Er war schon Professor, Wirtschaftsweise, Chef der Deutschen Bundesbank und Präsident der UBS. Jetzt ist er als Berater für den Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch tätig. Weber gilt seit der Eurokrise als grosser Kritiker der Geldpolitik der Europäische Zentralbank (EZB). Seiner kritischen Haltung ist er bis heute treu geblieben.
Dem deutschen «Handelsblatt» (Abo) sagte er, er glaube nicht, «dass der Zinsgipfel schon erreicht ist oder dass die Zinsen bald sinken werden». In der Vergangenheit seien die Zinsen nur dann gefallen, wenn es entweder eine tiefe Rezession gegeben habe oder die Stabilität der Finanzmärkte gefährdet gewesen sei. «Aber alle, die jetzt fallende Zinsen herbeireden, gehen weder von dem einen noch dem anderen aus. Sie argumentieren stattdessen, dass die fallende Inflation der EZB mehr Spielraum böte, die Zinsen zu senken», sagte Weber.
Laut Weber wirkt sich der «erst jüngst stark gestiegene Zins» kaum auf die Wirtschaft aus. «Wir sind erst am Anfang eines langen Anpassungsprozesses. Nur wird allerorten so getan, als sei dieser Prozess längst vorbei.» Auf die Frage, ob er davon ausgehe, dass die hohen Zinsen gekommen seien, um zu bleiben, antwortete Weber. «Ich sage: Willkommen zurück in der Normalität! Null- und Negativzinsen sind eben kein normales Zinsumfeld gewesen. Und es ist auch nicht erstrebenswert, dorthin zurückzukehren. Bei einem Prozent Wachstumspotenzial und zwei Prozent Inflationsziel liegt ein normales Zinsumfeld im Euro-Raum bei 3,5 Prozent.»
Der ehemalige UBS-Präsident, der 2022 von Colm Kelleher abgelöst wurde, äusserte sich auch zur Credit Suisse. Beim Kollaps der Bank «ging es mehr um Eigenverschulden und Managementversagen als um Fremdverschulden oder Regulierungsversagen». Es seien strategische Fehler gemacht worden, die «in Summe zu einem kontinuierlichen Vertrauensverlust in die Bank geführt haben». Zur UBS und zur Integration sagte Weber nichts. Auch nicht zu Ralph Hamers, den er zum CEO der UBS gemacht hatte und der nach kurzer Zeit wieder gehen musste.