Fast scheint es, als teste die UBS ihre Popularität im Heimmarkt. In einem Bericht der NZZ wird das Szenario einer Abwanderung durchgespielt. Dies offenbar für den Fall, dass die Behörden die Grossbank stärker regulieren, als es der UBS lieb ist. Welche Standorte kämen bei einem Wegzug überhaupt in Frage, fragt die Zeitung heute.
Recherchen der Redaktion hätten ergeben: In der «Führung» der Grossbank werde das Wegzugsszenario «ernst genommen» und auch «informell» diskutiert. Es gebe sogar eine Planung für «verschiedene Szenarien». In einer Verwaltungsratssitzung sei dies aber noch nie ein Thema gewesen.
Zudem würden sich Aktionäre der UBS Sorgen um die weitere Entwicklung des Finanzplatzes Schweiz machen. Einige hätten sich bereits nach den Plänen der Bank erkundigt, falls die Schweiz ihre Eigenmittelvorschriften tatsächlich massiv verschärfen sollte.
Als Beispiel für eine Abwanderung wird Nordea genannt, die von Schweden nach Finnland umgezogen ist. Viel geändert hat sich seitdem nicht. Der einzige und wichtige Unterschied ist, dass die EZB im Krisenfall – Finnland ist im Euroland im Unterschied zu Schweden – aus viel tieferen Töpfen schöpfen kann als die Schwedische Reichsbank.
Kein Glamour mehr an der Bahnhofstrasse
Nimmt man Nordea als Beispiel, hätte die UBS die Schweiz längst verlassen müssen. Die Bilanzsumme von Nordea (580 Milliarden Euro) ist etwa gleich gross wie das BIP Schwedens (600 Milliarden Dollar). Anders in der Schweiz: Die Bilanz der UBS ist doppelt so gross wie das BIP der Schweiz – 1,6 Billionen Dollar gegenüber 880 Milliarden Dollar.
Mit einem Wegzug der Grossbank wäre die Schweiz die damit verbundenen Risiken los, stellt die NZZ zu Recht fest. Mit der Bank würden aber auch Steuereinnahmen und Arbeitsplätze ins Ausland abwandern. Die Stadtzürcher Zeitung bezweifelt, dass der Zürcher Paradeplatz und die Bahnhofstrasse nach dem Wegzug der UBS «noch viel Glamour versprühen» würden.
Als mögliche Finanzplätze für einen UBS-Hauptsitz kämen London oder Singapur in Frage. «Dem Vernehmen nach gibt es durchaus Standorte, die der Grossbank Avancen für einen Umzug machen würden», schreibt die NZZ (Abo).
Zweifelhafter Pedigree
Was die NZZ nicht thematisiert, ist die leidvolle Geschichte der Schweizer Grossbanken in den letzten 16 Jahren. Zweimal musste der Staat rettend eingreifen, bei der UBS 2008 und bei der CS 2023. Dazu kommt das lange Bussenregister beide Banken. De facto kam es im Steuerstreit zu einer weiteren Staatsrettung, als der Bund unter Anwendung von Notrecht Kundendaten in die USA schickte und so die UBS vor eine drohenden Anklage schützte.
Die UBS kann ihren Sitz ohnehin nicht einfach wie jedes KMU ins Ausland verlegen. Die zuständige Aufsichtsbehörde und/oder die Zentralbank müssen zustimmen. Angesichts ihres Pedigrees stellt sich die Frage, ob ein seriöser Finanzplatz dies überhaupt will und wenn ja, unter welchen Bedingungen.