Eine Prämie für Schweizer Banken?
Werden Anleihenkäufer jemals wieder AT1-Anleihen einer Schweizer Bank kaufen? Die Grossbank will die Stimmung ausloten. Derweil könnte die Schweiz vor einem US-Gericht verklagt werden.
18. September 2023 • Beat Schmid

Nach den letzten Quartalszahlen Ende August gingen die UBS-Manager auf Investoren-Roadshow. Dabei sollen sie Änderungen an den Bedingungen künftiger AT1-Anleihen vorgeschlagen haben, um diese für Investoren attraktiver zu machen, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten.

Die UBS muss in den kommenden Jahren AT1-Anleihen der Credit Suisse im Wert von bis zu 17 Milliarden Dollar ablösen. Das Vertrauen in die Papiere ist jedoch nach der Zwangsabschreibung durch die Finma im März weiterhin angeschlagen. Hinter den Kulissen soll die UBS nun «fieberhaft an einer Lösung» arbeiten, zitiert die FT einen Bond-Fondsmanager, der sich kürzlich mit UBS-Vertretern getroffen hat.

Offenbar lotet die UBS die Möglichkeit aus, die AT1-Bonds durch Papiere zu ersetzen, die im Krisenfall in Eigenkapital umgewandelt werden. Solche Instrumente wurden bereits in der ersten Phase nach der Finanzkrise verkauft. Man nannte sie Coco-Bonds – Contingent Convertible Bonds oder bedingte Pflichtwandelanleihen.

Eine Prämie für Schweizer Banken?

AT1-Anleihen haben kein Fälligkeitsdatum, können aber in der Regel alle fünf Jahre vom Emittenten gekündigt werden. Banken kündigen AT1-Anleihen in der Regel, wenn sie dazu in der Lage sind, und geben Ersatzanleihen aus. Die UBS hat zwei Anleihen im Programm, die in den nächsten Monaten gekündigt werden können.

UBS-Chef Sergio Ermotti hat angekündigt, den AT1-Markt zu beobachten und einen Wiedereinstieg sorgfältig zu prüfen. Nachdem die AT1-Inhaber der Credit Suisse Verluste erlitten hatten, gaben die Europäische Zentralbank und die Bank of England rasch bekannt, dass sie die Anleihen der Bank nicht wie die Finma vernichtet hätten. Investoren könnten für Krisenbonds von Schweizer Banken eine Prämie verlangen.

Wie am Freitag bekannt wurde, will eine Gruppe internationaler Anleihen-Investoren die Schweiz vor einem US-Gericht auf Enteignung für die Verluste verklagen, die sie nach der staatlich organisierten Rettung der Credit Suisse erlitten haben.

Der Fall wird von der Anwaltskanzlei Quinn Emanuel betreut. Die Kanzlei ist auch in der Schweiz aktiv, wo sie bereits eine Klage gegen die Finma orchestriert. Quinn Emanuel rechnet sich mit einer Klage gegen die Schweiz in den USA bessere Chancen aus.

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