CS-Fusion
Der Abbau bei der Credit Suisse findet auch an der Spitze statt. Von den ursprünglichen zwölf Konzernleitungsmitgliedern sind nur noch vier im Amt. Alle anderen sind weg oder haben es in die UBS geschafft. Eine Rolle spielen auch die aufgeschobenen Bonuspakete.
31. Oktober 2023 • Beat Schmid

Letzte Woche schaffte es Francesca McDonagh in die «Financial Times». Nach ihrem kurzen Abstecher in die Schweiz wurde bekannt, dass die ehemalige Chefin der Bank of Ireland CEO des deutschen Fondsdienstleisters Universal Investment wird. Bei der Credit Suisse hatte sie wilde Monate hinter sich.

Angestellt von CEO Thomas Gottstein, sollte McDonagh zunächst Europachefin der CS werden. Bis sie den Posten im Sommer 2022 antreten und in die Geschäftsleitung aufrücken konnte, war Gottstein schon weg und sein Nachfolger Ueli Körner machte die gebürtige Irin zum COO der Bank.

Der Rest ist Geschichte. Nach der Übernahme der CS durch die UBS hatte Sergio Ermotti in seiner neu zusammengesetzten Konzernleitung keine Verwendung mehr für die Bankerin. So wie McDonagh erging es den meisten Topmanagern der Credit Suisse. Acht von ursprünglich zwölf Konzernleitungsmitgliedern sind nicht mehr bei der Bank. Sie haben gekündigt und zum Teil neue Jobs angenommen.

So wurde kürzlich bekannt, dass die ehemalige Technikchefin Joanne Hannaford zur Deutschen Bank nach London wechselt. Dort soll sie Anfang 2024 die Rolle des Chief Information Officer für das Firmenkundengeschäft übernehmen. Ohne neuen Job sind der bisherige Finanzchef Dixit Joshi, APAC-Chef Edwin Low und Chefjurist Markus Diethelm, der sich allerdings bereits im Pensionsalter befindet.

Sonderfall Michael Klein

Ein Sonderfall ist Michael Klein, der Anfang 2023 als designierter Chef der Investmentbank CS First Boston in die CS-Geschäftsleitung geholt wurde. Die Abspaltungspläne wurden jedoch mit der Übernahme rückgängig gemacht und Klein war wieder draussen. Im Geschäftsbericht 2022 der CS wird er als Mitglied der Geschäftsleitung aufgeführt, im Handelsregister wurde er jedoch nie eingetragen.

Die einzigen, die bei der UBS neue Rollen bekamen, waren CEO Ueli Körner, der von Ermotti in die Konzernleitung der UBS geholt wurde. Und Wealth-Management-Chef Francesco De Ferrari, der Iqbal Khan berät, sowie David Wildermuth. Der ehemalige Chief Risk Officer ist seit Juni Risikochef für Amerika und für die sogenannten Combined US Operations. Er berichtet an Christian Bluhm, den Risikochef der UBS.

Aufgeschobene Boni als Grund zum Bleiben

Weiterhin in ihren Funktionen bei der Credit Suisse bleiben CEO Ueli Körner, Schweiz-Chef André Helfenstein, HR-Chefin Christine Graeff und Nita Patel, Chief Compliance Officer. Ihr Verbleib dürfte auch damit zusammenhängen, dass sie zum Teil noch auf aufgeschobenen Bonuspaketen sitzen, die sie nicht verlieren wollen, was bei einer Kündigung aus eigenem Antrieb der Fall wäre.

Bei den Kurzzeitmitgliedern Francesca McDonagh, Joanne Hannaford und Dixit Joshi spielen die Bonuspakete keine grosse Rolle. Sie können quasi ablösefrei zu einem neuen Arbeitgeber wechseln.

Die zahlreichen Abgänge in der CS-Geschäftsleitung wurden grösstenteils ersetzt. Offiziell angekündigt wurden die Neubesetzungen allerdings nicht mehr. Drei Mitglieder der aktuellen CS-Geschäftsleitung kommen übrigens von der UBS und haben Doppel- beziehungsweise Integrationsrollen.

Dazu gehört Yves-Alain Sommerhalder, der im letzten Herbst vor dem Kollaps von der Credit Suisse zur UBS wechselte und dort anders als geplant Co-Leiter der Integration Wealth Management wurde. Heute sitzt er als Leiter Wealth Management und Region Europa (EMEA) in der Geschäftsleitung der CS.

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