Der schillernde Immobilieninvestor trennt sich von seinem Aktienpaket an Ina Invest, einem Implenia-Spin-off. Bereits letzten Sommer kam es zu einem Schnellverkauf einer grossen Beteiligung. Wie viel Geld verschlingt sein Prestigeprojekt Nokera?
6. Juni 2024 • Beat Schmid

Der Immobilieninvestor Norbert Ketterer hat sich von einer weiteren namhaften Beteiligung getrennt. Wie aus Aktionärskreisen zu erfahren ist, hat er sich bereits vor einigen Wochen von seinem Aktienpaket an der in Zürich kotierten Immobiliengesellschaft Ina Invest getrennt. Zuvor hielt Ketterer ein Paket von 12,52 Prozent an dem Implenia-Spin-off, das auf die Entwicklung von Immobilien mit unterschiedlichen Nutzungsarten spezialisiert ist.

Gemäss Offenlegungsstelle der SIX erscheint sein Name nicht mehr unter den Aktionären, die mehr als drei Prozent am Unternehmen halten. Im Zuge einer Kapitalerhöhung von 300 Millionen Franken Anfang April hat sich das Aktionariat von Ina Invest stark verändert.

Zu den Gründen will sich Ketterer nicht äussern. Eine Anfrage lässt er unbeantwortet. Es ist bereits die zweite Liquidation eines bedeutenden Aktienpakets des aus Deutschland stammenden Immobilieninvestors innerhalb eines Jahres. Ende August 2023 verkaufte Ketterer im Schnellverfahren 7 Prozent an Implenia. Damit sank sein Anteil unter die meldepflichtige Schwelle von 3 Prozent.

Immobilienbranche im Gegenwind

Die Immobilienbranche spürt derzeit starken Gegenwind. Steigende Zinsen führen zu höheren Finanzierungskosten und sinkenden Bewertungen. In Deutschland geht fast jeden Tag eine Immobilienfirma pleite. Auch Ketterer dürfte mit der Entwicklung zu kämpfen haben. Er hat in Ostdeutschland eine riesige Produktionshalle aus dem Boden gestampft, in der Wohneinheiten am Fliessband entstehen sollen, 20'000 Stück pro Jahr. Doch wegen der angespannten Finanzlage in Deutschland fehlen die Aufträge.

Nokera, so der Name der Immobilienfirma, ist Trikotsponsor des Zürcher Fussballclubs FCZ. Das 2020 gegründete Immobilien-Start-up mit Sitz in Rüschlikon bezeichnete Ketterer als «das weltweit innovativste Bauunternehmen unserer Zeit». Ursprünglich sollten die ersten Wohneinheiten bereits Ende 2022 das Werk verlassen, doch der Termin wurde immer weiter nach hinten verschoben. Nokera veröffentlicht keine Zahlen über geplante oder verkaufte Einheiten. Somit lässt sich nicht abschätzen, wie hoch die aktuelle Burn-Rate des Immobilien-Start-ups ist.

Norbert Ketterer, der in Rüschlikon lebt, soll laut Handelsblatt insgesamt 500 Millionen eigenes Geld in die Fabrik gesteckt haben. Es ist fair anzunehmen, dass der Bau von Nokera mehr Geld verschlingt als ursprünglich geplant. Damit stellt sich auch die Frage, wie sehr Ketterer die Banken im Nacken sitzen.

Mit an Bord bei Nokera ist unter anderem Sascha Zahnd, der im Verwaltungsrat sitzt. Bekannt wurde er als Manager bei Tesla, wo er für die Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika verantwortlich war. Bis zum Verkauf der Valora war er deren Verwaltungsratspräsident. Einer der Gründungspartner von Nokera war der Software-Unternehmer Francisco Fernandez, der mit dem Verkauf der Bankensoftwarefirma Avaloq zum Milliardär wurde. Er stieg kurz nach der Gründung wieder aus. Für kurze Zeit war der ehemalige Schindler-CEO Thomas Oetterli Chef von Nokera. Inzwischen ist er Konzernchef von Rieter.

Schillernde Figur

Norbert Ketterer ist eine schillernde Figur in der Immobilienszene. Sein grösster Coup gelang ihm, als er seine Helvetic Financial Services für 620 Millionen Euro in die deutsche Immobiliengruppe Corestate Capital Group einbrachte, die 2023 saniert werden musste. Das «Manager Magazin» bezeichnete Ketterer einmal als einen der «aggressivsten Immobilienhändler der Republik». Geld verdiente Ketterer vor allem mit sogenannten Mezzanine-Finanzierungen.

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