Digital Assets Briefing
Was ist der Bitcoin eigentlich, was kann er und wie müssen wir uns die Zukunft mit Kryptos vorstellen? Ein Interview mit Marc Steiner, der eine Investment Academy für Kryptowährungen führt.
1. März 2024 • Werner Grundlehner

Marc, dein Linkedin-Account ist mit «Dein Geld kann mehr – mehr Rendite, Sicherheit und finanzielle Unabhängigkeit durch moderne Finanzanlagen» überschrieben. Was sind moderne Finanzanlagen – ist es der Bitcoin?

Marc Steiner: Das ist ein alter Claim. Auf der Website steht er nicht mehr. Aber ja, damit sind die Kryptowährungen gemeint. Es war auch eine strategische Überlegung. Wenn du Werbung schalten willst, wird es mit der Erwähnung von Kryptowährungen auf Social Media schwierig. Du wirst einerseits blockiert, auch wenn Du mit deinem Namen hinstehst. Andererseits wird höchst Fragwürdiges zugelassen.

Was für Kunden kommen zu Euch?

Es gibt Kunden, die beginnen bei Null und wollen eine Begleitung. Dann haben wir Kunden, die über die vergangenen Jahre wahllos irgendwelche Kryptowährungen zusammengekauft haben. Gerade vor anderthalb Jahren war die Ratlosigkeit gross, da die Leute nicht wussten, was sie angesichts der gedrückten Kurse machen sollten. Wir haben aber auch Profi-Investment-Strategien, für jene, die richtig Gas geben möchten. Zudem helfen wir unseren Kunden zusammen mit unseren Anwälten bei Krypto-Betrug ihr Geld wieder zu bekommen.



Und in den Short Cuts diese Woche:
• Der Bitcoin-Kurs macht die Eiger-Nordwand. Wieso?
• Fedpol stösst wegen Krypto ins Panikhorn


Wie bist Du zu Krypto gekommen?

Ich bin Ingenieur. Ich machte den Abschluss 2008. Mein erster Job war bei Siemens. Nach zwei Jahren wechselte ich in die Forschung zu Belimo. Meine Aufgabe war, neue Technologien zu entdecken und Prototypten zu entwickeln oder bestehende Produkte zu verbessern. So kam ich 2014 zum Thema Dezentralität, Blockchain und Bitcoin. Wir fragten uns, was machen wir mit den ganzen Daten, die wir weltweit gesammelt haben. Das Thema liess mich nicht mehr los. 2014 bis 2017 war von Learning by Doing geprägt. 2017 gründete ich einen Stammtisch, weil ich mich mit Leuten austauschen wollte, ich suchte auch einen Mentor. Ich merkte, dass ich das Thema gut verstand und gut vermitteln konnte. In meinem Umfeld begann jemand erfolgreich zu traden. Er verdiente siebenstellig, er wurde mein Sparringspartner. Er starb dann überraschend und hinterliess drei Kinder. Das warf bei mir die Frage auf – wir bekamen gerade unser zweites Kind – wie kann ich meine Familie mit einbeziehen und ihr etwas hinterlassen. Das war der Grund, dass ich mein Buch «Bitcoins verwahren und vererben» schrieb. Dann kam Corona, bei Belimo wurden alle Projekte gestrichen und ich in die Ferien geschickt. Darauf hatte ich keine Lust und stieg voll in die Selbstständigkeit ein.

Der Grund für dieses Interview ist das neue Buch von Marc Friedrich. Ich war überrascht, dass ich Deinen Namen nicht auf dem Buchumschlag fand.

Ja das hat bestimmte Gründe, aber für mich passt es. Ich kenne Marc Friedrich schon lange und den grössten Teil haben er und sein Geschäftspartner Florian geschrieben. Ich habe viel investiert und einen umfassenden Teil über Erben und Weitergabe von Bitcoins geschrieben. Leider wurde dann mein Teil stark gekürzt. Eigentlich war auch ein Teil zum Thema Kryptobetrug von mir vorgesehen. Dazu kam es aber nicht. Das Buch weist auch so schon ein ziemliches Volumen auf.

Beim Lesen des Buches hatte ich das Gefühl, dass viel Allgemeines über das Geldsystem, Hyperinflation und bekannte Argumente für den Bitcoin zusammenkommen.

