Der Aktienkurs der UBS hat deutlich stärker gelitten als der anderer Banken, seit Donald Trump die sogenannten reziproken Zölle angekündigt hat und mit seiner wenig berechenbaren Handelspolitik die Börsen und Weltmärkte durcheinanderwirbelte. Erst gestern gingen die US-Leitbörsen wieder auf Talfahrt. Besonders stark abgestraft wurde Nvidia, weil die Trump-Regierung den Chiphersteller noch stärker einschränken will, leistungsfähige Halbleiter nach China zu liefern.
Die Titel der UBS sind seit dem denkwürdigen 2. April um fast 15 Prozent gefallen. Im Vergleich zu anderen europäischen Banken wurde die UBS deutlich härter abgestraft. Die spanische Santander etwa verlor lediglich rund fünf Prozent. Das hat dazu geführt, dass Santander mit einem Börsenwert von 91,3 Milliarden Euro die UBS inzwischen klar überholt hat. Die Marktkapitalisierung der UBS liegt aktuell bei 85,7 Milliarden Euro (79,5 Milliarden Franken).
Der Kriechgang ist für das UBS-Topmanagement bitter. Die Grossbank galt seit der Übernahme der Credit Suisse im Frühjahr 2023 als die wertvollste Bank Kontinentaleuropas (die britische HSBC bringt weiterhin deutlich mehr auf die Waage). Noch im Februar dieses Jahres kletterte der Börsenwert der UBS auf 120 Milliarden Euro. Seither hat sich die Aktie jedoch deutlich schlechter entwickelt als die der europäischen Konkurrenten.
Ein Drittel der Erträge aus den USA
Was sind die Gründe für die Schwäche der UBS? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Johann Scholtz, Analyst bei Morningstar, sagte gegenüber der «Financial Times», dass die Kursverluste der UBS insbesondere auf ihre hohe Abhängigkeit vom US-Markt zurückzuführen seien. Rund ein Drittel der Erträge stammt aus den Vereinigten Staaten – ein signifikanter Anteil, der angesichts der neuen Zollpolitik negativ ins Gewicht fällt.
Auch Andreas Venditti von der Vontobel Bank verweist auf die internationale Ausrichtung der UBS als Risiko: «UBS ist deutlich marktabhängiger als der Durchschnitt europäischer Banken. Ihre globale Diversifikation ist unter den Vorzeichen anhaltender Deglobalisierung und geopolitischer Spannungen kein Vorteil.»
Doch Venditti sagt auch, was er schon früher betonte: Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bleibe die laufende Debatte um neue Kapitalvorschriften in der Schweiz. Für ihn ist dies der zentrale Grund für die jüngste Underperformance der UBS gegenüber ihren europäischen Konkurrenten.
So sieht es freilich auch die UBS-Führung, die in immer eindringlicheren Appellen vor einer Überregulierung warnt. UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher kritisierte an der Generalversammlung von letzter Woche die geplanten regulatorischen Reformen scharf. Die Massnahmen seien «extrem» und würden die Bank zwingen, 50 Prozent mehr Eigenkapital vorzuhalten.
Im Gegensatz dazu zählt Santander derzeit zu den besten Performern im europäischen Bankensektor. Seit Jahresbeginn legte die Aktie um mehr als ein Drittel zu. Geht der Kriechgang der UBS weiter, könnten bald auch andere europäische Banken die UBS überholen – etwa BNP Paribas oder Unicredit.
Trotz des jüngsten Rückgangs schneidet die UBS beim sogenannten Price-to-Book-Verhältnis weiterhin besser ab als die Konkurrenz: Die Schweizer Bank wird derzeit zum 1,1-Fachen ihres Buchwerts gehandelt. Santander liegt bei 0,95, andere europäische Banken zum Teil deutlich darunter.