«Der heutige Tag markiert das Ende eines Traums, der mich mein Leben lang begleitet hat», schreibt Anderson in einer persönlichen Erklärung am Donnerstagmorgen. Sein Ziel sei es gewesen, Transparenz zu schaffen und die Mächtigen zur Rechenschaft zu ziehen - eine Mission, die Hindenburg Research eindrucksvoll erfüllt habe. Seine Enthüllungen hätten zu 100 Zivil- und Strafverfahren geführt, unter den Angeklagten seien Oligarchen und Milliardäre.
Sein Weg sei nicht einfach gewesen. Anderson beschreibt seine anfänglichen Zweifel und die schwierigen Umstände, unter denen Hindenburg Research gegründet wurde. Ohne klassische Finanzausbildung, ohne grosses Netzwerk und mit wenig Kapital wagte er den Sprung ins Ungewisse. «Ich war pleite, hatte ein Neugeborenes und stand kurz vor der Zwangsräumung», erinnert er sich in der Mail. «Alles, was ich hatte, war die Entschlossenheit, nicht aufzugeben.»
Die Entscheidung, Hindenburg Research aufzulösen, sei nicht durch «äusseren Druck oder persönliche Probleme» zustande gekommen, sondern durch die Erkenntnis, dass ein neuer Lebensabschnitt beginnen müsse. «Ich betrachte Hindenburg jetzt als ein Kapitel in meinem Leben, nicht mehr als etwas, das mich definiert», schreibt Anderson. Nun will er sein Wissen mit der Öffentlichkeit teilen und plant, in den kommenden Monaten Materialien und Videos zu veröffentlichen, die die Methoden von Hindenburg Research offenlegen.
Über sein umstrittenes Geschäft, Unternehmen zu shorten und dann mit aufwendig inszenierten Recherchen den Kurs zu drücken, verliert er in seiner E-Mail kein Wort. Zu den «Opfern» von Anderson gehören unter anderem Gautam Adani, die Nikola Corporation oder Carl Icahn. In der Schweiz griff Hindenburg im Januar 2024 die Genfer Bankensoftwarefirma Temenos an. Das Unternehmen konnte den Verlust auch ein Jahr später noch nicht wettmachen.