Compenswiss
Compenswiss investiert viel Geld in Unternehmen mit einem hohen CO₂-Fussabdruck. Welsche Journalisten haben erstmals das Portfolio des AHV-Ausgleichsfonds entschlüsselt.
22. Januar 2023 • Beat Schmid

Compenswiss verwaltet die Ausgleichsfonds von AHV, IV und EO. Zusammen sind das 40 Milliarden Franken (Stand Ende 2021). Mit Abstand am meisten befindet sich im AHV-Topf (35,9 Mrd.). Eine Gruppe von Westschweizer Journalisten von Tamedia und der Onlinepublikation Gotham City hatten Einsicht verlangt in die Finanzanlagen der AHV.

Dabei schauten sie darauf, ob “die Investitionen mit den klimatischen Herausforderungen vereinbar sind”. Gemäss ihrer Einschätzung ist das nicht der Fall. Sie liessen das Portfolio von Eric Jondeau, Professor für Finanzwesen an der HEC Lausanne und Direktor des Zentrums für Risikomanagement, analysieren. Der AHV-Fonds verfüge über einen “sehr klassischen Mix, ähnlich dem aller institutionellen Anleger”, sagt der Experte.

Jondeau, der bereits den CO₂-Fussabdruck SNB-Portfolios untersuchte, fand achtzehn Unternehmen im AHV-Fonds mit einem hohen Schadstoffausstoss, darunter Firmen wie Holcim (Zement), Alcoa (Aluminium) oder Yara (Düngemittel). “Meiner Meinung nach könnte Compenswiss sie problemlos daraus entfernen, da dies keine Auswirkungen auf ihre Renditen hätte”, sagte Jondeau. Die Liste der Firmen wurde in der SonntagsZeitung publiziert.

Eric Breval, der Direktor von Compenswiss, verteidigte die Anlagen: “Ein grosser Teil der wirtschaftlichen Aktivität hängt auch heute noch von fossilen Brennstoffen ab. Dies rechtfertigt unserer Ansicht nach, weiter in diese Unternehmen zu investieren und gleichzeitig den Aktionärsdialog zu fördern, um die Energiewende voranzutreiben”, sagte er in der Zeitung.

Breval verwies auf die Ausschlussempfehlungen des Vereins für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK), der von Compenswiss mitbegründet wurde und dem die Pensionskassen des Bundes, der Post, der Migros und weiterer Organisationen angehören. Der Verein führt unter anderem eine Ausschlussliste von Unternehmen, bei denen der “Aktionärsdialog erfolglos” war, oder deren “Geschäftsmodell eine grobe Verletzung der normativen Kriterien” verursacht, wie es beim SVVK heisst.

Derzeit befinden sich 28 Unternehmen auf der Liste. Die meisten davon sind im Rüstungsgeschäft aktiv und produzieren Streumunition, Personenminen oder Atomwaffen. Keine der von den Journalisten kritisierten Firmen befindet sich auf der Ausschlussliste.

Letztes Jahr gab Compenswiss bekannt, ihre Investitionen in Kohlefirmen zurückzufahren. Bis 2020 wurden Rohstoff- oder Energiekonzerne, die mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit Kohle erwirtschaften, aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen. Im Jahr 2021 wurde diese Schwelle auf 30 Prozent gesenkt. Ende 2021 befanden sich 56 Unternehmen auf der Ausschlussliste des Ausgleichsfonds. Mehr hier.

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