank.

Den Banken geht es gut, während die Realwirtschaft leidet

CS-Ökonom Maxime Botteron erwartet in einer aktuellen Prognose, dass die SNB im Juni die Zinsen nochmals um 0,75 Punkte auf 1,75 Prozent erhöhen wird. Es ist davon auszugehen, dass die wenigsten Banken die Sparzinsen auf 0,75 oder 1 Prozent erhöhen werden. Das heisst, dass die Banken ihre Nettozinseinahmen nochmals deutlich steigern können.

Und das sogar in einem wirtschaftlichen Umfeld, das tendenziell schlechter wird. Während sich die Wirtschaft verlangsamt, geht es den Banken besser. Sie haben wenig von einer Rezession im Jahr 2023 zu befürchten. Sie sind in besserer Verfassung als noch vor zehn Jahren, verfügen über grosse Puffer gegen Kreditausfälle und haben aufsässige Aufpasser im Nacken.

In den Aktienkursen lässt sich diese Entwicklung bereits ablesen. Während die Bankaktien in den letzten sechs Monaten tendenziell angezogen haben, sind beispielsweise die Titel von Techaktien deutlich gefallen.

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