Die Financial Times macht den Streit zwischen der UBS-Spitze und den Schweizer Behörden zum grossen Thema. Dass die zum Teil kleingeistigen Anfeindungen von der Weltpresse aufgegriffen werden, schadet der UBS.
10. Juli 2024 • Beat Schmid

Der «Bruch» zwischen der mächtigsten Bank der Schweiz und den Spitzen der Schweizer Politik wird zum internationalen Thema. Die «Financial Times» schreibt heute in einer Analyse, wie es dazu kam, dass «die UBS sich mit dem Schweizer Establishment überworfen hat».

Der Beitrag des Bankenexperten bringt keine neuen Fakten, sondern zitiert bekannte öffentliche Aussagen von Sergio Ermotti und Colm Kelleher. Diese seien «die jüngste Salve in einem zunehmend erbitterten Krieg der Worte zwischen der Bank und der allmächtigen ‘Dreifaltigkeit’ der Schweiz – dem Finanzministerium, der Nationalbank und der Regulierungsbehörde Finma».

Nur 16 Monate nach der engen Zusammenarbeit bei der grössten Bankenübernahme seit der Finanzkrise 2008 streiten sich die Parteien nun öffentlich über Themen wie Managergehälter und Kapitalanforderungen, schreibt die FT. Finanzministerin Karin Keller-Sutter habe mit ihrer Kritik an Ermottis Lohn «Öl ins Feuer gegossen».

Kleinkrieg passt nicht zum hochpolierten Image

Viel Raum nehmen die zuletzt immer schärfer gewordenen Kommentare von Sergio Ermotti ein, der sich zeitweise mehrmals wöchentlich über die Wahrnehmung der UBS in der Schweizer Öffentlichkeit echauffierte. Zuletzt an der Universität Luzern, wo er allen Kritikern pauschal Unwissenheit vorwarf: «Es gibt zu viele uninformierte, populistische und angstmachende Stimmen in den Medien, in der Politik und in der Wissenschaft, auch hier an dieser Universität, die sich ausschliesslich auf die Gefahr einer Grossbank in unserem Land konzentrieren.»

Dass diese zum Teil kleingeistigen Stimmen von der Weltpresse aufgegriffen und weiterverbreitet werden, ist natürlich schlecht und schadet der UBS. Der von Ermotti immer wieder angeheizte Kleinkrieg passt nicht so recht zum hochpolierten Image des weltgrössten Vermögensverwalters.

Nur Schattenboxen?

Die Spannungen an der Spitze der Schweizer Finanzwelt hätten in Zürich zu Spekulationen geführt, dass hinter dem öffentlich ausgetragenen Streit das eigentliche Ziel stehe, der Schweizer Bevölkerung zu zeigen, dass beide Seiten nicht mehr unter einer Decke steckten, orakelt die FT (Abo).

Eine interessante These. Also alles nur Theater, damit beide Seiten besser dastehen? Möglich ist es.

«Die UBS hat dieses unglaubliche Geschenk bekommen - das Geschäft des Jahrhunderts», zitiert die FT einen Bankberater. «Jetzt wird die Regierung von der Schweizer Öffentlichkeit unter Druck gesetzt, damit es so aussieht, als sei es kein so tolles Geschäft gewesen.» Aber letztendlich bekomme die UBS die Regulierung, die man bezahlen könne, und für die Bank bedeutet das, dass sie zwangsläufig höhere Kapitalanforderungen bekommen werde.

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