Was macht der Ex-CS-Chef?
Der Sprecher des ehemaligen CEOs der Credit Suisse bestätigt Trip in die Emirate. Zu den Hintergründen will er sich nicht äussern. Gesundheitlich geht es ihm wieder besser.
4. Juli 2023 • Beat Schmid

Der ehemalige Konzernchef der Credit Suisse, Thomas Gottstein, hat sich in Dubai nach einem neuen Job umgeschaut. Sein Sprecher bestätigt die Reise. «Es ist richtig, dass Thomas Gottstein für einige Tage in Dubai war», sagt er auf Anfrage.

Könnte das Interesse an einem Neuanfang in Dubai mit dem Enforcement-Verfahren der Finma gegen den Spitzenbanker zusammenhängen? Die Vermutung liegt nah, da die Jobmöglichkeiten für Bankmanager, gegen die ein solches Verfahren läuft, eingeschränkt sind.

Um eine Top-Position in einer Schweizer Bank oder Versicherung zu antreten zu können, brauchen Manager eine Bewilligung der Aufsichtsbehörde. Dies gilt etwa für den CEO sowie für Mitglieder der Geschäftsleitung oder des Verwaltungsrates. Läuft ein Verfahren, können Managerinnen und Manager hohe Führungsaufgaben im Finanzbereich eigentlich nur noch im Ausland wahrnehmen.

Zu den Hintergründen der Reise nach Dubai will sich der Sprecher nicht äussern. Er bestätigt aber, dass der Banker mehrere Angebote aus dem In- und Ausland erhalten habe.

Wie aus seinem Umfeld zu hören ist, fühlt sich Gottstein in der Schweiz nach wie vor sehr wohl. Eine Option könnte für ihn auch der Schritt in die Selbstständigkeit sein. Perspektiven gäbe es im Investment Banking: Wenn die UBS die Credit Suisse voll integriert, also auch das Firmenkundengeschäft vollständig übernimmt, dürfte die Nachfrage nach unabhängigen Dienstleistungen im klassischen IB-Beratungsgeschäft stark zunehmen.

Konkurrenzverbot läuft bis Herbst

Wie auch immer das Verfahren der Finma ausgeht, ob es bald eingestellt wird oder nicht – vorerst sind Gottstein ohnehin die Hände gebunden. Bis Herbst 2023 darf er aufgrund eines Konkurrenzverbotes, das er bei seinem Austritt unterschrieben hat, keinen neuen Job annehmen.

Ende Juli 2022 trat Gottstein als CEO der Credit Suisse zurück, nachdem er dort seine gesamte berufliche Laufbahn verbracht hat. Mit Jahrgang 1964 könnte er sich in den vorzeitigen Ruhestand verabschieden, doch darauf scheint er noch keine Lust zu haben.

Zum Rücktritt zwangen Gottstein damals gesundheitliche Gründe. Die Ärzte diagnostizierten bei ihm eine stressbedingte Diabetes, die sein Herzinfarktrisiko massiv erhöhte. Dass etwas nicht mehr stimmte, merkte er, als ihm seine Augen Probleme bereiteten. Inzwischen habe er sich wieder erholt. Die Kilos, die er durch den Stress zugelegt hatte, sind wieder weg.

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