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Es gab Befürchtungen, der umstrittene Immobilieninvestor könnte Implenia als Vehikel benutzen, um eigene Beteiligungen in die Schweizer Firma hinein zu verkaufen.
13. September 2023 • Beat Schmid

Die Website von Implenia ist noch nicht aktualisiert. Der Zürcher Bauinvestor Norbert Ketterer hält nicht mehr 10,004 Prozent an dem Schweizer Baukonzern, sondern offiziell nur noch 2,99 Prozent. Der deutschstämmige Investor musste sich vergangene Woche im Schnellverfahren von 1,3 Millionen Aktien trennen (Tippinpoint berichtete).

Mit der Dezimierung seines Anteils geht ein hörbares Aufatmen durch Implenia. Der Aktionär wurde geduldet, mehr nicht. Es kursierten Befürchtungen, Ketterer könnte Implenia als Vehikel benutzen, um eigene Beteiligungen an der Schweizer Firma zu verkaufen. Oder dass er Implenia zu einer Investition in seine ostdeutsche Immobilienfirma Nokera drängen könnte.

Doch dazu kam es nie. Implenia-Chef André Wyss scheint dem Aktionär keine Träne nachzuweinen. Man nehme die sehr kurzfristige Platzierung des Aktienpakets eines einzelnen Aktionärs zur Kenntnis und kommentiere dies nicht weiter, sagte er gestern in der «HandelsZeitung».

«Nichts mit Implenia zu tun»

In dem Interview trat er Spekulationen entgegen, dass der Verkauf etwas mit der zuletzt negativen Entwicklung des Aktienkurses zu tun haben könnte. «Nach unseren Informationen hat der Verkauf nichts mit der Geschäftstätigkeit von Implenia zu tun». Mehr wollte er nicht sagen.

Das Unternehmen stehe in regem Austausch mit seinen Grossaktionären. Der Aktienkurs habe sich in den letzten 18 bis 24 Monaten sehr gut entwickelt, «weil wir die Wettbewerbsfähigkeit und die finanzielle Performance nachhaltig verbessert haben».

Wie Tippinpoint vergangene Woche schrieb, könnte der Verkauf des Aktienpakets auf Druck der Banken erfolgt sein. Der Aufbau von Nokera dürfte mehr Geld verschlingen als ursprünglich geplant. Bis zu 500 Millionen Euro aus seinem Privatvermögen soll er bisher in das Unternehmen gesteckt haben.

Das 2020 gegründete Immobilien-Start-up mit Sitz in Rüschlikon bezeichnet Ketterer als «das weltweit innovativste Bauunternehmen unserer Zeit». Das operative Herz von Nokera schlägt in Ostdeutschland. In Stegelitz bei Magdeburg hat Ketterer eine riesige Fabrik gebaut. Die «grösste Green-Construction-Factory der Welt» soll Häuser aus nachhaltigen Materialien wie Holz am Fliessband produzieren. Ursprünglich sollten bereits Ende 2022 die ersten Wohneinheiten die Fabrik verlassen, doch bis heute ist die Produktion noch nicht angelaufen.

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