Radicant belastet
Die Basellandschaftliche Kantonalbank lässt sich den Aufbau des Zürcher Ablegers für nachhaltiges Banking viel Geld kosten. Wie lange hält die Unterstützung des Kantons?
29. Februar 2024 • Beat Schmid

Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) hat ein sehr gutes Geschäftsjahr hinter sich – der Reingewinn stieg um 17 Prozent auf 152 Millionen Franken. Getrieben wurde das Wachstum vor allem durch das boomende Zinsgeschäft, das wie bei anderen Kantonalbanken für einen satten Windfall-Profit sorgte.

CEO John Häfelfinger hätte mit seiner BLKB noch mehr Geld verdienen können, wenn die Kosten nicht so stark gestiegen wären und die Bank keine Abschreibungen hätte vornehmen müssen. Wie das Institut am Donnerstag mitteilte, führten «Innovationsprojekte, Investitionen in die Digitalisierung sowie regulatorisch bedingte Projekte» zu einem um 9,6 Millionen Franken höheren Sachaufwand (+12,1 %). Der Personalaufwand stieg gegenüber dem Vorjahr um 17,2 Millionen auf 151,7 Millionen Franken, was einem Plus von 12,8 Prozent entspricht.

Die Zunahme sei auf den Aufbau der Tochtergesellschaften sowie auf zusätzliche Investitionen in Umfang und Qualität der Kundenberatung und auf Investitionen in die Umsetzung der Strategie 2023 bis 2027 im Stammhaus zurückzuführen, schreibt die Bank.

Abschreibungen belasten Ergebnis

Belastet wird das Ergebnis aber vor allem von der Radicant Bank, einer Tochtergesellschaft, die in Zürich ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Bankangebot vertreibt. Nach langen Geburtswehen ging das Venture im Sommer 2023 an den Start. Ebenfalls im Aufbau befindet sich die BLKB Services AG, die sich als Beraterin und Fondsanbieterin im Immobilienbereich etablieren will.

«Beide Tochtergesellschaften entwickeln sich operativ insgesamt entsprechend den Erwartungen», schreibt die Bank ganz ohne euphorische Untertöne. Das hat einen Grund: Die BLKB muss bei Radicant eine Wertberichtigung von 22 Millionen Franken vornehmen, was «in etwa» den nicht aktivierbaren Personal- und Sachkosten entspreche, begründet die Bank.

Der Abschreiber dürfte im Kanton Baselland die Diskussion über Sinn und Unsinn der Investition in Radicant erneut anheizen. Beobachter gehen davon aus, dass die Kantonalbank bisher rund 100 Millionen in die Zürcher Tochtergesellschaft gesteckt hat. Dank sprudelnder Zinseinnahmen kann die BLKB die Kritiker mit einer höheren Ausschüttung an den Kanton in Schach halten. Diese steigt um 8,4 auf 68,7 Millionen Franken. Die Inhaber von Zertifikaten kommen in den Genuss einer um 14 Prozent höheren Dividende.

Alles deutet darauf hin, dass der Zinseffekt in diesem Jahr ausläuft. Dann wird sich zeigen, wie viel Goodwill Politik und Bevölkerung dem ehrgeizigen Projekt noch entgegenbringen wird.

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