Die NZZ am Sonntag schiesst gegen die UBS. Unternehmer klagen über höhere Kreditkosten seit der CS-Übernahme. Gibt es Auflagen?
17. Juni 2024 • Beat Schmid

Nach rund achtmonatiger Bedenkzeit will die Finma ihre Überlegungen zu möglichen Auflagen wegen der Zwangsfusion von UBS und Credit Suisse veröffentlichen. Das schreibt die NZZ am Sonntag (Abo) in ihrer jüngsten Ausgabe.

Laut der Zeitung gibt es Stimmen aus der Wirtschaft, die genau dies fordern. Die UBS habe ihre Marktstellung ausgenutzt, sagt ein Investor der Zeitung. Für einen Hypothekarkredit verlange sie nicht mehr 0,55 Prozent Marge, sondern über ein Prozent. Im Windschatten der UBS hätten auch die anderen Banken an der Preisschraube gedreht. «Das ist ein Zeichen, dass der Wettbewerb eingeschränkt wurde.»

Laut NZZ am Sonntag klagen auch KMU-Unternehmer über steigende Kreditmargen. «Die UBS müsste alles daransetzen, die KMU für sich zu gewinnen. Damit hätte sie einen starken Verbündeten im Kampf gegen schärfere Regulierungen. Stattdessen maximiert sie ihre Gewinne im Heimmarkt.» Zuvor hatten auch tippinpoint und der SonntagsBlick über ähnliche Fälle berichtet.

Neubewertung oder Ausstieg

Anfang Mai berichtete tippinpoint erstmals über Unternehmen, die sich über eine Verschlechterung der Konditionen beklagten. Ein Innerschweizer KMU-Industrieller berichtete von einer Erhöhung der Kreditmarge um 40 Prozent, die «über Nacht» kam. Der Kundenberater habe ihm per E-Mail mitgeteilt, dass bei der UBS «eine neue Ära» angebrochen sei. Für den betroffenen Chef war das ein Schock, denn man hatte zuvor monatelang mit der UBS verhandelt, umso überraschender kam die Verschlechterung.

Dass die UBS an den Konditionen schraubt, ist bekannt. UBS-Chef Sergio Ermotti selbst sagte im Februar zu den Folgen der Übernahme der Credit Suisse: Kurzfristig werde es zwar schwierig sein, die Spitzenrenditen zu erreichen, die die UBS in der Vergangenheit erzielt habe, aber sein Ziel sei es, die Lücke innerhalb eines vernünftigen Zeitraums zu schliessen. «Dies erfordert eine Neubewertung und/oder den Ausstieg aus Engagements mit niedrigen Renditen».

Allerdings, und das ist das Neue: Die UBS bewertet nicht nur möglicherweise unrentable ehemalige CS-Kundenbeziehungen neu, sondern auch langjährige UBS-Beziehungen. tippinpoint liegen Beispiele von Kunden vor, welche die UBS seit Jahren als Hausbank haben.

Auch kleinere Banken betroffen

Neben Unternehmen und Immobilieninvestoren würden auch kleinere Banken die Credit Suisse «schmerzlich vermissen». Diese fungierte für viele Privatbanken als Korrespondenzbank im Dollar-Clearing. Kleinere Institute sind auf solche Dienstleistungen angewiesen, da sie keinen direkten Zugang zu ausländischen Notenbanken haben.

Wie die NZZ schreibt, hat sich die UBS nach dem Steuerstreit mit den USA vor mehr als zehn Jahren aus diesem Geschäft zurückgezogen. Nun stellt sie auch das Dollar-Clearing der CS ein. Jan Langlo, Direktor der Vereinigung Schweizerischer Privatbanken (ABPS), sagt: «Das stellt vor allem kleine Banken vor grosse Probleme, denn Alternativen sind entweder nicht vorhanden oder dann sehr teuer.» Die UBS verwahrt sich in der «NZZ am Sonntag» gegen den Vorwurf, ihre Marktmacht auszunutzen.

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