Die Schweizerische Post hat ein Problem – oder gleich mehrere. Akut ist: Die Post muss einen neuen oder eine neue Postchefin finden, nachdem CEO Roberto Cirillo Anfang Jahr abgesprungen ist. Die Ersatzsuche ist der erste wichtige Personalentscheid von Christian Levrat, dem Post-Präsidenten. Sitzt die Personalie nicht, fällt das direkt auf den früheren SP-Chef zurück.
Dem Vernehmen nach soll sich Nicole Burth um den vakanten CEO-Posten bemühen, wie CH Media berichtet hat. Sie soll das einzige Mitglied der Post-Geschäftsleitung sein, das sich für den Job interessiert. Sie dürfte damit die einzige interne Kandidatin sein. Mit der Suche wurde die Headhunting-Firma Egon Zehnder betraut, deren Chef eine Nähe zum US-Berater McKinsey haben soll – gesucht wird also auch extern nach Kandidaten und Kandidatinnen.
Burths Handicap ist, dass sie mit den Kerngeschäften der Post – Logistik, Poststellen und dem Finanzbereich rund um Postfinance – keine Erfahrung vorweisen kann. Bevor sie zur Post kam, arbeitete sie 15 Jahre beim Personalvermittler Adecco, unter anderem als Schweiz-Chefin. Sie sass ausserdem in den Verwaltungsräten von Ascom sowie des aktivistischen Investors Varsaison von Gregor Greber.
Fast 400 Millionen Goodwill aufgebaut
Zur Post kam sie mit dem Auftrag, die strukturell sinkenden Umsätze zu stoppen. Was für die Schweizer Wirtschaft kein Problem darstellt – etwa weil schlicht weniger Briefe verschickt werden –, scheint für den Bund als Eigentümer nicht hinnehmbar. Deshalb erlaubte er dem Gelben Riesen, weit über den eigentlichen Kernauftrag hinaus neue Geschäftsfelder aufzubauen, um wegbrechende Umsätze zu kompensieren. Dabei gerät die Post zunehmend mit privaten Anbietern in Konflikt, die sich gegen die unerwünschte staatliche Konkurrenz zur Wehr setzen.
Um die sogenannte Umsatz-Topline zu stabilisieren, schuf die Post eigens einen neuen Bereich: den Bereich Kommunikations-Services, der seit 2021 von Nicole Burth geleitet wird. Allerdings hat Burth bisher nur Verluste eingefahren – zuletzt waren es 67 Millionen Franken im Jahr 2024. Kumuliert über die letzten fünf Jahre beträgt der Verlust 360 Millionen Franken. Dabei hatte die Post versprochen, bis 2024 in diesem Bereich schwarze Zahlen zu schreiben.
Die Aussichten auf eine baldige Gewinnzone sind düster. Das zeigt sich unter anderem am massiv aufgebauten Goodwill, der durch die Übernahme zahlreicher Firmen – zumeist aus dem IT-Umfeld – entstanden ist. Allein im letzten Jahr ist der Goodwill im Bereich Kommunikations-Services von 212 auf 395 Millionen Franken angeschwollen, hauptsächlich durch die Übernahme des IT-Security-Dienstleisters Oben Systems.
Wie die Post in ihrem Geschäftsbericht korrekt schreibt, besteht der Goodwill «aus Vermögenswerten, die nicht separat identifizierbar sind oder nicht verlässlich bestimmt werden können; im Wesentlichen sind dies erwartete Synergien innerhalb des Konzerns, erworbenes Know-how und Wachstumspotenzial.» In anderen Worten: Viel Luft, die irgendwann mal abgelassen werden muss.