Batterien aus Österreich
Mehrere Investoren beschäftigen die Gerichte in Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz. Jetzt hat das Zürcher Bezirksgericht ein erstes Urteil gefällt. Die Kläger sind keine Unbekannten.
7. Juni 2023 • Beat Schmid

Er ist Unternehmer und ehemaliger Hobby-Rennfahrer: Florian Fritsch, ein 45-jähriger Investor aus Deutschland, der sich mit einer Reihe spektakulärer Deals einen Namen gemacht hat. Fritsch engagierte sich früh beim Lieferdienst Delivery Hero oder dem auf die Vernetzung von Maschinen spezialisierten Unternehmen Relayr.

International bekannt wurde Fritsch durch den Einstieg seiner Investmentgesellschaft Kalrock Capital Management bei der indischen Fluggesellschaft Jet Airways, die in finanzielle Schieflage geraten war und 2019 Insolvenz anmelden musste. Partner bei diesem Deal ist Murari Lal Jalan, ein schillernder Geschäftsmann aus Dubai.
Doch dann schlugen plötzlich die Strafermittler zu. Am 26. Oktober 2022 kam es zu einer international orchestrierten Razzia: Staatsanwaltschaften aus Österreich, Liechtenstein und der Schweiz durchsuchten Geschäfts- und Privaträume des Unternehmers und Vermögensverwalters in drei Ländern.

Wie Medien damals berichteten, gingen die Ermittler dem Verdacht auf schweren Betrug, Untreue und Geldwäsche nach. Dies bestätigte die Liechtensteiner Staatsanwaltschaft damals gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Das deutsche Handelsblatt berichtete gross über den Fall.

Die G-Klasse von Arnold Schwarzenegger

Hintergrund ist ein Streit um ein Investment in das österreichische Batterie-Start-up Kreisel Electric. Das junge Unternehmen entwickelt Batterien für spezielle Anwendungen im Bereich der E-Mobilität für Landmaschinen. Einer der Investoren von Kreisel ist der Neffe von Arnold Schwarzenegger, Patrick Knapp-Schwarzenegger. Die Batterien wurden unter anderem in die G-Klasse des berühmten Österreichers eingebaut.

Zum Streit kam es nach dem erfolgreichen Verkauf des Unternehmens an den US-Landmaschinenriesen John Deere. Es war wie im Märchen: Das knorrige Unternehmen aus der österreichischen Provinz, fast pleite, wurde über Nacht zu einer Bewertung von 360 Millionen Euro an einen Weltkonzern verkauft.

Der Investor Florian Fritsch machte einen satten Gewinn. Doch das gefiel nicht allen. Auch Urs Fähndrich und Wolfgang Eichhorn wollten ihren Anteil am Gewinn. Zwar waren sie über ihr Beteiligungsvehikel am Ende gar nicht mehr an Kreisel Electric beteiligt, weil sie ihre Anteile vor dem Deal mit John Deere für 1,5 Millionen Euro an Florian Fritsch verkauft hatten.

Über eine Earn-out-Klausel hatten sie aber Anspruch auf einen Teil des Verkaufsgewinns. So überwies Fritsch kurz nach dem Verkauf 19,8 Millionen Euro an Fähndrich beziehungsweise an die Panebo Holding AG, eine Gesellschaft mit Sitz in Luxemburg.

Fähndrich war mit der Zahlung jedoch nicht einverstanden und forderte weitere 20 Millionen Euro. Seine Panebo Holding leitete daraufhin rechtliche Schritte gegen Fritsch und die von ihm kontrollierten Gesellschaften ein. Inzwischen sind, wie erwähnt, mehrere Verfahren in Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz hängig.

In diesem Zusammenhang wurden auch Fritschs Gelder in der Schweiz durch die Strafuntersuchungsbehörden in Zürich «arretiert». Doch das Zürcher Bezirksgericht hob die Sperrung wieder auf, wie aus einem Urteil vom 22. März hervorgeht, das Tippinpoint vorliegt.

Das Gericht gab Florian Fritsch beziehungsweise der Fritsch & Co. AG Recht. Es stellte fest, dass die Panebo Holding AG keine Forderung gegen die Fritsch & Co. AG glaubhaft machen konnte. Da die Panebo Holding AG das Urteil weiterzieht, bleiben die Gelder vorläufig blockiert.

Parallelen zu Meyer Burger

Während Fritsch als Unternehmer in der Schweiz bisher kaum in Erscheinung getreten ist, sind Urs Fähndrich und sein Geschäftspartner Wolfgang Eichhorn keine Unbekannten. Die in Monaco wohnhaften Financiers gehörten zu einer Investorengruppe, die mit einer Strafanzeige wegen Bestechung Druck auf das Management und den Verwaltungsrat der Berner Solarfirma Meyer Burger ausübte.

Später zog Fähndrich in den Verwaltungsrat von Meyer Burger ein. Doch schon kurze Zeit später trat der Investor wieder aus dem Gremium aus. Der Streit ging weiter, der in den Schweizer Wirtschaftsmedien ein grosses Echo fand. In Unterlagen zu einer Kapitalerhöhung von Meyer Burger tauchte damals neben anderen Firmen auch der Name der Panebo Holding auf, wie Cash.ch berichtete.

Derweil köchelt der Streit bei Meyer Burger bis heute auf kleinem Feuer weiter. Die Aktivitäten sind seit zwei Jahren im eigens gegründeten «Schweizerischen Anlegerschutzverein» gebündelt. Der letzte Eintrag zu Meyer Burger stammt vom Mai. Mit der Credit Suisse hat der Verein inzwischen ein zweites Betätigungsfeld gefunden. Dabei geht es um mögliche Klagen im Zusammenhang mit den berüchtigten AT1-Anleihen, die im Zuge der CS-Rettung für wertlos erklärt wurden.