Von den BP-Aktionären gab es im Vorfeld der Ausstiegsentscheidung kaum Druck. Die “Financial Times” zitierte einen Insider, der sich zwar besorgt zeigte, aber gleichzeitig davor warnte, die Beteiligung zu verkaufen. Wolle man wirklich an einen Investor verkaufen, der jetzt in Russland einsteigen möchte?
Aus Aktionärssicht könnte der Zeitpunkt nicht ungünstiger sein, das Paket zu veräussern. Die Rosneft-Aktie hat seit Ausbruch der Kriegshandlungen 40 Prozent verloren. Zu den grossen Investoren von BP gehören etliche bekannte Banken und Vermögensverwalter. Die UBS hält per Ende 2021 1,7 Millionen Aktien, die CS 0,61 Millionen. Einer der grössten Aktionäre ist US-Vermögensverwalter Blackrock mit 13 Millionen Titeln.
Das grosse Engagement kontrastiert mit Äusserungen von Larry Fink, des Chefs von Blackrock, Nachhaltigkeit “ins Zentrum seines Investmentansatzes” rücken zu wollen. “Künftig werden wir Nachhaltigkeit zu einem wesentlichen Bestandteil unserer Portfoliokonstruktion und unseres Risikomanagements machen", schrieb er in einem Brief an Firmenchefs.
Larry Fink: "Bringt die Welt dem Netto-Null-Ziel nicht näher"
"Wir werden uns von Anlagen trennen, die ein erhebliches Nachhaltigkeitsrisiko darstellen”, meinte er weiter. Blackrock wolle neue Anlageprodukte auf den Markt bringen, die Investments in fossile Brennstoffe ausschliessen, und sich bei Investment-Stewardship-Aktivitäten noch stärker für Nachhaltigkeit und Transparenz einsetzen.
In seinem jüngsten CEO-Letter schreibt Fink allerdings auch, dass er Divestments von ganzen Sektoren, beispielsweise von fossilen Energiefirmen, nicht als zielführend erachte. Ausschlüsse von ganzen Branchen brächten die Welt dem Netto-Null-Ziel nicht näher. Blackrock verfolge deshalb nicht die Politik, sich von Engagements von Öl- und Gas-Firmen zu trennen.
Der grossflächige Ausstieg von westlichen Unternehmen aus russischen Öl- und Gas-Assets dürfte die Welt dem Netto-Null-Ziel ebenfalls nicht näher bringen.