Die UBS kämpft gegen schärfere Eigenkapitalvorschriften. Da mehr Eigenkapital hohe Kosten verursacht, sieht sich die Bank im Nachteil gegenüber ihren internationalen Konkurrenten. Sie droht sogar damit, ihren Hauptsitz ins Ausland zu verlegen, falls die Schweiz zu strenge Regeln erlässt.
Derweil sucht die Bank das Gespräch mit Exponenten der Politik und der Wirtschaft. Die UBS versucht klar zu machen: Falls der Bund die Kapitalanforderungen verschärft, steigen die Kosten. Die Rechnung ist einfach: Muss die UBS 20 Milliarden Dollar zusätzliches Eigenkapital halten, dann kostet das bei einem Kapitalkostensatz von 10 Prozent rund 2 Milliarden Dollar. Diese Mehrkosten würde die UBS auf ihre Kunden abwälzen – vor allem in der Schweiz, wo der Wettbewerb weniger intensiv ist als im internationalen Geschäft.
Die UBS scheint bei Wirtschaftsverbänden auf offene Ohren zu stossen. «Für die Unternehmen der Tech-Industrie ist es wichtig, dass Regulierungen vernünftig und massvoll ausgestaltet werden», sagt ein Sprecher des Branchenverbands Swissmem. Zu strenge Eigenkapitalvorgaben würden Zusatzkosten verursachen, die über höhere Kreditzinsen auf die Unternehmen abgewälzt würden, sagt er.
Auch aus dem Gewerbeverband kommt Unterstützung. Daniela Schneeberger, Vizepräsidentin des Verbands, sagt: «Ich bin der Meinung, dass eine übermässige Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen für systemrelevante Banken vermieden werden sollte.» Sie warnt davor, dass eine Verschärfung der Vorschriften insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu höheren Kreditkosten führen könnte.
«KMU sind auf stabile und international wettbewerbsfähige Banken angewiesen», so die FDP-Nationalrätin aus dem Baselbiet. Auch FDP-Parteipräsident Thierry Burkart betont, seine Partei wolle einen «stabilen und zuverlässigen Bankenplatz», der günstige Kredite für KMU sowie gute Arbeitsplätze für den Mittelstand gewährleistet.
Streitpunkt Millionenboni
Die Unterstützung für die UBS ist jedoch heikel. Mitte März veröffentlicht die Bank ihren Geschäftsbericht für das vergangene Jahr – darin wird auch ersichtlich, wie viel Boni an Mitarbeitende und die Geschäftsleitung ausgezahlt wurden. Letztes Jahr sorgte der Lohn von CEO Sergio Ermotti für einen Aufschrei: 14,4 Millionen Franken für neun Monate Arbeit. UBS-intern wird spekuliert, dass er für das vergangene Jahr bis zu 20 Millionen Dollar erhalten könnte. Der gesamte Bonustopf dürfte gegenüber dem Vorjahr, als er 4,5 Milliarden Dollar betrug, nochmals grösser werden.
Kaum ein KMU-Vertreter möchte sich öffentlich für Banker starkmachen, die Millionengehälter beziehen. «Eine gewisse Zurückhaltung bei den Managervergütungen finde ich angebracht», sagt Schneeberger. «Eine massvolle Haltung» der UBS in diesem Bereich wäre ein wichtiges Signal an die Öffentlichkeit und würde das Vertrauen in den
Finanzplatz Schweiz stärken. «Viele Kundinnen und Kunden nehmen exzessive Boni negativ wahr.» FDP-Präsident Burkart äussert sich vorsichtiger: «Wer viel Verantwortung trägt und entsprechend hohe Boni erhält, muss künftig stärker zur Verantwortung gezogen werden können.» Swissmem wollte sich zu diesem Thema nicht äussern.
Die UBS schreibt in einer Stellungnahme: Als grosses Unternehmen pflege die Bank einen regelmässigen Austausch mit verschiedenen Anspruchsgruppen. «Wir erachten es als essenziell, insbesondere bei Themen mit grosser Tragweite für die UBS, den Finanzplatz und das Land unsere Position einzubringen und konstruktiv an der Debatte teilzunehmen.»