Zuger Europaskeptiker
Die Investmentgesellschaft Partners Group hat ihre Gründer in wenigen Jahren märchenhaft reich gemacht. Wie das Businessmodell der Gründer Fredy Gantner, Urs Wietlisbach und Marcel Erni funktioniert.
4. November 2024 • Beat Schmid

Drei Milliardäre aus Zug haben eine Kampagne lanciert, um die sogenannten Bilateralen III zu Fall zu bringen – Alfred «Fredy» Gantner, Urs Wietlisbach und Marcel Erni. Politisch sind die Aktivisten noch Leichtgewichte, finanziell jedoch eine Klasse für sich. In weniger als 30 Jahren schufen sie aus dem Nichts einen Milliardenkonzern, der an der Börse mit über 30 Milliarden Franken bewertet wird.

Das Unternehmen von Gantner, Wietlisbach und Erni ist im Leitindex SMI vertreten und ist damit eine der grössten Erfolgsstorys der Schweizer Wirtschaftsgeschichte. Seit dem Börsengang 2006 hat sich der Wert der Aktie verdreizehnfacht. Diese Woche hat das Unternehmen seinen neuen Hauptsitz in Baar ZG bezogen.

Das phänomenale Wachstum hat die Gründer innert weniger Jahre märchenhaft reich gemacht. Zusammen verfügen sie über ein geschätztes Vermögen von 7,5 bis 8,5 Milliarden Franken – pro Kopf also zwischen 2,5 und 2,8 Milliarden Franken. Es könnte aber auch mehr sein. Über ihre persönlichen Vermögensverhältnisse schweigen sich die Gründer aus.

Fest steht: Allein ihre persönlichen Anteile von je 5 Prozent an Partners Group sind 1,5 Milliarden Franken wert. Je eine weitere Milliarde verwalten sie gemeinsam in ihrem Family Office PG3. Diese Zahlen sind öffentlich. Hinzu kommen weitere Vermögen. So haben die drei Gründer zwischen einer und über zwei Milliarden Franken direkt in Anlagevehikel investiert, die von Partners Group herausgegeben werden. Wie hoch diese Investments effektiv sind und ob Gantner, Wietlisbach und Erni diese Anlagen über das Family Office PG3 oder direkt halten, ist nicht klar.

Kleines Unternehmen – riesiges Vermögen

Die spannende Frage ist aber eine andere: Wie kommt es, dass drei Männer mit einem relativ kleinen Unternehmen mit 1900 Mitarbeitenden ein so riesiges Vermögen anhäufen konnten? Und das in so kurzer Zeit?

Eine Erklärung liegt in der Natur des Private-Equity-Geschäfts, in dem Partners Group tätig ist. Private Equity oder Privatmarktanlagen sind ein Zweig der Finanzindustrie, der in den letzten Jahren einen enormen Boom erlebt hat, die tiefen Zinsen der vergangenen Jahren sei Dank.

Vereinfacht gesagt, kauft und verkauft Partners Group Firmen und macht damit hohe Gewinne. Das macht die Firma nicht allein, sondern zusammen mit anderen Investoren, die ihr Kapital zur Verfügung stellen, unter anderem auch Pensionskassen. Die Gelder werden in Fonds gebündelt, über die die Unternehmen gekauft, gehalten und wieder verkauft werden. Ziel ist es, ein Unternehmen nach fünf bis zehn Jahren mindestens zum doppelten Preis zu verkaufen. Dies gelingt, wenn in dieser Zeit der Umsatz gesteigert und der Gewinn deutlich erhöht werden können.

Die Gewinne sind enorm: Die Investoren erwarten eine Nettorendite von 15 bis 20 Prozent pro Jahr auf ihr eingesetztes Kapital. Noch lukrativer ist das Geschäft für Private-Equity-Gesellschaften, die die Investitionen verwalten. Sie erhalten eine sogenannte Management Fee von 1,5 bis 2 Prozent pro Jahr. Hinzu kommt eine Performance Fee bei einem Verkauf einer Beteiligung, die bei Partners Group 20 Prozent beträgt.

Doppelter Gebührenfluss

Wie stark dieser doppelte Gebührenfluss ins Gewicht fällt, zeigt ein vereinfachtes theoretisches Beispiel: Partners Group kauft eine Firma für 100 Millionen, hält sie fünf Jahre und verkauft sie für 250 Millionen. Partners Group verdient eine Management Fee, also eine Gebühr, von 2 Millionen pro Jahr. Macht 10 Millionen über die Laufzeit. Dazu kommt eine Performance Fee von 30 Millionen (20 Prozent von 150 Millionen). Für Partners Group sind das 40 Millionen. Die Investoren erhalten 110 Millionen Gewinn. Macht eine Rendite von 16 Prozent pro Jahr.

Effektiv verdient Partners Group aber mehr, denn das Finanzunternehmen ist, wie im Private-Equity-Geschäft üblich, als sogenannter General Partner selbst mit rund 10 Prozent an der Firma beteiligt. Unter dem Strich dürften also rund 40 Prozent des Veräusserungsgewinns direkt oder indirekt in die Kassen der Finanzgesellschaft fliessen.

Nimmt man dieses theoretische Beispiel und multipliziert es um ein Vielfaches, erhält man eine Ahnung von der Dimension der Geldmaschine. Partners Group verwaltet heute rund 150 Milliarden Dollar in rund 300 Anlagevehikeln. Die Gebühren und Co-Investments bilden die Basis für enorme Margen: Bei einem Umsatz von 1,9 Milliarden Dollar erzielte das Unternehmen 2023 einen Betriebsgewinn von 1,2 Milliarden. Die operative Marge lag bei 61,3 Prozent. Die Eigenkapitalrendite betrug hohe 41 Prozent. In kaum einer anderen Branche werden so hohe Renditen erzielt – weder mit Pharma noch mit Software.


Beat Schmid ist der Herausgeber von tippinpoint. Er schreibt regelmässig für den SonntagsBlick. Dort wurde der vorliegende Artikel am 04.11.2024 publiziert.