Nachfolge von Philipp Rickenbacher
Die UBS-Schweiz-Chefin hat intakte Chancen, neue CEO der Bank Julius Bär zu werden. Kommt Keller-Busse, dürfte einiges anders werden.
5. Februar 2024 • Beat Schmid

Wie tippinpoint letzte Woche berichtete, kursieren in Whatsapp-Kanälen bereits erste Kandidatenlisten für den vakanten Bär-Posten. Gute Chancen werden Sabine Keller-Busse eingeräumt, die das Schweizer Geschäft der UBS leitet.

Keller-Busse kennt Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher seit vielen Jahren. Sie verbindet gemeinsame Zeiten bei der Credit Suisse und später im Verwaltungsrat der Börsenbetreiberin SIX. Beide haben einen ähnlichen Hintergrund: Sie kennen die Maschinenräume der Banken und haben eine Affinität zu Informatik und Prozessen. Zudem haben beide in St. Gallen studiert und im gleichen Jahr promoviert.

Als ehemalige McKinsey-Frau versteht sie auch etwas von Organisationen. Sie könnte Julius Bär neu aufstellen und vieles anders machen, sagt ein Gewährsmann. Unter CEO Philipp Rickenbacher gab sich die Bank im Oktober eine neue Organisation. Die Geschäftsleitung wurde auf 16 Personen aufgestockt – viel zu gross für ein eigentlich überschaubares Unternehmen wie Julius Bär.

So leistet sich Bär zwei Juristen in der Geschäftsleitung, einer als Head Legal, der andere als Chief Risk Officer. Käme Keller-Busse, würde sie die Konzernleitung wieder verkleinern. Eine realistische Grösse wären etwa acht Personen.

Keine Lust mehr auf interne Grabenkämpfe

Lacher und Keller-Busse sollen wegen der vakanten Spitzenposition bereits in Kontakt stehen, wie aus Zürcher Headhunter-Kreisen zu hören ist. Eine UBS-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme ab. Wenn sie ein Angebot erhalte, werde sie es wahrscheinlich annehmen, sagt eine Person aus dem Umfeld von Keller-Busse. Gut möglich, dass sie die internen Grabenkämpfe satt hat. Als einer der härtesten Widersacher von Keller-Busse gilt Wealth-Management-Chef Iqbal Khan.

Der CEO-Job bei Julius Bär ist hoch dotiert: Zwischen sechs und sieben Millionen Franken kann der Nachfolger von Rickenbacher verdienen. Für die blockierten Boni wird die Bank eine Lösung finden.

Julius Bär hat am Donnerstag unmissverständlich klargemacht, dass es keine interne Nachfolgelösung geben wird. Bei einer 16-köpfigen Geschäftsleitung ist es erstaunlich, dass keine interne Person in Frage kommt. Angesichts der grossen Pannen der letzten Jahre ist eine Blutauffrischung aber auch verständlich.

Julius Bär hat die letzten drei Male auf ein Eigengewächs gesetzt – und ist jedes Mal auf die Nase gefallen. Unter Boris Collardi (49) manövrierte sich die Privatbank in riesige Geldwäscherei-Skandale. Unter Philipp Rickenbacher, der über 20 Jahre bei der Bank war, stürzte sich Julius Bär ins Abenteuer Private Debt und scheiterte kläglich. Dazwischen lag ein Intermezzo von Bernhard Holder als CEO.

MEHR ZUM THEMA


Julius Bär sucht einen neuen Chef oder eine neue Chefin - allzu schwer wird das nicht

Die Ausgangslage, externe Kandidatinnen und Kandidaten für eine CEO-Position zu finden, war schon schwieriger. Das hat auch mit dem Zusammenbruch der Credit Suisse zu tun.
2. Februar 2024

Julius Bär: Die «Angelsachsen» im Verwaltungsrat drängten auf Rickenbachers Absetzung

Der Druck zur Entlassung von Philipp Rickenbacher kam nicht von der Finanzmarktaufsicht. Er kam direkt aus dem Verwaltungsrat von Julius Bär. Dort gab es schon länger Kritik am CEO.
1. Februar 2024

Paukenschlag bei Julius Bär: CEO Philipp Rickenbacher muss gehen - die Benko-Position wird komplett abgeschrieben

Die Privatbank räumt radikal auf: CEO Philipp Rickenbacher muss die Bank verlassen. Die gesamten Benko-Positionen von 606 Millionen Franken werden abgeschrieben.
31. Januar 2024