Der Bitcoin ist vielschichtig. Man kann es von der juristischen, der steuerlichen oder der technologischen Seite, von der Investmentgeschichte oder eben von der Makrosicht – wie beeinflussen Kryptowährungen die Wirtschaft – her betrachten. Der Co-Autor von Marc Friedrich, Florian Kössler, hat sehr viel über den ökonomischen Hintergrund, über Geldtheorie, geschrieben. Das ist wichtig, da finanzielle Bildung Mangelware ist. Aber Bücherwissen ist nicht alles. Das sehe ich auch bei meinen Kunden. Die haben teilweise mehr Bücher zum Thema gelesen als ich. Aber wie setzt man das um, wie kann man davon profitieren. Dieser Link fehlt vielen. Vielleicht schreibe ich einmal ein Buch darüber… (lacht).

Buchtitel wie «Die grösste Revolution aller Zeiten» finde ich doch kontraproduktiv bis irreführend.

Ich finde ihn zutreffend. Aber klar, das Buch muss verkauft werden, dahinter stecken sicher auch marketingtechnische Überlegungen.

Viele glauben, dass das aktuelle Geldsystem grosse Defizite aufweist und die Politik der Notenbanken ein ungutes Ende nehmen wird. Doch die Annahme, dass der Bitcoin als globales Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel das bestehende System ablöst, ist – gelinde gesagt – ambitioniert.

Das Volumen könnte der Bitcoin schon stemmen. Aber man ist in einem komplett anderen Geldsystem. Das heutige – ob man das gut oder schlecht findet – funktioniert auf der Basis von Krediten. Ein Bitcoin Geldsystem wäre eine 180-Grad-Wendung, das geht nicht von heute auf morgen. Das würde zu Chaos führen. Unsere Kunden fragen oft: Wann zahlen wir damit? Man kann bereits zahlen. Aber wollen wir das? Wir haben Institutionen, denen wir vertrauen, überall Bancomaten, die Währungen sind mehr oder weniger stabil – so wie das politische System – in Schwellen- und Entwicklungsländern sieht das anders aus. Wir haben kein grundsätzliches Zahlungsproblem. Beim Thema Sparen und Kaufkraftverluste sieht es anders aus. Dort offeriert der Bitcoin Möglichkeiten, das aktuelle System zu verlassen.

Ein Problem ist doch, wenn ich ein Auto mit Bitcoin erwerbe, kann es sein, dass ich 10 Prozent mehr zahle, weil der Bitcoin auf dem Weg zum Händler stark gestiegen ist. Verschwindet diese Volatilität dereinst?

Wenn der Markt grösser wird, Milliarden reinfliessen, wird der Kurs stabiler. Der Bitcoin ist noch ein kleiner, junger Markt in den Kinderschuhen, daher kommt es zu diesen erratischen Bewegungen. Aber die Frage bleibt, wie würde die Umwandlung des Geldsystems überhaupt funktionieren.

Im Buch von Marc Friedrich heisst es, dass ein Wechsel vom inflationären zum deflationären Geldsystem erfolgen müsste. Aber wir haben doch die gesamte Wirtschaft, das Rentensystem, alles auf stetem Wachstum mit leichter Teuerung aufgebaut.

Das ist der entscheidende Punkt. Wie geschieht der Wechsel – ob man will oder nicht ist ein anderes Thema – von einem Geldsystem zum anderen? Welche Probleme haben wir in Mitteleuropa, im deutschsprachigen Raum? Der Zahlungsverkehr ist es nicht. Der Kaufkraftverlust ist ein Thema – in der Schweiz weniger als etwa in Deutschland. Eine Lösung dafür ist ein Vermögenswert, der stark limitiert ist, vielleicht spekulativ ist, aber Potenzial hat, die Kaufkraft zu schützen.

Du bist also im Lager jener, die Bitcoin als digitales Gold betrachten?

Ich nutzte ihn auch als Zahlungsmittel. Nicht oft, aber weil es Spass macht. Grundsätzlich ist es für mich aber eine Spartechnologie.

Beim Bitcoin, und auch im Buch von Marc Friedrich speziell, wird oft die Demokratie der Kryptowährung beschworen. Ich habe den Eindruck, dass die meisten eine stabile Währung wollen, sich aber dafür nicht selbst engagieren und Entscheidungen treffen wollen.

