Börsenbewertung
Nach über 16 Jahren wird die Bank an der Börse erstmals wieder mit mehr als 100 Milliarden Dollar bewertet. Für den Schub brauchte es allerdings die Übernahme der Credit Suisse.
4. Januar 2024 • Beat Schmid

Es läuft gut für Sergio Ermotti und Colm Kelleher. Ihre Bank ist erstmals wieder mehr als 100 Milliarden Dollar wert. Das war zuletzt 2007 der Fall – vor Ausbruch der Finanzkrise, die die UBS besonders hart traf. Nach der staatlichen Rettung 2008 sackte die Bewertung auf 25 Milliarden Dollar ab.

Seit der Übernahme der Credit Suisse im März 2023 ging es steil bergauf, und die UBS entwickelte sich zur am besten performenden Bankaktie. Mit der Jahresendrally trieb sie die Bewertung erstmals wieder über die Marke von 100 Milliarden Dollar. Bloomberg weist für die UBS nach Börsenschluss am Mittwoch eine Bewertung von 101,4 Milliarden Dollar aus (Abo). Am letzten Handelstag des Jahres kletterte die Bewertung auf 105 Milliarden Dollar.

Die jüngste Kursentwicklung ist ganz nach dem Geschmack von Colm Kelleher. Als er 2022 das Präsidium von Axel Weber übernahm, erklärte er die Steigerung des Aktienkurses zu einem seiner wichtigsten Ziele. Der Ex-Morgan-Stanley-Manager konnte nicht verstehen, warum die UBS als europäische Bank schlechter bewertet war als ihre Wall-Street-Konkurrenten.

An bullishen Prognosen mangelt es nicht

Aktuell liegt das sogenannte Price to Book Ratio bei 1,12. Zuletzt ist diese Kennzahl wieder gesunken, weil die UBS viel Eigenkapital von der CS erhalten hat. Zum Vergleich: Morgan Stanley hat derzeit ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,15. Die Bewertung liegt bei 150 Milliarden Dollar.

Wohin die Reise in diesem Jahr geht, weiss niemand. An bullishen Prognosen mangelt es aber nicht. Cevian Capital, der schwedische Aktivistenfonds, sieht den Aktienkurs in zwei bis drei Jahren bei 50 Franken, was einer Verdoppelung gegenüber heute entspräche. Cevian-Chef Lars Förberg attestierte der UBS einen «exzellenten Job» bei der Integration der Credit Suisse. Er hat rund 10 Prozent des Fondsvermögens in die UBS investiert und hält damit 1,3 Prozent an der Bank.

Die UBS rechnet bis Ende 2026 mit einer Eigenkapitalrendite von rund 15 Prozent. Cevian Capital hält eine Rendite von über 20 Prozent für möglich. Es stellt sich die Frage, ob Lars Förberg die Latte nicht zu hoch legt. Vor der Übernahme der Credit Suisse prognostizierten Analysten eine Eigenkapitalrendite von 17 Prozent für 2025 und 15 Prozent für 2026. Heute liegen die Prognosen bei 10 und 12 Prozent für 2025 und 2026. (Mehr zu Cevians Einstieg bei UBS und warum sich Lars Förberg möglicherweise verrechnet hat, gibt es hier.)

Langjährige UBS-Aktionärinnen und -Aktionäre haben von der Kursrallye übrigens wenig. Sie sitzen nach wie vor auf riesigen Buchverlusten. Wegen der massiven Verwässerung durch die wiederholten Kapitalerhöhungen liegt der Preis pro Aktie immer noch deutlich tiefer als vor der Finanzkrise. In den Boomjahren ab 2003 kletterte der Preis pro Aktie auf 70 Franken. Aktuell liegt er bei 24,95 Franken. Die Zahl der ausstehenden Aktien hat sich seit 2007 etwa verdreifacht, auf 3,46 Milliarden Stück.

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