Hals über Kopf wechselte Heinz Huber Ende 2024 von Raiffeisen nach Chur, wo er das Präsidium der Graubündner Kantonalbank übernahm. Sein Abgang wurde Huber nicht noch zusätzlich versüsst, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht. Im Gegenteil: Dem ehemaligen Raiffeisen-Chef wurde die «kollektive Erfolgsbeteiligung» im Umfang des vergangenen Jahres gestrichen. Dadurch reduzierte sich seine Gesamtentschädigung gegenüber dem Vorjahr um 158’000 Franken. Total bezog er 1,68 Millionen Franken.
Die Genossenschaftsbank kennt seit einigen Jahren keine Boni im eigentlichen Sinn mehr. Long-Term-Incentive-Pläne und dergleichen gibt es nicht. Die Mitarbeiter erhalten eine Grundvergütung sowie eine Erfolgsbeteiligung, die jedoch einen kleinen Teil der Gesamtentschädigung ausmacht. Auch anderen Mitgliedern der Geschäftsleitung wurde der variable Anteil gekürzt. Der Topf wurde von 889’095 auf 261’366 Franken reduziert. Die Gesamtvergütung der sechsköpfigen Geschäftsleitung (inkl. Huber) betrug 10,6 Millionen Franken. Im Jahr zuvor waren es 11,5 Millionen Franken.
Eine Begründung für die Reduktion lieferte Raiffeisen im Bericht nicht. So steht lediglich im Entschädigungsbericht, dass die Höhe der kollektiven Erfolgsbeteiligung für die Mitglieder der Geschäftsleitung jährlich durch den Verwaltungsrat «diskretionär anhand von verschiedenen Zielwerten und Kennzahlen» festgelegt werde. Der Gruppengewinn von Raiffeisen reduzierte sich um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken.
Beschleunigter Abgang
An einer anderen Stelle im Vergütungsbericht heisst es: «Es besteht kein vertraglich garantierter Anspruch auf die Auszahlung einer kollektiven Erfolgsbeteiligung. Ein schwerwiegender Verstoss gegen interne oder externe Vorschriften führt neben anderen Sanktionen zu einem teilweisen oder gänzlichen Entfallen der kollektiven Erfolgsbeteiligung auf individueller Ebene.»
Wie tippinpoint letzte Woche berichtete, beschleunigten gravierende Probleme mit drei IT-Projekten den Abgang von Heinz Huber bei Raiffeisen. Die Bank musste einräumen, dass allein der Übungsabbruch einer neuen Kunden-App zu «nicht weiterverwendbaren Investitionen» von 47 Millionen Franken führte. Eine zentrale Rolle spielte der frühere Chef der Bank, der die Projekte eng begleitete und viele Informationen für sich behielt.