Ich war schon immer ein freiheitsliebender Mensch. Ich mache mit meinem Geld, was ich will, solange ich damit niemandem in die Quere komme. Was ich investiere, ist meine Sache, das habe ich selbst verdient. Der Staat muss nicht überall eingreifen und lenken. Es braucht aber ein gewisses Mitspracherecht – wie wir es etwa in der Schweiz haben – damit ein System, eine Gesellschaft funktioniert.

Wie siehst Du denn das Notenbanksystem, dass sind ja vielerorts staatsnahe Geldpressen geworden?

Unser System des Schuldenmachens bedingt Notenbanken. Neue Probleme werden durch neue Schulden gelöst. Früher oder später kollabiert ein solches System immer. In den vergangenen Jahren hat diese Schuldenpolitik in extremen Mass zugenommen. Jedes Geld, das man nicht selbst verdient hat, über das man keine Rechenschaft ablegen muss, gibt man viel einfacher aus. Die Trennung von Staat und Geld ist eine Voraussetzung für einen gesunden Staat. Der einzelne muss Verantwortung für sein Geld übernehmen – und da wären wir wieder bei Selbstverantwortung und beim Bitcoin.

Aber ein Kurswechsel der Schweizerischen Nationalbank ist nicht in Sicht?

Wir haben vor zwei Jahren als Gruppe SNB-Aktien gekauft und sind an die Generalversammlung gegangen. Wir haben das Traktandum aufgebracht: Die SNB soll in Bitcoin anlegen. Die SNB antwortete: Wir könnten das technisch und regulatorisch – aber wir wollen nicht.

Die Notenbanken experimentieren mit digitalem Notenbankgeld (CBDC). Werden diese Systeme dereinst mit dem Bitcoin zusammenfliessen?

So wie die CBDC designed und ausgestaltet sind, haben sie nichts mit Kryptowährungen zu tun. Es sind zentral gesteuerte Zahlungsmittel, die Zahlungsströme und den Einfluss der Geschäftsbanken regeln. Sie bringen den Notenbanken vor allem eine Kontrollfähigkeit. Wie haben die Leute und Unternehmen Negativzinsen verhindert? Sie horteten Bargeld. Das wird mit CBDC nicht mehr möglich sein. Die Banken sprechen offen von programmierbarem Geld. Die Konzepte von CBDCs widersprechen der Bitcoin-Philosophie diametral.

Was hältst Du von der Tokenisierung von Vermögenswerten?

Das steckt für mich viel Bullshit dahinter. Das ist ein typisches «Ingenieurs-Problem», wie ich es nenne. Wir haben eine faszinierende Lösung – die Blockchain – und suchen nun Probleme, die damit gelöst werden können. Die Tokenisierung von Immobilien ist in der Schweiz schon wegen dem Grundbuch nicht möglich, aber auch sonst keine Lösung. Folgendes Beispiel: A und B haben eine Immobilie gekauft und tokenisieren diese. Die Token werden in Wallets verwahrt. B wird das Wallet gestohlen. Er rennt sofort zum Staat und beansprucht seinen Teil der Immobilie. Die Tokenisierung bringt eine gewisse Effizienz in die Transaktionen, sonst aber nichts. Die Tokenisierung löst kein Problem. Das gleiche gilt für Luxusgüter. Vertraue ich dem Unternehmen Rolex mehr, das sagt, diese Uhr ist echt, oder einer App, die mit irgendeiner Blockchain interagiert?

Aber die Tokenisierung von Eigenkapital oder sogenannten «Real World Assets» ist ein grosser Trend.

Die Tokenisierung von Staatsanleihen gewinnt an Fahrt. Stablecoins bieten teilweise zweistellige Renditen. Woher kommt diese? Von Staatsanleihen. Ich sehe wenige sinnvolle Anwendungen, um alte Finanzprodukte auf die Blockchain zu bringen. Aber tokenisierten Aktien? Möchte ich auf einmal Aktien von der Bäckerei nebenan besitzen, nur weil sie jetzt auf der Blockchain sind? Nur weil man es kann und es effizient möglich ist, heisst nicht, dass ein Markt vorhanden ist.

Neu ermöglichen Finanzriesen wie Blackrock, Fidelity u.a. den indirekten Einstieg in Bitcoin-Anlagen. Wird der Bitcoin jetzt ein Anlageprodukt wie Palladium, d.h. ein Anleger hat neu in seinem Portfolio noch ein oder zwei Prozent Bitcoin. Bedroht das die Krypto-Idee?

