Trudelnde Signa-Gruppe
Ein Grossaktionär des Immobilienimperiums von René Benko fordert seine Mitinvestoren auf, der Signa Holding mehr Mittel zur Verfügung zu stellen. So soll ein unkontrollierter Zusammenbruch verhindert werden.
6. November 2023 • Beat Schmid

Der österreichische Baumagnat Hans Peter Haselsteiner entwickelt sich zu einer treibenden Kraft bei den Bemühungen um die Umstrukturierung des Unternehmens, das mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen hat, die zum Stopp einiger Bauprojekte geführt haben.

«Das Unternehmen kann gerettet werden. Es ist nicht überschuldet, sondern in einer schwierigen Liquiditätssituation», sagte Haselsteiner gegenüber der Tiroler Tageszeitung. Es sei zu hoffen, dass alle Aktionäre mitziehen, «sonst wird es nicht funktionieren», wird er zitiert.

Die Signa Prime Selection AG ist Miteigentümerin des Kaufhauses Selfridges in London und plant den Bau des Elbtowers, Deutschlands höchstem Gebäude auaaerhalb Frankfurts. Das Unternehmen verbuchte 2022 einen Nettoverlust von 750 Millionen Euro, nachdem es eine Abschreibung von 1,17 Milliarden Euro auf Immobilienbewertungen vorgenommen hatte.

Letzte Woche kam es zur Eskalation. In einem Brief forderten sie den Immobilienmogul auf, sich aus dem Konzern zurückzuziehen. Zwar ist Benko längst nicht mehr operativ im Konzern tätig, doch mit einem Anteil von rund 50 Prozent hält er die Zügel weiter fest in der Hand. Die verärgerten Investoren forderten die Einsetzung eines Sanierers, der Benkos Anteile treuhänderisch übernimmt.

Fällige Kredite

Die Lage hat sich schon vor Monaten zugespitzt. René Benko ist es nicht mehr gelungen, neue Investoren an Bord zu holen. Nun fehlt dem Konzern die nötige Liquidität, um die Löcher zu stopfen, die durch den Wegfall von Krediten entstanden sind. Konkret geht es um einen geplatzten Kredit bei Signa Prime Selection über 400 bis 500 Millionen Euro. Benko soll derzeit mit dem saudischen Staatsfonds über eine Finanzspritze verhandeln.

Zu Benkos wichtigsten Geldgebern neben Haselsteiner gehören Ernst Tanner (Lindt & Sprüngli), Arthur Eugster vom Kaffeemaschinenhersteller Eugster Frismag, Klaus-Michael Kühne vom gleichnamigen Logistikkonzern oder die brasilianisch-schweizerische Unternehmerfamilie Koranyi-Arduini. Aber auch deutsche und österreichische Investoren haben dem Benko Millionen anvertraut, etwa Unternehmensberater Roland Berger oder Fressnapf-Gründer Torsten Toeller.

Die prominenten Aktionäre könnten einen Anreiz haben, nochmals Mittel einzuschiessen, da Eigenkapitalinvestoren im Falle einer Insolvenz in der Regel am Ende der Schlange stehen, um ihr Geld zurückzubekommen. Stürzt das Immobilienimperium zusammen, verlieren sie Hunderten von Millionen.

Zu den grössten Kreditgebern sollen die beiden österreichischen Raiffeisenbanken und die UniCredit Bank Austria gehören. Laut Medienberichten sollen sie Kredite von über zwei Milliarden Euro für einzelne Immobilienprojekte vergeben haben. Insider gehen davon aus, dass Schweizer Banken keine grossen Engagements direkt bei Benko eingegangen sind.