Offshore-Geschäft
Der Platzhirsch DBS baut seine Teams für russische Kunden aus. Dazu rekrutiert die Bank Kundenberater von der Credit Suisse, UBP und Julius Bär.
4. Dezember 2024 • Beat Schmid

Kundenberater mit Russland-Bezug müssen nicht umlernen. Oder auf windige Finanzplätze ausweichen. Singapur, einer der härtesten Konkurrenten der Schweiz im internationalen Offshore-Geschäft, scheint kaum Berührungsängste mit russischen Vermögen zu haben.

DBS, die grösste Bank Singapurs, hat in den letzten Monaten zwei Mitarbeitende eingestellt, und somit die Zahl der russischsprachigen Private Banker im Stadtstaat auf mindestens neun erhöht. Dies berichtet Bloomberg unter Berufung auf öffentliche Unterlagen. Beide Kundenberater haben zuvor für Schweizer Banken gearbeitet. Der eine kam im Juni von der Union Bancaire Privée, der andere von der Credit Suisse beziehungsweise der UBS. Er hat seine Arbeit im September aufgenommen.

Bereits in den vergangenen zwei Jahren soll die Singapurer Grossbank bei den Russland-Desks der Schweizer Privatbanken gewildert haben. Die Neuzugänge kamen von Credit Suisse und Julius Bär. Wie Bloomberg schreibt, gilt die DBS inzwischen als eine der wichtigsten Adressen für russische Kunden in Asien. Ein Sprecher der Bank wiegelte ab und sagte, die DBS habe kein spezielles Team, das sich nur um russische Kunden kümmere.

Wie aus Dokumenten der Monetary Authority of Singapore und den Linkedin-Profilen der Kundenbetreuer hervorgeht, hat die DBS Ende 2022 drei Banker von der Credit Suisse und einen von Julius Bär eingestellt. Sie sollen russische Vermögenswerte in Singapur und Moskau verwaltet haben. Die CS-Kundenbetreuer sollen seit Ausbruchs des Krieges in der Ukraine mehr als eine Milliarde Dollar an Kundenvermögen zur DBS gebracht haben.

Ein Grund, warum DBS das Geschäft mit russischen Kunden forciert, könnte mit den Margen zu tun haben. Die Gebühren sind in der Regel deutlich höher als bei weniger problematischen Kunden. Die Regierung von Singapur ist bei der Sanktionierung russischer Banken einen eigenen Weg gegangen. Das Geschäft mit nicht sanktionierten Kunden konnte fortgeführt werden.

Mindestens 20 Millionen Dollar

Die Mindestanforderung für russische Kunden, um die Private-Banking-Dienstleistungen der DBS in Anspruch nehmen zu können, liegt bei 20 Millionen US-Dollar, was etwa dem Fünffachen des Vermögens entspricht, das andere Private-Banking-Kunden bei der Bank in Singapur halten. Die DBS bietet ihren russischen Kunden eine breite Dienstleistungspalette an, die neben Finanzanlagen auch Kreditkarten und Versicherungen umfasst.

Anders die Schweizer Banken, die viel stärker im Fokus der Amerikaner stehen. Sie haben ein strengeres Regime. Die Richtlinien sind relativ strikt: Nicht sanktionierte russische Kunden mit Wohnsitz in Russland dürfen kein Neugeschäft tätigen. So lautet die seit zwei Jahren unveränderte Regel der UBS. Das bedeutet, dass russische Kunden ihre Gelder zu einer anderen Bank transferieren müssen, wenn sie neue Geschäfte tätigen wollen. Noch härter ist die Regel für sanktionierte russische Kunden. Ihre Vermögenswerte sind und bleiben eingefroren.

Dass russische Gelder nun von Schweizer Banken zu anderen Banken wie der DBS wandern, ist also eine logische Folge der Umsetzung der Sanktionen. Die UBS lehnte eine Stellungnahme ab.

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