Wenn die ETF die Macht hätten, den Bitcoin zu zerstören, dann hätte er keine Daseinsberechtigung. Ein freies, dezentrales Geld, eine Spartechnologie muss das verkraften. Das Schöne an den Spot-ETF ist, dass sie gesetzlich verpflichtet sind, reale Bitcoins zu kaufen. Das bringt viel Kapital in den Markt und treibt den Preis an.

Wie viel von deinem persönlichen Geld hast du in Kryptos investiert?

Leute in meinem Umfeld wie auch unsere Kunden wissen es. In der Öffentlichkeit spreche ich nicht darüber. Ich wäre aber nicht überzeugend mit unserem Angebot, wenn ich es nicht vorleben würde. Ich kann nicht über Staking reden, aber es selbst nicht anwenden. Ich investiere auch in alle Strategien, die wir anbieten – also auch Leverage. Aber der grösste Teil ist Buy-and-Hold (Hodl).

Hast Du bereits Verluste erlitten, die nicht durch Kursbewegungen bedingt waren?

Ich bin nie Opfer eines Betrugs geworden und habe nie einen Private Key verloren. Aber ich habe auch viele Fehler gemacht. Den Tron-Token habe ich dazumal nur gekauft wegen des Namens, nachdem ich den Kinofilm gesehen habe. Aber das ist experimentell, Spielereien.

Du sagst, du machst Marktanalysen. Wenn man bei anderen Anbietern hinschaut, ist das meist nur technische Analyse. Was machst Du?

Wir nutzen On-Chain-Daten kombiniert mit bestimmten Indikatoren. Aber ich bin nicht der Charttechniker, wie die Vier- und Dreieckzeichner, die man auf Youtube sieht. Wir versuchen das langfristige Potenzial eines Coins einzuschätzen.

Was empfiehlst Du Deinen Kunden?

Für die Mehrheit ist ein langweiliger Sparplan die beste Option. Die Frage ist, wann nimmt man Gewinne mit. Wir haben dazu einen «Sparplan auf Steroiden», den man mit doppelter oder dreifacher Geschwindigkeit laufen lassen kann. Das Schöne an den Kryptowährungen ist, dass man in Echtzeit beobachten kann, was auf dem Netzwerk geschieht. Wie viele neue Coins werden gemined, wo fliessen Gelder hin, welche Wallets kaufen, verkaufen. So beurteilen wir, ob der Markt überhitzt ist oder nicht.

Du gibst den Kunden konkrete Kursziele vor?

Natürlich diskutieren wir darüber, wo der Bitcoin nach der Analyse verschiedener Marktgrössen und Metriken Ende Jahr stehen könnte. Wir sind Fidleg reguliert und dürfen Finanzberatungen machen, wir haben die entsprechenden Ombudsstellen und Versicherungen. Ich halte mich aber stark zurück. Unser Kerngeschäft ist die Wissensvermittlung. Unsere Kunden sollen selbst zu einer Entscheidung kommen.


Zur Person: «Unser Kerngeschäft ist die Wissensvermittlung», sagt Marc Steiner, der ein Krypto-Consulting-Unternehmen betreibt. Der ausgebildete Ingenieur bietet zahlreiche Investitionsstrategien für Kryptos – hauptsächlich Bitcoin an. Wer den Bitcoin verstehe, verstehe die Grundlage. Es werden aber keine Beratungen auf Stundenbasis angeboten. Die Kunden kommen für drei bis zwölf Monate in eine «Academy». Es gebe so viel Fragen und Aspekte. Er wolle nicht nur eine kurze Antwort geben und dann den Kunden allein lassen. Angeboten werden Einsteiger- bis Profi-Strategien. «Wir haben Module mit Videos, die alles vermitteln, drei Mal in der Woche sind wir in Live-Calls für Fragen und bieten dabei Marktanalysen an», sagt er. Steiner hat am Bestseller «Die grösste Revolution aller Zeiten» von Marc Friedrich mitgeschrieben und selbst den Ratgeber «Bitcoins verwahren und vererben» verfasst.



Short cuts: News aus der digitalen Welt


Der Bitcoin-Kurs macht die Eiger-Nordwand. Wieso?

