Seit dem Zusammenbruch der Credit Suisse haben ausländische Banken ihre Firmenkundenteams in der Schweiz verstärkt. Ist das mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein?
25. Juni 2024 • Beat Schmid

Während die Credit Suisse nach ihrer Übernahme durch die UBS im vergangenen Jahr langsam in der Geschichte verschwindet, expandieren globale Banken in der Schweiz, um vom Wunsch der Unternehmen zu profitieren, ihr Geschäft auszubauen.

Die französische BNP Paribas, die Deutsche Bank und die amerikanischen Grossbanken Citigroup und Bank of America haben in den letzten Monaten ihr Personal aufgestockt, um Firmenkunden in der Schweiz zu betreuen. Die Nachrichtenagentur Reuters hat sich bei den vier Banken umgehört.

Laut Enna Pariset, Leiterin der Schweizer Niederlassung von BNP, hat die französische Bank in der Schweiz seit 2022 rund 50 Mitarbeitende im Corporate und Investment Banking eingestellt. Davon kämen rund zehn von der Credit Suisse.

Die BNP ziele vor allem auf Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 200 Millionen Franken ab. Die Bank ist laut Pariset zur Nummer zwei auf dem Schweizer Franken-Anleihemarkt aufgestiegen und will in den Aktienrückkauf einsteigen. Chancen sieht die BNP bei kleineren Exporteuren.

Geht das Zeitfenster schon bald zu?

Etwa gleich gross ist das Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank in der Schweiz mit ebenfalls rund 50 Mitarbeitenden. Wie Veronique Voser, Leiterin der Einheit für Deutschland, Schweiz und Österreich, gegenüber Reuters sagte, ist das Team seit Anfang 2023 um 10 Prozent gewachsen, was rund fünf Stellen entspricht.

Laut Voser will die Deutsche Bank Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 500 Millionen Schweizer Franken als Kunden gewinnen. «Wir konnten sowohl neue Kunden gewinnen als auch das Geschäftsvolumen mit bestehenden Kunden steigern», sagte Voser und verwies auf ein zweistelliges Umsatzwachstum in den Jahren 2022 und 2023.

Deutlich kleiner ist das Firmenkundenteam von Citi. Die US-Grossbank hat im September 2022 begonnen, mit kleineren lokalen Unternehmen mit internationaler Ausrichtung zusammenzuarbeiten. Das Unternehmen habe von der Sorge um eine zu grosse Abhängigkeit von einer einzigen Bank und von der Kreditknappheit profitiert, sagte Hobi.

Heute beschäftigt Citi acht Mitarbeitende im Schweizer Firmenkundengeschäft und will diese Zahl bis 2028 verdoppeln. «Kurz nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse haben die Unternehmen sofort Gespräche mit ausländischen Banken wie uns aufgenommen», sagt Jürg Hobi, Leiter des Schweizer Firmenkundengeschäfts von Citi, gegenüber Reuters.

Brooke Wachtel, Leiterin des Firmenkundengeschäfts der Bank of America in der Schweiz, sagte, das Zeitfenster könnte sich bald schliessen. Die Unternehmen würden sich jetzt nach neuen Bankbeziehungen umsehen. Wachtel geht davon aus, dass sie ihre Wahl in den nächsten 12 bis 18 Monaten getroffen haben werden.

UBS-Dominanz über Jahre zementiert

Ob die ausländischen Banken mit ihren zum Teil nur marginal ausgebauten Teams und ihren eher bescheidenen Ausbauplänen tatsächlich die Grossbank UBS herausfordern können und damit einen Einfluss auf die Preisgestaltung haben werden, ist mehr als fraglich. Der Koloss UBS/Credit Suisse dürfte das Schweizer Firmenkundengeschäft noch auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dominieren.

Während der Wettbewerb im Wealth Management, im Retailbanking und bei den Grosskonzernen trotz UBS-Dominanz weiterhin spielen dürfte, ist er für kleinere und mittelgrosse Firmen, die immerhin das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft bilden, deutlich eingeschränkt.

Für die Finma stellt die Marktkonzentration kein Problem dar. Sie stellte letzte Woche in einem Entscheid fest, dass durch den Zusammenschluss der UBS mit der Credit Suisse der «wirksame Wettbewerb in keinem Marktsegment» beseitigt werde, auch wenn die UBS in «gewissen Teilsegmenten ihre Marktposition verstärken konnte». Die Wettbewerbskommission, die eine umfassende Analyse vorgenommen hat, sieht dies anders.

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