Wo steckt eigentlich die Finma?
Der BLKB-Chef dürfte als Good Leaver die Bank verlassen und nochmals ein volles Jahressalär kassieren – inklusive Bonus. Besser wäre gewesen, er wäre sofort zurückgetreten.
7. Juli 2025 • Beat Schmid

BLKB-Chef John Häfelfinger und Bankratspräsident Thomas Schneider brachten das Wort Verantwortung letzte Woche kaum über ihre Lippen. Immerhin musste die Bank unter ihrer Führung eine Wertberichtigung in Höhe von 105,5 Millionen Franken bekannt geben. Das ist mehr als die Hälfte des Geschäftserfolgs der vergangenen Jahre und etwa zwei Drittel des Nettogewinns.

Zum Bankgeschäft gehört es, Risiken einzugehen und Fehler zu machen. Dafür die Verantwortung zu übernehmen aber auch. Bei der BLKB scheint das nur bedingt der Fall zu sein. Das Mediencommuniqué ist so abgefasst, als fielen die Rücktritte von Schneider und Häfelfinger zeitlich rein zufällig mit dem Debakel bei der Digitalbank Radicant zusammen. Auch in der Telefonkonferenz wischte Häfelfinger das Thema Verantwortung vom Tisch wie lästige Brotkrümel. Es war Bankratspräsident Schneider, der in der Fragerunde sagte, er würde die Verantwortung für die Wertberichtigung übernehmen.

Die Finanzmarktaufsicht scheint das Spiel mitzuspielen. Beide Spitzenmanager können noch viele Monate im Amt bleiben. Laut der Mitteilung wird Bankratspräsident Schneider sein Mandat per Mitte 2026 zur Verfügung zu stellen, während CEO John Häfelfinger «entschieden hat», die Bank Ende März zu verlassen.

215'000 Franken Bonus

Damit gerät die Basellandschaftliche Kantonalbank in die einzigartige Situation, mindestens neun Monate lang von zwei Lame Ducks geführt zu werden. Aus Rücksicht auf die weitere Karriere der Bankmanager könnte man einen derart ungewöhnlichen Doppelrücktritt noch nachvollziehen. Aus Sicht der Bank ist diese Vorgehensweise jedoch nicht ideal.

Besser wäre es gewesen, wenn Häfelfinger sofort zurückgetreten wäre. Mit der Rücktrittsankündigung des Präsidenten hätte man noch warten können. Auf dieses Vorgehen hätte eigentlich auch die Finma drängen sollen. Doch stattdessen hat sie diesem seltsamen Doppelrücktritt ihren Segen gegeben. Es ist gut möglich, dass Häfelfinger dazu nicht bereit war, allein den Kopf hinzuhalten. Nur ein schwacher Verwaltungsrat würde sich darauf einlassen.

Es sieht ganz so aus, als würden beide als sogenannte Good Leaver aus der Bank ausscheiden. Das heisst: Sie dürfen sämtliche vorgesehenen Bezüge für 2025 erhalten. Gemäss Geschäftsbericht hat Häfelfinger für 2024 eine Gesamtentschädigung von 1,06 Millionen Franken erhalten, davon 215'000 Franken als Bonus. Thomas Schneider hat als Präsident 271'000 Franken erhalten. Auf Anfrage kann die BLKB-Medienstelle nicht sagen, ob Häfelfinger der Bonus für 2025 gestrichen wird. Ein Sprecher verweist auf den Geschäftsbericht 2025, der nächstes Jahr erscheinen wird.

Im Baselbiet ist der Lohn des BLKB-CEO seit Jahren ein heisses Thema. Nachdem eine Begrenzung auf 600’000 Franken von der kantonalen Politik abgelehnt wurde, wurde Ende letzten Jahres eine Volksinitiative lanciert. Sie dürfte durch die millionenschweren Eskapaden noch zusätzlichen Auftrieb erhalten.

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