«Nichts tun ist keine Option»
Die Post-Tochter geht rigoros über die Bücher. Sie richtet sich neu aus – es kommt zu einer Massenentlassung und «arbeitsvertraglichen Anpassungen».
5. Juni 2025 • Beat Schmid

Die Berner Postfinance kündigt tiefgreifende Umstrukturierungen an. Sie ändert ihr Organisationsmodell und entschlackt dabei zentrale Bereiche. Das hat gravierende Folgen für das Personal. Die Tochter des bundeseigenen Postkonzerns rechnet bis Ende November 2025 mit bis zu 141 Kündigungen und bis zu 73 «arbeitsvertraglichen Anpassungen», wie das Unternehmen in einer Mitteilung schreibt.

Zur Höhe der geplanten Kostenmassnahme macht das Unternehmen keine Angaben. Gemäss Geschäftsbericht zählte Postfinance per Ende 2024 insgesamt 3907 Vollzeitstellen. Der Stellenabbau betrifft grösstenteils zentrale Verwaltungsfunktionen in Bern, heisst es weiter. Wie bei Massenentlassungen üblich, kommt es zu einem Konsultationsverfahren.

«Wir sind uns bewusst, dass diese Ankündigung für viele unserer Mitarbeitenden belastend ist und Unsicherheiten sowie Sorgen auslösen wird. Wir werden sie deshalb in dieser Phase eng begleiten», lässt sich CEO Beat Röthlisberger in der Mitteilung zitieren. In der aktuellen Lage sei es Pflicht, die notwendigen Schritte vorzunehmen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. «Nichtstun ist keine Option.»

Wie der gesamte Postkonzern leidet auch Postfinance unter sinkenden Margen und Erträgen. Die Zinswende führte zu einem Einbruch im Zinsengeschäft. 2024 sank das Betriebsergebnis um 61 Millionen auf 203 Millionen Franken. Postfinance muss sich vermehrt im zinsunabhängigen Geschäft engagieren, heisst es im aktuellen Geschäftsbericht. Das ist auch das Ziel in der neuen Strategieperiode 2025 bis 2028.

Parallel dazu weibelt der Postfinance-Chef für eine Lockerung des Kreditverbots. Statt Gelder in der Höhe von 25 Milliarden Franken in ausländische Anleihen zu stecken, will Röthlisberger die Mittel lieber Schweizer KMU zuführen. Das Gesetz verbietet der Post-Tochter jedoch die Vergabe von Krediten.

Das Verbot hat die Posttochter schon zu heiklen Deal verleitet. So leihte sie dem Spital GZO Wetzikon über ein sogenanntes Schuldscheindarlehen über 40 Millionen Franken. Weil das Spital in Finanzprobleme geriet, musste die Posttochter eine erhebliche Wertberichtigung auf der Position verbuchen.

MEHR ZUM THEMA


Nicole Burth will Post-Chefin werden, doch sie hat ein Goodwill-Problem

Als Chefin des hochdefizitären Bereichs Kommunikations-Services hat sie viele Firmen zusammengekauft und die Post-Bilanz mit viel Goodwill aufgeblasen. Jetzt soll sich um den vakanten CEO-Posten bewerben.
10. April 2025

Postfinance-Chef greift das Kreditverbot an

In einem «sauberen politischen Prozess» soll das Parlament das Kreditverbot für die Finanztochter der Post abschaffen. Auch zur heiklen Frage der Abgeltung des PLB hat Beat Röthlisberger eine Meinung. Sie dürfte er UBS nicht passen.
28. März 2025

Postfinance-Chef will 25 Milliarden in Firmenkredite pumpen

Beat Röthlisberger will nicht länger Kapital im Ausland anlegen. Sondern bei KMU in der Schweiz, wo der Markt seit dem Verschwinden der CS nicht mehr richtig spielt. Doch dafür braucht der Unterstützung von der Politik – und auch vom eigenen Konzern.
10. Februar 2025

Trotz Kreditverbot gibt Postfinance einem Regionalspital ein Schuldscheindarlehen - und riskiert Grossverlust

Die Posttochter musste wegen dem Fehlinvestment bereits 25 Millionen Franken wertberichteten. Die Pleite ist nicht nur ein Debakel für das Unternehmen, sondern für den gesamten Post-Konzern.
21. Oktober 2024