DOJ-Strafe
Die Busse des US-Justizministeriums in Höhe von 1,435 Milliarden Dollar kommt zur Unzeit. Sie weckt Erinnerungen an eine Zeit, in der die UBS in einem völlig desolaten Zustand war.
15. August 2023 • Beat Schmid

Die UBS muss in Amerika eine Strafe von 1,44 Milliarden Dollar zahlen. Dies gaben die Bank und das US-Justizministerium (DOJ) am Dienstagabend bekannt. Damit hat sich UBS mit dem DOJ auf die Beilegung einer Zivilklage aus dem Jahr 2018 geeinigt, in der der Bank falsche Angaben im Zusammenhang mit der Ausgabe sogenannter Residential Mortgage-Backed Securities (RMBS) vorgeworfen werden.

RMBS sind verbriefte Hypotheken, die vor der letzten Finanzkrise der Renner waren. Die UBS soll den Käufern der Papiere wissentlich falsche Angaben gemacht haben. Als die Blase Mitte 2007 platzte, wurden die Papiere illiquid. RMBS und andere darauf basierende Kreditprodukte wie die sogenannten CDOs wurden bald als Schrottpapiere bezeichnet.

«Das Verhalten der UBS spielte eine wesentliche Rolle bei der Auslösung einer Finanzkrise, die Millionen von Amerikanern geschadet hat», wird US-Staatsanwalt Ryan Buchanan in einer Mitteilung zitiert. «Die hohe zivilrechtliche Strafe in diesem Fall dient als Warnung für andere Akteure auf den Finanzmärkten, die durch Betrug unrechtmässige Gewinne erzielen wollen», sagte US-Staatsanwalt Breon Peace.

UBS-Mitteilung umfasst sechs Zeilen

In einer dürren, nur sechs Zeilen umfassenden Mitteilung teilte die Grossbank mit, dass «der Vergleich vollumfänglich durch Rückstellungen in früheren Quartalen gedeckt ist». Für die UBS kommt die Einigung mit dem DOJ zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die UBS sieht sich inzwischen als Musterschülerin unter den internationalen Grossbanken, die ein risikoarmes Geschäftsmodell fährt und auch eine entsprechende Unternehmenskultur etabliert hat – ganz im Gegensatz etwa zur Credit Suisse.

UBS-Chef Colm Kelleher sagte kurz nach dem historischen Bankendeal im März: «Wir wollen keine schlechte Kultur in die UBS bringen. Bei der Credit Suisse gab es eine schlechte Kultur. Aber das Schweizer Geschäft der CS ist gut. Es gibt gute Leute im Investmentbanking der CS, aber wir müssen sie durch einen Kulturfilter bringen».

Dass die UBS ausgerechnet jetzt an eines der dunkelsten Kapitel ihrer Geschichte erinnert wird, kommt daher sehr ungelegen. Die UBS hatte so viele Schrottpapiere auf die eigene Bilanz genommen, dass sie nicht mehr weiter wusste und vom Staat gerettet werden musste. Eine Übernahme durch eine andere Bank, etwa die Credit Suisse, kam damals nicht infrage. Der Staat musste sich direkt an der Bank beteiligen.

Zweifel am Saubermann-Image

Kurz darauf stand die UBS wegen ihrer Steuerpraktiken in der Vermögensverwaltung in den USA erneut am Pranger. Sie musste ein zweites Mal vom Staat gerettet werden – diesmal per Notrecht, um eine Anklage abzuwenden, die der Bank das Genick gebrochen hätte. Trotzdem ist es der UBS in den letzten Jahren gelungen, in der Öffentlichkeit das Image einer grundsoliden Bank mit einem relativ risikoarmen Geschäftsmodell aufzubauen.

Dieses Bild konnten die Verantwortlichen der Bank auch auf höchster politischer Ebene verankern. Bundesrätin Karin Keller-Sutter verteidigte die Grossbank in einem Interview mit dem Sonntagsblick (Abo): «Entscheidend für das Risiko einer Bank ist nicht allein die Grösse – Raiffeisen und die Kantonalbanken sind beispielsweise im Hypothekarmarkt stark exponiert. Entscheidend sind vielmehr Geschäftsmodell und Risikokultur.»

Wie es aber genau um die Risikokultur der UBS bestellt ist, lässt sich von aussen kaum beurteilen. Immerhin gibt es Stimmen, die bezweifeln, dass die UBS wirklich so anders aufgestellt ist als die Credit Suisse. Marc Possa, ein bekannter Fondsmanager, der unter anderem für die Credit Suisse gearbeitet hat, sagte vor wenigen Tagen in einem bemerkenswerten Interview auf Cash.ch: «Ich weiss nicht, ob die Kultur der UBS so viel anders ist als die der Credit Suisse – es ist 'same same'».

Auch die UBS habe 625 Risk Taker, die «auf dem Rücken des Aktionärs» Risiken eingehen würden. «Den möglichen Gewinn streichen sie dann als Bonus ein.» Possa selbst würde «nie in Geschäftsmodelle investieren, die keine Alleinstellungsmerkmale haben oder bei denen die Interessenasymmetrie so krass ist», sagt er. «Das ist bei Banken der Fall, deshalb 'hands-off'.»

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