Paukenschlag bei der Credit Suisse
(Update) Es war eine Frage der Zeit, bis Thomas Gottstein an der Spitze der Bank abgelöst wird. Dass sein Nachfolger Ulrich Körner heisst, ist eine Überraschung. Die Bank steht vor einem Komplettumbau.
27. Juli 2022 • Beat Schmid

Kaum ein zweiter Banker harrte länger in Konzernleitungen aus als Ulrich Körner. Insgesamt sind es 24 Jahre, davon 13 Jahre bei der Credit Suisse und 11 Jahre bei der UBS. Seit 2021 leitete er das Asset Management bei der CS. Jetzt also wird er den Job des glücklosen Thomas Gottstein übernehmen. Mit 60 Jahren wird Körner CEO der zweitgrössten Bank der Schweiz.

Sein Job wird es sein, die Bank komplett umzubauen, wie aus einer am Mittwoch verschickten Medienmitteilung hervorgeht. Als Erstes wird er die Kosten senken müssen. Die Bank peilt mittelfristig eine Kostenbasis von 15,5 Milliarden Franken an. Das wird schmerzvoll: Kumuliert über die letzten vier Quartale beliefen sich die Kosten auf 20,5 Milliarden Franken, was viel zu viel ist, um Gewinne zu erwirtschaften. Selbst wenn in den 20,5 Milliarden Franken etliche Sonderposten drinstecken, Körner wird nicht darum herumkommen, ein massives Sparprogramm aufzugleisen, das tausende Stellen kosten dürfte. Als Erstes dürfte die Bank bei den Contractors das Messer ansetzen.

Ausserdem wird er die Investmentbank massiv zurechtstutzen. Sie soll sich auf Geschäfte konzentrieren, die weniger Kapital benötigen, wie etwa das Beratungsgeschäft. Die Einheit soll verstärkt den Abteilungen Wealth Management und der Schweizer Bank zudienen.

Wie die Bank ebenfalls bekannt gibt, sucht sie für den Bereich Securitized Products nach “strategischen Optionen”, die beispielsweise einen Teilverkauf umfassen können. Das Ziel ist es, mit einer Transaktion Kapital freizuschaufeln, um dieses in Wachstumsbereiche investieren zu können. Mit einem Teilverkauf erhofft die CS, risikogewichtete Aktiven von 20 Milliarden Dollar abbauen zu können.

Bei den heute verbreiteten News handelt es sich noch weitgehend um grobe Skizzen. Konkrete Pläne wird die Bank erst Ende des dritten Quartal präsentieren können, wie Chairman Axel Lehmann in Telefonkonferenzen mit Analysten und Medien mehrfach erklären musste. Lehmann, der sich noch vor kurzem demonstrativ hinter Thomas Gottstein stellte und einen baldigen Rücktritt ins Reich der Phantasie verwies, lobte den neuen CEO Körner in den höchsten Tönen. Er sei genau der richtige Mann, um die Bank erfolgreich durch den Transformationsprozess zu führen. "Ueli wird liefern", sagte Lehmann.

Die CS ernennt mit David Miller und Michael Ebert zwei neue Co-Chefs für die Investmentbank. Christian Meissner, der die Abteilung bisher führte, wird sich neu auf die “strategische Transformation” der Einheit konzentrieren, wie es im Presserelease heisst. Es ist davon auszugehen, dass er schon bald die Bank verlassen wird.

Gottsteins zweijährige Amtszeit wird als die skandalträchtigste in die 166-jährige Geschichte der Bank eingehen. Seine Ära steht für Pleiten, Pech und Pannen. Für den grösste Flop sorgte der Hedgefonds Archegos, der die Bank 5,5 Milliarden Dollar kostete. Beim anderen Skandal geht es um den Lieferkettenfinanzierer Greensill. Die Bank fror Fondsvermögen in der Höhe von 10 Milliarden ein. Die vollständige Rückzahlung der Gelder an die Kunden zieht sich hin und wird noch ein paar Jahre in Anspruch nehmen.

MEHR ZUM THEMA


Warum die CS-Aktie noch lange in der Espresso-Zone verharren könnte

Nächsten Mittwoch wird die Bank die Zahlen fürs zweite Quartal veröffentlichen. Es sind keine Lichtblicke zu erwarten. Eine Analyse.
19. Juli 2022

CS-Spitze trifft sich in Bad Ragaz zur grossen Krisensitzung

Der Verwaltungsrat der Credit Suisse bereitet sich im berühmten Kurhotel für den Investor Day vor. Kommt es zum “Bold Move”, den sich so viele wünschen?
22. Juni 2022