Mit dem Abgang des letzten CEO der Credit Suisse geht eine der schillerndsten und zugleich tragischsten Karrieren der Schweizer Bankengeschichte zu Ende.
6. Mai 2024 • Beat Schmid

Die UBS will die rechtliche Fusion der beiden Banken bis Ende Mai abschliessen. Damit hält die Bank an ihrem ursprünglichen Plan fest. Wie die Financial Times in ihrer heutigen Ausgabe (Abo) schreibt, soll Ulrich Körner nach der rechtlichen Fusion zurücktreten. Ursprünglich habe er «gehofft», früher gehen zu können, doch sei er «überredet» worden, noch ein paar Wochen dranzuhängen, schreibt die Zeitung.

Mit seinem Rücktritt geht eine der schillerndsten und tragischsten Bankkarrieren zu Ende. Kaum ein anderer Manager sass länger in den Konzernleitungen von UBS und Credit Suisse. Als enger Vertrauter von Oswald Grübel machte Ueli Körner zunächst bei der Credit Suisse Karriere, unter anderem als deren Schweiz-Chef. Nach der Rettung durch den Staat wechselte Körner 2009 zur UBS, wo er unter Grübel verschiedene Funktionen in der Konzernleitung ausübte.

2021 wechselte er zurück in die Nummer zwei. Wie tippinpoint schrieb, sollte Körner eigentlich Nachfolger von Urs Rohner als Verwaltungsratspräsident werden. Doch der Verwaltungsrat entschied anders und setzte auf den flamboyanten António Horta-Osório. Eine entscheidende Rolle bei der Nichtberücksichtigung Körners spielte der Roche-Manager Severin Schwan, der damals Lead Independent Director der Bank war.

Körner übernahm die Leitung des Asset Managements. Als Thomas Gottstein im Sommer 2022 zurücktrat, wurde Körner CEO der Credit Suisse. Er konnte das Ruder nicht herumreissen. Sein grösster Fehler war, dass er nach seinem Amtsantritt viel zu lange mit der Präsentation der neuen Strategie wartete. Damit schuf er Raum für Spekulationen und Gerüchte, die der Bank nachhaltig schadeten und im September zum ersten Bankrun führten.

Rolle des CS-CEO überflüssig

Mit der Zusammenlegung der Holdinggesellschaften der beiden Banken wird die Geschäftsleitung der Credit Suisse auch auf dem Papier obsolet, inklusive der Rolle des Chief Executive, die Körner de jure auch nach der Fusion innehatte. In dieser Funktion war er der einzige Vertreter der übernommenen Bank in der UBS-Konzernleitung.

Nach der rechtlichen Fusion fällt der Startschuss für die Zusammenführung der Kunden. In einem ersten Schritt werden die CS-Kunden im Ausland auf die UBS-Plattform migriert. Gemäss dem Integrationsplan, den UBS-Chef Sergio Ermotti im Februar vorgestellt hat, sollen dann in der zweiten Jahreshälfte die Schweizer Einheiten zusammengeführt werden. Die Migration aller Kundinnen und Kunden dürfte sich bis weit ins Jahr 2025 hinziehen. Der letzte Teil der Integration, die Zusammenführung der IT-Systeme, soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Bis zur Abschaltung der alten CS-Systeme wird es bis Ende 2026 dauern.

Der rechtliche Zusammenschluss Ende Mail ist ein wichtiger Meilenstein. Danach wird die Bank in mehreren Wellen einen massiven Stellenabbau einleiten. Von den ursprünglich 120’000 Mitarbeitenden sollen am Ende des Integrationsprozesses noch 85’000 übrig bleiben. Rund 35’000 Stellen fallen also weg. Ob es so kommt, ist eine andere Frage.

Morgen Dienstag wird die Grossbank ihre Zahlen für das ersten Quartal 2024 bekannt geben. Dabei wird CEO Sergio Ermotti sich auch zu den vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen zur Stärkung der Eigenkapitaldecke Stellung nehmen müssen.

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