Financials
Vermögensverwaltungschef Iqbal Khan soll seine Macht “von der Raucherecke im Keller bis an die Spitze der Bank” ausdehnen, schreibt Bloomberg.
24. Oktober 2022 • Beat Schmid

Da ist sie wieder die Geschichte über Geld, Macht und Intrige bei der UBS. Und mittendrin, beziehungsweise in der Garage am Rauchen Iqbal Khan, der Chef der weltweiten Vermögensverwaltungs-Abteilung der UBS. Dort im Keller, beim runden Aschenbecher, wo die schwarzen Mercedes stehen mit ihren abgedunkelten Scheiben, ziehe sich Kahn zurück, um mit Kollegen diskret eine Zigarette zu paffen.

So steigt Bloomberg in eine Story ein, die heute Montag veröffentlicht wurde. Einer der Raucherkollegen, so erfährt man, soll Christian Bluhm sein, der Chief Risk Officer der Bank. Er sei für Khan wichtig, da Bluhm ihm geholfen habe, ein Kreditportfolio für reiche Kunden auszubauen, das der Bank in den letzten zweieinhalb Jahren rund 2,5 Milliarden Dollar Zinseinnahmen beschert habe.

Bloomberg sieht drei Fraktionen in der Bank: Eine habe sich um Khan gebildet, der das “äusserst lukrative” Wealth Management der UBS leitet. Ein anderer Block bestehe aus rund 200 obersten Managern, die das Tagesgeschäft führten. Sie seien die Profiteure der von CEO Ralph Hamers abgeschafften Hierarchie-Stufen. Sie hätten viel zu verlieren, wenn Hamers gehen müsste.

Kritik an Khans Starbanker-Allüren

Und dann sei da noch Colm Kelleher, der neue Präsident, der den Kurs der Bank mitgestalten wolle und dessen Aufgabe es sei, zwischen den beiden Polen zu moderieren.

Nicht neu ist, dass Khan innerhalb der Bank von manchen als Thronfolger angesehen wird. Laut Bloomberg gibt es einige UBS-Kaderleute, die sich inzwischen darüber beschweren, dass er sich auch als solchen aufführe und entsprechende Allüren an den Tag lege.

So soll er zu spät oder gar nicht an Sitzungen erscheinen, auch an solchen, an denen Hamers teilnahm. Einige Personen sehen darin ein Zeichen für einen “Machtwechsel innerhalb der hierarchischen Kultur” der UBS.

Wem nutzt die Geschichte? Khan oder Hamers?

Ralph Hamers laufe Gefahr, die Macht zu verlieren, wenn er weiterhin an flachen Hierarchien und an den gestrichenen Privilegien für die oberste Kaste der Managing Directors festhalte. Hamers würde damit weiter Terrain an Khan abgeben, der über eine “treue Anhängerschaft” verfüge und seinen Einfluss allmählich “von der Raucherecke im Keller bis an die Spitze der Bank” ausdehne.

Der Bloomberg-Artikel, der weitgehend keine neuen Fakten bringt, liefert ein interessantes Sittenbild der grössten Bank der Schweiz. Wem soll die Geschichte nützen? Auf den ersten Blick denkt man an eine typische Khan-Jubelgeschichte, die sein Umfeld initiiert hat. Es wäre nicht das erste Mal, dass Bloomberg den Banker pusht.

Doch es gibt auch andere Lesarten: Genauso gut könnte die Geschichte von Hamers-Kreisen gepusht worden sein. Der Wealthfront-Flop wurde auffallend stark heruntergespielt. Auch wurde die intern hochumstrittene Digitalisierungsstrategie, die Hamers zusammen mit dem von ihm geförderten Mike Dargan durchzieht, wohlwollend beschrieben.

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