Spoiler: Wir wissen es nicht – oder doch: Das Angebot ist kleiner als die Nachfrage. Der Kursrekord von über 69’000 Dollar je Bitcoin ist bereits in Reichweite. Am Donnerstag stieg die Notierung teilweise über 63’000 Dollar. Zum Jahreswechsel notierte der Bitcoin auf rund 44'000 Dollar, vor Jahresfrist auf 23'500. Kryptos sind im breiten Finanzmarkt angekommen und werden vermehrt als Spar- und Wertaufbewahrungsmittel akzeptiert. Kurstreiber sind einerseits die direkten und indirekten Auswirkungen der ETF-Bewilligungen von Januar in den USA.

Ein Beispiel für den direkten Einfluss: In den vergangenen zwei Handelstagen haben ETF-Anbieter wie Blackrock, Invesco & Co 19'677 Bitcoins erworben, im gleichen Zeitraum wurden aber mit 1800 Coins zehnmal weniger geschürft. Das Engagement der grossen US-Vermögensverwalter in Kryptowährungen hat das Vertrauen vieler bisher skeptischer Anleger in den Bitcoin gestärkt und sie suchen nun eine Anlagemöglichkeit – auch ausserhalb der ETF.

Seit einigen Monaten weist der Bitcoin zudem eine enge Korrelation mit den US-Technologiewerten auf. Diese gehen momentan ebenfalls durch die Decke. Treiber ist dort die Euphorie um Künstliche Intelligenz (AI), die insbesondere den Kurswert der Chip-Aktie Nvidia explodieren liess. Das deutet darauf hin, dass wie im Techsektor auch beim Bitcoin viele Trendsurfer an Bord sind. Der Kurs der Kryptowährung wird auch wieder korrigieren. Langfristig befindet sich der Bitcoinkurs aber in einer Wellenbewegung nach oben.


Fedpol stösst wegen Krypto ins Panikhorn

Gemäss einer Pressemitteilung des Bundesamtes für Polizei (Fedpol) sind die Risiken für Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung wegen der Popularität von Kryptowährungen stark gestiegen. So hätten 2022 fast 14 Prozent aller Verdachtsmeldungen einen Bezug zu Virtual Assets aufgewiesen. Die interdepartementale Koordinationsgruppe der Schweiz zur Bekämpfung der Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung (KGGT) hat einen Bericht zu den steigenden Risiken durch Kryptowährungen und andere «Virtual Assets» vorgelegt. Finanzintermediäre in der Schweiz hätten in den vergangenen Jahren immer häufiger mutmassliche Vorgänge im Zusammenhang mit Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung festgestellt. Dies führte zu einem starken Anstieg von Verdachtsmeldungen mit Bezug auf Virtual Assets.

«Die illegale Zweckentfremdung von Kryptowährungen muss in den Gesamtkontext gerückt werden. In den vergangenen fünf Jahren hat sich das gesamte Kryptovolumen mehr als verzehnfacht. Pro Monat werden über 1000 Milliarden Dollar an digitalen Assets gehandelt. Dass ein winziger Teil der Aktivitäten in kriminellem Zusammenhang steht, überrascht kaum», sagt Leon Curti, Head DeFi Strategy bei Digital Asset Solutions. Schätzungen zufolge machten illegale Krypto-Transfers weniger als ein halbes Prozent des Gesamtvolumens aus. Wie beim Internet handle es sich um eine Technologie, die von verschiedenen Akteuren gebraucht oder eben missbraucht werde.

Leider geht die Pressemitteilung gemäss Curti weitaus weniger ins Detail als der ausführliche, 117-seitige Bericht. «Denn Fedpol führt korrekt aus, dass die Schweiz bereits eine Vorreiterin in der Umsetzung von Krypto-bezogenen Anti-Geldwäsche-Massnahmen ist. Mit der internationalen Travel Rule, die hierzulande früh umgesetzt wird, besitzen wir eine starke Grundlage», sagt der Anlageexperte. Durch ein besseres Verständnis der Technologie wird der bereits tiefe Anteil krimineller Handlungen an der Gesamtaktivität weiter abnehmen. Im Gegensatz zu Bargeldzahlungen sind Krypto-Überweisungen in einem völlig transparenten Netzwerk lückenlos nachvollziehbar.

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