«Singapore Solution»
Der ehemalige Chef der Zürcher Allied Finance Trust bekennt sich schuldig, zwischen 2008 und 2014 reichen US-Kunden geholfen haben, ihr Vermögen vor den Behörden zu verstecken.
22. Dezember 2023 • Beat Schmid

Nach seiner Auslieferung an die USA bekennt sich Rolf Schnellmann, der ehemalige Chef des Zürcher Allied Finance Trust, schuldig, zusammen mit seinen «Mitverschwörern» mehr als 60 Millionen Dollar von US-Steuerzahlern auf undeklarierte Ihag-Bankkonten transferiert haben, wie aus einer Mitteilung des US-Justizdepartements vom Donnerstag hervorgeht. Allied Finance Trust ist eine Tochtergesellschaft der Liechtensteiner Allied Finance Group.

Der Schweizer Staatsbürger wurde im August 2023 in Italien verhaftet und anschliessend an die USA ausgeliefert. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft sowie Bussen und Rückforderungen. Bereits im letzten Frühling 2023 sich ein Banker der IHAG Holding gegenüber den US-Behörden der Beihilfe zur Steuerhinterziehung schuldig bekannt.

Die US-Justizbehörden hatte 2021 Anklage gegen insgesamt sechs Banker aus dem Umfeld der IHAG Privatbank und der Allied Finance erhoben. Die Banker hätten einen als «Singapore Solution» bezeichneten Plan umgesetzt, bei dem Gelder von US-Steuerzahlern über verschiedene Bankkonten in Hongkong und anderen Orten auf neu eröffnete Konten im Namen einer singapurischen Vermögensverwaltungsgesellschaft bei der Ihag geflossen seien, so die Anklage. Die US-Kunden sollen dafür hohe Gebühren an die Ihag und andere Beteiligte bezahlt haben.

Client-1 holte Cash in Zürich ab

Der grosste Teil der versteckten Vermögen gehörte gemäss Gerichtsunterlagen einem Hedgefondsmanager aus Manhattan, der in der Anklageschrift als «Client-1» bezeichnet wird. Das Konto war in den 1960er Jahren von Client-1s Vater eingerichtet worden, ging aber nach dem Tod des Vaters auf Client-1 über. Danach griff die Familie von Client-1 auf die Gelder zu, indem sie halbjährlich nach Zürich reiste, wo sie Hunderttausende von Dollar in bar abhob und in die USA zurückbrachte.

Die Züricher Privatbank IHAG selbst hatte sich im November 2015 im Steuerstreit mit dem US-Justizministerium auf einen Vergleich geeinigt. Sie zahlte eine Busse von 7,45 Millionen Dollar.